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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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sie sich geirrt hatte, dass nicht drei, sondern vier Hunde im Käfig waren, doch sie hatte weder Zeit noch Gelegenheit, sich darauf einzustellen, denn der Hund draußen schlich sich Stück für Stück näher, während Genevieve gegen alle Wahrscheinlichkeit hoffte, der dort drinnen würde es bei einem Knurren belassen, und als das Ding sie brüllend ansprang – das Ding, das statt Augen nur leere Höhlen hatte, dessen Haut aussah wie geschmolzenes rosafarbenes Wachs, ein menschliches Wesen, ja, aber mit dem Körperbau eines Pitbulls – als dieses Kind-Ding seine Zähne in das Fleisch zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter und die gelben gesprungenen Klauen in ihre Arme grub, konnte sie nur mit den gefesselten Händen nach hinten greifen und versuchen, es herunterzuziehen, und schreien und schreien.
    »Brian! Spritz Agnes an!«, rief sein Vater, und er gehorchte und amüsierte sich prächtig dabei, erwischte den Hund mitten im Gesicht, trieb ihn zurück und lauschte Ratons Schreien.
    »Okay, Schwester«, brüllte er, »zeig mal, was du draufhast!«
    Im Haus hörte Belle die Schreie, und auch ihrer Tochter entgingen sie nicht, sie wollte sie nicht loslassen, klammerte sich an sie, als hinge ihr Leben davon ab, und Belles Rippen schrien ebenfalls. Schließlich schob sie das Mädchen weg und hielt sie auf Armlänge entfernt.
    »Darlin’? Kleine? Ich möchte, dass du sofort wieder in dein Zimmer gehst. Schließ die Tür ab und komm nicht raus. Komm nicht raus, wenn nicht Mama oder Peggy dich holt, okay?«
    Sie wand sich in Belles Griff, und Tränen liefen über ihr Gesicht.
    »Neiiin … ich will hierbleiben … bei dir …«
    »Das geht nicht, Schätzchen. Tu jetzt, was ich gesagt habe. Es ist wichtig, wirklich wichtig. Ja?«
    Sie ließ ihre Tochter los und drehte sie herum und gab ihr einen kleinen Schubs. Darlin’ rannte zur Treppe.
    Belle wandte sich ab, um herauszufinden, was zum Teufel da los war.
    Das Kind-Ding zerrte an ihr, bohrte die Fingernägel durch die Kleidung in das nackte Fleisch, riss an ihrem Rücken, und sie hörte sich selbst stumpfsinnig sagen: geh weg, geh weg, geh weg, und sie versuchte, es abzuschütteln, und zappelte wild herum, sodass sie schließlich auf dem Wesen landete und die Luft aus seinen Lungen zischen hörte und den widerlichen Atem im Gesicht spürte, doch dann ließ es sie los, und für einen Moment war sie frei.
    Sie drehte um und kroch zurück, bis sie gegen den Maschendraht des Käfigs stieß, und bemerkte, dass sich durch das ganze Gefuchtel zumindest das Seil um ihre Gelenke gelockert hatte – ihre linke Hand hatte Spiel. Sie klammerte sich an den Maschendraht und wollte aufstehen, aber sie hatte keine Kraft in den Beinen. Das Kind-Ding schlich sich an sie heran, genau wie der Hund es getan hatte. Es knurrte. Dann bellte es sie an. Eigentlich war es die schrille Imitation eines Bellens.
    Du bist kein Hund, dachte sie, du bist menschlich.
    Und irgendwie war es aus diesem Grund noch viel schlimmer.
    Sie versuchte erneut aufzustehen und fiel hin und zerrte an dem Seil. Ihr Gesicht war nass. Sie bemerkte, dass sie weinte, und in diesem Moment machte das Kind-Ding einen Satz und versenkte die Zähne in ihrem Fußgelenk. Sie spürte Knochen brechen und kreischte und taumelte nach vorn, fühlte Adrenalin in ihren Adern brennen wie hochprozentigen Schnaps, und mit einem Mal war ihre linke Hand frei, und sie schlug nach dem Ding und bohrte ihre Nägel dorthin, wo eigentlich das Auge sein sollte – in eine leere Höhle –, und das Kind stieß einen erschrockenen Kinderschrei aus und schlug die Hände vors Gesicht. Dann schüttelte es den Kopf wie ein nasser Hund und sprang sie wieder an, Blut und Sabber flogen durch die Luft.
    Es kratzte über ihren Bauch und packte ihn. Kein Hund war zu so etwas fähig. Kein Hund konnte sich an ihr festhalten und sich hochziehen, während er mit der anderen Hand ihre Brust packte, um weiter hinaufzuklettern. Und das Letzte, das sie hörte, ehe die Zähne ihren Hals fanden, war die Stimme des Vaters, der sagte: Dreh es ab, Junge, und da wusste sie, das war das Ende – das Ende von Genevieve Raton –, und ihr letzter Gedanke war: Dorothy.
    Brian dreht das Wasser ab und blickte zu seinem Vater. Sein Vater stand einfach da, ausdruckslos, und ließ die Arme an den Seiten herabhängen.
    Dann sah Brian zu, wie die Hunde über sie herfielen.

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    33
    Die Frau hört alles. Die Schreie, das Kläffen der Hunde, die Stimme, die denen der Hunde ähnelt, aber

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