Beuteschema: Thriller (German Edition)
Polizei-Groupie herumgemacht, als Sie die Sache bearbeitet haben?«
» Weiß ich nicht mehr«, sagte Nick. » Frankie hat wahnsinnig viel herumgevögelt.«
Er starrte auf die Scheinwerfer entgegenkommender Fahrzeuge, die an ihnen vorbeihuschten. Zack. Zack. Zack.
Er lief den Flur entlang. » Jenny, ich komme«, schrie er …
» Der Boss ist in heller Aufregung, weil es sich um einen Wiederholungstäter handeln könnte…«, leierte Wilkes weiter, während Nick in die entgegenkommenden Scheinwerfer sah. Zack. Zack. Zack.
Er nahm zwei Stufen auf einmal. Verfehlte eine. Fiel aufs Gesicht und spürte, wie das Blut aus seiner Nase lief, als er aufstand …
» …und wir können nicht zulassen, dass sich die Leute nicht mehr nach Coney Island trauen. Er will jemanden dabeihaben, der den Fall vom letzten Jahr kennt.«
Peng! Zack! Er hörte den Schuss losgehen, als er im Dunkeln in das Zimmer stolperte. Er lief zu ihr, und er wusste in der Sekunde, in der er sie sah, dass die Brustwunde tödlich war. Sie rang keuchend um ihre letzten Atemzüge …
» Wo zum Teufel sind Sie?«, hörte er Wilkes fragen.
» Hier, Boss«, sagte Nick und schüttelte die Bilder ab.
» Hören Sie gut zu«, warnte ihn Wilkes. » Ich habe mich bei dieser Geschichte für Sie eingesetzt. Sie kehren nur einstweilig zu uns zurück. Also vermasseln Sie es nicht.«
Die Neonlampen des Riesenrads von Coney Island tauchten Nick in ein ungesund aussehendes Licht, als er sich durch die Menschenmenge des Sommerabends in Richtung Strand schlängelte. Die Nacht war schwülwarm. Nicks Hemd war durchgeschwitzt und sein Haar verfilzt. Als er sich unter dem gelben Absperrband hindurchbückte, ließen ihn die Leierkastenmusik und das derbe Gelächter nur umso angespannter werden bei dem Gedanken, was ihn wohl erwartete.
Ross, der stellvertretende Medical Examiner, zog das weiße Laken zurück, mit dem das Opfer bedeckt war, als sich Nick und Wilkes näherten. Nick sah sofort, dass ihre Augen weiß waren. Vollkommen weiß. Zuerst dachte er, er sei vom Kamerablitz des Polizeifotografen geblendet worden. Aber als er sich neben die Leiche kniete, kam sein Sehvermögen zurück, und er bemerkte die roten Flecken um beide Augen des Opfers und erkannte rasch, was los war.
» Dieser irre Scheißkerl hat ihr die Iris weggebrannt«, sagte er zu Ross, der neben Wilkes hinter ihm stand. » Mit einer Art Säure?«
» Das weiß ich erst, wenn ich sie aufgemacht habe«, erwiderte Ross trocken und gähnte verstohlen. » Das hat der Täter letztes Jahr nicht getan, oder?«, fügte er an.
» Nein, letztes Jahr hat er die Augen des Opfers mit Klebeband verschlossen«, sagte Nick. » Falls es derselbe Kerl ist.«
» Ich habe Sie rufen lassen, weil sich die Opfer auf jeden Fall sehr ähneln«, sagte Ross.
In dieser Hinsicht liegt er richtig, dachte Nick, während er das nackte Mädchen vor ihm betrachtete. Sie schien um die zwanzig zu sein, kurzes blondes Haar, trotz der Verätzungen umwerfend schön. Glatte, wohlgeformte Beine, die zu einer enthaarten Scham führten. Darüber eine schlanke Taille und mehr als volle Brüste. Über einer von ihnen baumelte das ausgefranste Ende des Seils, mit dem der Täter sie erdrosselt hatte.
Fast ein Jahr zuvor hatte sich Nick den Mordfall eines jungen blonden Mädchens geangelt, das diesem hier sehr ähnlich gesehen hatte, bis auf die Schamhaarentfernung. Man hatte es in ähnlicher Stellung nur wenige Meter von einem Jahrmarkt entfernt gefunden, der im Schulhof von St. Jude auf Manhattans Upper Westside stattfand. Ross hatte auch damals die Obduktion durchgeführt. Und obwohl Nick nie viel von seinen Fähigkeiten gehalten hatte, war Ross heute Abend sein Erretter, denn er hatte Nick aus dem Polizisten-Fegefeuer ins Gelobte Land befördert, was in diesem Fall das Arschende von Brooklyn war. Und das alles, weil man ein schönes blondes Mädchen mit einer ähnlichen Signatur, das nach einer ähnlichen Vorgehensweise ermordet worden war, einen Steinwurf von der legendären Zyklon-Achterbahn entfernt gefunden hatte, diesem traurigen Rest des Coney Island Vergnügungsparks.
» Sie haben ein verdammt gutes Gedächtnis, mein Freund«, sagte Nick zu Ross, und es klang fast wie ein Kompliment. » Die Opfer sehen sich ähnlich. Und die Umstände sind es auch.«
Ross fing den ungewohnt freundlichen Ton in Nicks Lob auf. » An einem Samstagabend zu diesem Scheißrummel hier rausgeschleift zu werden, war das Letzte, worauf ich scharf war.«
Noch
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