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Beuterausch

Beuterausch

Titel: Beuterausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucky Jack & McKee Ketchum
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zurück. Knurrend und fletschend. Scheiß auf Mama Agnes. Lily und George flohen zur Rückwand des Käfigs.
    »Sorg dafür, dass die beiden dahinten bleiben.«
    »Bitte«, sagte Raton. »Hören Sie auf. Ich schwöre, ich verrate nichts. Nichts von all dem ist jemals passiert, okay?«
    Sie flehte seinen Vater an. Brian gefiel es.
    Seinen Vater schien es einen Dreck zu kümmern. Er band einfach das Seil vom Gitter los, öffnete die Käfigtür, zerrte sie an der kurzen Leine zur Hundehütte und stieß sie davor zu Boden. Agnes knurrte. Es richtete sich nicht gegen Raton, sondern gegen seinen Vater. Sein Vater reagierte wie immer. Er knurrte zurück und drohte der Hündin mit dem Handrücken. Sie hatte, seit sie ein Welpe war, schon oft damit Bekanntschaft gemacht. Bellend wich sie zurück.
    Sein Vater zog die Käfigtür zu.
    Genevieve beobachtete den Hund. Beobachtete den Hund, der sie beobachtete. Seine Augen jagten ihr höllische Angst ein. Der Blick war wild, als wäre der Hund ein Wolf in der freien Natur und kein gezähmtes Tier im Käfig.
    Draußen vor dem Gitter stand der Junge und hielt immer noch den Schlauch auf die anderen beiden Hunde gerichtet. Aber nicht auf den hier.
    Er pirschte sich heran. Kam langsam näher.
    Sie wusste, dass sie den Hund keine Sekunde aus den Augen lassen durfte. Wenn sie das tat, würde er angreifen. Aber sie könnte sich langsam seitwärts entfernen, sodass sie mit dem Rücken vor der Hundehütte stand – oder vielleicht sogar in die Hundehütte kriechen, wo sie zumindest von drei Seiten geschützt wäre. Von dort aus könnte sie das verdammte Vieh mit Fußtritten verjagen.
    Also versuchte sie es.
    Keine gute Idee, hörte sie Cleek sagen. Schon mal was von Anophthalmie gehört?
    Aber da war es schon zu spät.

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    Die Frau ist in Gedanken bei ihnen, draußen bei den Hunden. Sie hört ihre Lebensgeister, etwas Ungezähmtes in ihnen. Diese Wildheit tröstet sie. Sie erinnert sie daran, dass Zähne und Klauen ein wesentlicher Bestandteil der Welt und jeder Kreatur in ihr sind. Dass nichts in der Wildnis ohne eine große Niederlage und einen großen Sieg stirbt. Dass keine Kreatur jemals dazu bestimmt war, in einem Käfig zu leben. Oder an feuchten dunklen Orten wie diesem hier.
    Sie hört Schlüssel klimpern, und einen Augenblick später öffnet sich die Tür.
    Das Mädchen kommt schnell herunter. Schaltet das Licht an. Bleibt dann atemlos stehen, um sie anzusehen.
    Hinter ihr kann sie jetzt die brutalen Stimmen der Hunde deutlicher wahrnehmen. Sie riecht die Angst des Mädchens. Angst und noch etwas anderes. Vielleicht Wut. Ja. Und Fürsorge. Das Mädchen beschützt jemanden. Vielleicht das Baby in ihrem Bauch.
    Beschützt sie das Baby vor ihr? Sie stellt keine Bedrohung dar. Nicht in dieser Lage.
    Doch dann tut das Mädchen etwas sehr Überraschendes. Die Frau hätte es niemals erwartet.
    Sie kommt zu ihr, blickt ihr kurz ins Gesicht und bückt sich dann und beginnt, die Schelle an ihrem linken Knöchel aufzuschrauben.

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    Das Kind war seit zehn Jahren auf der Welt, doch es hatte keinen Begriff von Zeit. Es war weiblich, aber auch davon wusste es nichts.
    Sie kannte nur die Hundehütte und die gelegentlichen Vorstöße nach draußen, um sich zu erleichtern oder die Glieder zu bewegen oder Essen zu stehlen von den anderen, die im Gegensatz zu ihr selbst behaart waren – sie hatte sich mit ihnen gegen die Kälte zusammengedrängt, geschlafen, während die anderen sich um sie kringelten, ihrem Atem gelauscht, der anders war als ihr eigener.
    Für sie war die Welt immer dunkel. Auch wenn die Dunkelheit verschiedene Abstufungen hatte.
    Sie konnte sich selbst riechen. Sie konnte die anderen riechen. Deshalb wusste sie, dass sie sich von ihnen unterschied, aber sie hätte nicht sagen können, in welcher Hinsicht, außer dass sie unbehaart war und dass die anderen nicht nach Dingen greifen und sie festhalten konnten. Ihre eigenen Zähne waren lang, doch die der anderen waren länger. Auch die Ballen an ihren Füßen waren härter. Die anderen waren lang und schlank, sie selbst war dick und plump.
    Ansonsten waren sie eine Familie.
    Als sie ihren Zorn und ihre Empörung hörte, empfand sie daher dasselbe – und sie drückte sich gegen das Holz hinter sich und wartete darauf, dass die dunklen Formen und Schatten noch dunkler wurden. Das bedeutete Bewegung. Ein Eindringling.
    Vielleicht die Hand, die Schmerzen zufügte.
    Sie hörte ein tiefes Knurren hinter sich und bemerkte, dass

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