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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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werden muss.«
    Ihre Schultern sind nun sauber. Er taucht den Lappen wieder ins Wasser.
    Er versucht, es vor seiner Frau zu verbergen, und vielleicht gelingt es ihm auch, aber vor ihr kann er es nicht verheimlichen. Sein Herz rast. Sein Puls hämmert. Er ist ganz auf ihre Brüste konzentriert. Mit dem tropfenden Lappen in der Hand greift er danach.
    Und in dem Moment, als er sie berührt, in der Sekunde, in der sie die Hitze spürt, reißt sie die Schraube aus der Wand, und ihre Hand schießt an seinen Hals wie eine zuschnappende Schlange, und sie lebt auf, brüllt vor Euphorie. Ihre Finger graben sich tief in die Muskeln seines Halses, und der Mann kämpft, versucht, die Hand aufzuzwingen, aber seine beiden Hände können es nicht annähernd mit der lang trainierten Kraft ihrer einen aufnehmen, und sie grinst in sein schreckverzerrtes Gesicht, während er sich windet und würgt und den Tod in ihren Augen lauern sieht.
    Das ist die Jagdlust.
    Das sind der Wille und die Kraft und die Freiheit.
    Das ist die Freude ihres Daseins.
    Er sinkt in ihrem Griff zusammen.
    Dann fliegt die Tür auf und Donner kracht.
    Er ist zurück zum Haus gerast, um die Pistole zu holen, und alles ist verschwommen, ein riesiger roter Fleck – nur einen Augenblick später ist er an Peggy und Darlin’ im Flur vorbeigelaufen, und Peg hat gefragt: Was ist?, dann läuft er die Treppe hinab und ist im Keller, wo ihm zunächst nur undeutlich bewusst wird, dass sein Vater mittlerweile mit schlaff an den Seiten herabhängenden Armen auf die Knie gesunken ist vor der Frau, die seinen Hals umklammert, und dass seine Mutter einfach mit den Händen vor dem Mund dasteht. Das Nächste, was er wahrnimmt, ist das Rucken der .45er in seiner Hand und eine Kugel, die von der hinteren Wand abprallt, an die Seitenwand und schließlich direkt neben ihm gegen die Treppe schlägt.
    Und dann steht er vor ihr und richtet die Pistole auf ihr Gesicht und hört sich selbst sagen: Loslassen!
    Die Frau zögert, sieht ihm in die Augen, als prüfte sie seine Entschlossenheit. Und lässt seinen Vater nach Luft schnappend auf den Kellerboden fallen. Er hustet heftig. Brian kann es durch das Klingeln des Schusses in seinen Ohren hören. Er bemerkt eine Bewegung hinter sich und eine entschlossene Hand, die ihn grob zur Seite stößt.
    Er findet sein Gleichgewicht wieder, gerade rechtzeitig, um seine Mutter zu sehen, die mit zusammengepressten Lippen und Tränen in den Augen der Frau einen 5 x 10-Holzbalken gegen die Schläfe schlägt. Die Frau erschlafft.
    Sie ist bewusstlos.
    Ihm fällt auf, dass er kaum geatmet hat. Er holt tief Luft.
    Seine Mutter. Wer hätte das gedacht?
    Es ist lächerlich und doch in Anbetracht der Ereignisse nicht ganz so lächerlich, aber in seinem Kopf taucht ein alter Liedtext auf, den sein Vater so gerne mag.
    Stand by your man.
    Seine Mutter wirft den Balken klappernd zu Boden und geht zu seinem Vater. Hilft ihm auf.
    »Danke«, sagt er. Seine Stimme ist schwach. Sein Blick unstet. Eine Hand hält er an den Hals. Er dreht sich zu Brian um.
    »Geh und hol mir einen Hammer und die Bohrmaschine, mein Junge«, sagt er. »Ich muss ein neues Loch bohren. Tiefer. Viel tiefer.«
    Er streckt die Hand nach der Pistole aus, und Brian gibt sie ihm.
    »Dad. Entschuldigung. Ich weiß, ich sollte nicht … aber …«
    »Schon okay, mein Junge. Das hast du gut gemacht. Richtig gut. Jetzt hol mir das Werkzeug, ja?«
    Und die Worte begleiten ihn, während er die Treppe hinaufläuft. Das hast du gut gemacht. Richtig gut.
    So etwas hat er aus dem Mund seines Vaters noch nie gehört.
    Nicht ein einziges Mal. Nie.

16
    16
    Er kann das praktisch mit geschlossenen Augen tun, so wie die meisten Dinge, die handwerkliches Geschick erfordern, doch er hat Mühe, sich zu konzentrieren, und glaubt, dass sogar Belle das bemerkt, Belle, die neben ihm steht und der Frau die .45er an den Kopf hält, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommt, während er den Ringbolzen in das neue Loch treibt, ihn jedoch bei dem Versuch, ihn bis zur Öse einzuschlagen, zweimal verfehlt, was überhaupt nicht zu ihm passt.
    Sein Problem liegt darin, dass er sich nicht ganz sicher ist, warum er das tut. Warum er sie nicht einfach gehen und ihr elendes, wildes Leben leben lässt, wie immer es ihr gefällt. Und das passt auch nicht zu ihm, unsicher zu sein. Er ist sicher in seiner Arbeit, und er ist sicher bei seiner Familie und seinen Freunden oder besser gesagt Bekannten, denn er hat eigentlich keine

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