Beuterausch
lag sie auf dem Boden, und ihr Kopf knallte so fest gegen den antiken Wohnzimmerschrank, dass die Teller darin klapperten. Sie sah, wie die Augenlider ihrer Lehrerin einmal zuckten und sich dann schlossen.
»Mein Gott, Daddy! Was hast du …?«
»Halt die Klappe, Peggy. Das ist alles deine eigene Schuld, du kleine Schlampe. Raus hier! Geh zur Scheune. Hol mir ein Seil!«
»Ein Seil? Was willst du mit einem Seil?«
»Geh! Sofort!«
»Nein!«
»Ich gehe«, sagte ihr Bruder.
Sie hörte die Haustür zuschlagen. Ihr Vater funkelte sie an. Ihr Vater wollte auch sie schlagen.
»Geh mir aus den Augen«, sagte er. »Du hast uns das eingebrockt. Du und deine süße kleine Fotze. Geh und hilf deiner Mutter.«
28
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Darlin’ versteckte sich.
Darlin’ – Darleen, ihr Name war Darleen – versteckte sich. Sie versteckte sich hinter dem Bett ihrer Schwester, weil das Bett ihrer Schwester sicher war, und hörte laute Stimmen und Dinge, die rums! machten, und sie spürte Bienen summend aus den Bodendielen aufsteigen, Bären aus dem Dunkel der Wälder kommen, und schwarze Krähen waren vor dem Fenster und wollten hinein.
Sie konnte sich nur eng zusammenrollen und ihre eigenen Knie küssen. Sie konnte hundertmal blinzeln und dabei mitzählen.
So würde sie nicht weinen.
Sie würde ihr Blinzeln und ihre Küsse zählen und nicht weinen.
29
29
Genevieve Raton erwachte am Ende eines Seils, das um ihre Handgelenke gebunden war. Ein Verrückter schleifte sie auf dem Bauch über den Hof.
Sie sah Scheinwerfer über dem offenen Tor einer Scheune. Sie spürte harte Erde und feuchte Grasflecken. Hörte Hunde bellen. Es fühlte sich an, als würden ihre Arme aus den Gelenken gerissen. Sie sah den Jungen, der grinsend neben ihr ging.
Sie schob ihre Beine nach vorn und versuchte aufzustehen, doch er zog sie zu schnell weiter, und sie fiel wieder hin und schlug mit dem Kinn auf. Sie schmeckte Blut. Spürte einen stechenden Schmerz an der Innenseite ihrer Wange.
»Cleek!«
Sie spuckte Blut in seine Richtung. Er drehte sich nicht einmal zu ihr um. Zerrte sie einfach weiter. Sie warf sich von einer Seite auf die andere, kratzte sich die Hüften auf.
»Cleek!«
Sie sah Peggy, die von irgendwo hinter ihr zu ihm rannte, an seinem Arm zog, versuchte, ihn aufzuhalten.
»Daddy! Hör auf! Das kannst du nicht machen! Sie ist meine Lehrerin, Daddy. Sie ist meine …«
»Freundin? Wolltest du das sagen? Deine Freundin kommt her, um dich als die kleine Hure zu entlarven, die du bist?«
Genevieve schaffte es, sich auf den Hintern zu drehen, grub ihre Füße in den Boden wie bei einem Rodeo und riss an dem Seil. Einen Augenblick lang geriet er aus dem Gleichgewicht. Dann riss er ebenfalls, und sie lag wieder auf dem Bauch.
Sie waren kurz vor der Scheune.
»Daddy, du kannst nicht …«
Er packte seine Tochter am Arm und schleuderte sie zu Boden. Zog das Seil die letzten Schritte weiter und band das Ende an den Griff des Scheunentors. Dann ging er zu Peggy, die benommen im Dreck hockte.
»Daddy, du kannst nicht«, sagte er. »Du kannst dies nicht, du kannst das nicht! Ich hab verdammt noch mal die Schnauze voll von dem ewigen du kannst nicht und den Frauen in dieser Familie! Deine Mutter, deine idiotische Schwester, du!«
Genevieve richtete sich auf einem Knie auf. Dann stand sie auf den Füßen.
»Bitte«, sagte sie. »Lassen Sie mich einfach gehen. Ich sage niemandem etwas, das verspreche ich.«
Ihre Stimme klang heiser und in ihren eigenen Ohren wie aus weiter Ferne.
Von hinten schlug Brian ihr mit einem Stock auf den Kopf. Sie hatte den Stock nicht gesehen. Es tat verflucht weh.
»Halt die Klappe, Fräulein«, sagte er.
»Das gilt für alle Frauen«, sagte Cleek. Er war jetzt richtig in Fahrt. »Ich hab die Schnauze voll von den ganzen miesen Schlampen. Ihr seid Blutsauger, jede einzelne von euch! Ihr saugt die Männer aus. Die Männer schuften jeden Tag wie Tiere, und ihr saugt sie aus!«
Er bückte sich, griff nach dem Ausschnitt von Pegs Sweatshirt und zerrte sie auf die Beine. Dann packte er den Stoff mit beiden Händen und schüttelte sie. Peg schlug wild auf ihn ein.
Genevieve hatte nicht vor mitanzusehen, wie dieser Mann seine eigene Tochter verprügelte.
»Aufhören!«, sagte sie. »Hören Sie sofort auf!« Und dieses Mal war ihre Stimme klar.
Brian schlug ihr aufs Ohr. Sie strauchelte und wäre beinahe zu Boden gegangen. Sie drehte sich um, um ihn sich zu schnappen, doch er tanzte lachend aus ihrer
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