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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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den Besten gehört. Wer ist der Vater?«
    »Vater? Sie sind ja verrückt!«
    »Ich möchte mit deinen Eltern reden, Peg.«
    Es war, als hätte sie ihr mitten ins Gesicht geschlagen. Peggy stand plötzlich steif vor ihrem Pult und trat dann einen Schritt zurück.
    »Nein. Tun Sie das nicht«, sagte sie. »Hören Sie, ich muss zur nächsten Stunde …«
    Sie hob ihren Rucksack auf und wandte sich zum Gehen.
    »Warte. Ein Moment. Ich schreib dir noch den Zettel.«
    Sie zittert, dachte Genevieve. Sie zittert am ganzen Körper. Sie hat Angst.
    Große Angst.
    Lass sie, Genevieve. Dräng sie nicht. Zumindest jetzt nicht.
    Trotzdem ließ sie sich Zeit, zu ihrem Schreibtisch zu gehen, und noch mehr Zeit, die Mitteilung für den anderen Lehrer zu schreiben. Sie wollte das Mädchen ein oder zwei Augenblicke darüber nachdenken lassen. Sich ein wenig beruhigen lassen. Sie sollte nicht so zur nächsten Stunde kommen. Vielleicht sollte sie überhaupt nicht zur nächsten Stunde gehen.
    »Ich möchte, dass du überlegst, ob du dich mir nicht anvertrauen willst, Peggy«, sagte sie. »Manchmal hilft es, wenn man jemanden zum Reden hat, oder?«
    Sie antwortete nicht. Genevieve hatte es auch nicht erwartet. Sie reichte ihr den Zettel. Das Mädchen rannte geradezu zur Tür.
    »Wann immer du willst«, sagte Genevieve.
    Belle saß im nachmittäglichen Sonnenlicht, das durch das Wohnzimmerfenster fiel, fütterte die alte Singer ihrer Mutter mit blauem Baumwollstoff und bediente routiniert mit gleichmäßigem Druck das Pedal. Chris hatte ihr letztes Weihnachten ein computergesteuertes Modell von Brother kaufen wollen, doch sie hatte gesagt, nein, die Maschine ihrer Mutter funktioniere noch ganz gut, vielen Dank. Schlimm genug, dass es schon drei Computer im Haus gab – einen in Peggys Zimmer, einen in Brians Zimmer und einen in Chris’ Büro –, und schlimm genug, dass sie alle ein Handy hatten und außerdem einen Blu-ray-Flachbildfernseher, der aussah wie ein Gerät aus Star Trek, und einen Anrufbeantworter mit Rufnummernanzeige und Anklopffunktion.
    Die modernen Zeiten konnten beim Nähen haltmachen.
    Normalerweise machte es ihr Spaß. Das letzte Mal hatte sie ein Halloween-Kostüm für Darleen genäht. Darleen wollte Peter Pan sein. Sie erinnerte sie, dass Peter Pan ein kleiner Junge war, aber sie bestand darauf. Also wurde es Peter Pan. Und zum ersten Mal hatte sie die Maschine ihrer Mutter benutzt, um ihrer drei Jahre jüngeren Schwester Suzie einen Wickelrock zu nähen, damals, als sie beide noch Jugendliche waren. Suzie hatte den Rock geliebt. Doch ihre Schwester war nach Dead River in Maine gezogen und sprach nicht mehr mit ihr. Schon seit einigen Monaten. Seit dem Abendessen bei ihnen unten an Thanksgiving, als Chris leicht angetrunken zu verstehen gegeben hatte, dass ihr Ehemann Willie, ein Automechaniker oder schmieriger Schrauber, wie Chris es auszudrücken pflegte, ein Versager sei. Er und Willie wären beinahe handgreiflich geworden. Tja, Willie war tatsächlich ein Versager. Aber Chris hätte das nicht unbedingt beim Thanksgiving-Essen verkünden müssen.
    Heute machte ihr das Nähen überhaupt keinen Spaß. Es lag daran, warum sie nähte.
    Das Kleid war einfach, leicht anzufertigen.
    Aber das Kleid war für diese Frau.
    Brian gefiel der kraftvolle Klang. Das Zischen des Wassers und das Brummen des Kompressors und jetzt auch das Klopfen gegen das Sperrholz, wodurch das wilde Bellen der Hunde in den Hintergrund gedrängt wurde. Farbsplitter flogen von dem alten verwitterten Brett.
    »Dreh es runter«, sagte sein Vater. »Aber nicht zu viel.«
    Sie hört ein seltsames Geräusch von draußen oder vielleicht auch eine Mischung aus Geräuschen, von denen sie keines einordnen kann, außer das Bellen der Hunde. Ihr Kopf pocht. Sie zieht kräftig an den Fesseln, doch dieses Mal haben sie kein Spiel. Sie wartet. Es gibt nichts anderes zu tun, als zu warten.
    Auf der Jagd hat sie Geduld gelernt. Und Wachsamkeit.

18
    18
    Cleek und Brian schleppen den Hochdruckreiniger die Treppe hinab. Verdammt schwer, das Ding, denkt Brian, obwohl er an der Oberseite trägt und der Großteil des Gewichts unten liegt. Sie stellen das Gerät ab, und sein Dad zieht noch einmal an der Winston, die ihm zwischen den Lippen hängt, und wirft sie dann weg.
    Die Frau beobachtet sie. Wirft ihnen den bösen Blick zu.
    »Sieh nach, ob die Verlängerung oben richtig eingesteckt ist, und dann geh rein und hol Mom und Peg.«
    »Kann ich nicht mithelfen?«
    »Du

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