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Beuteschema: Thriller (German Edition)

Beuteschema: Thriller (German Edition)

Titel: Beuteschema: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Baer , Jonathan Greene
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zu Hause herum«, erwiderte Nick und bemühte sich, locker zu klingen.
    » Ich habe eine gute Nachricht. Ihr Partner ist wach und quasselt, was das Zeug hält. Gibt sich selbst die Schuld, weil er ohne Unterstützung in den U-Bahn-Schacht gegangen ist.« Wilkes wartete auf eine Reaktion von Nick, aber es kam keine. » Er wird mit fünfundsiebzig Prozent Gehalt in den Ruhestand gehen. Sagt, er wurde verletzt, weil er Mist gebaut und Quimby verloren hat.«
    Er hat mir das Leben gerettet. Er hat keinen Mist gebaut, dachte Nick. » Ich muss Schluss machen, Lieutenant. Jemand ist an der Tür. Bis morgen.«
    Nick schaltete das Gerät aus. Er musste los, er war schon spät dran.
    Das Licht von Dr. Mangones Augenspiegel war so grell, dass es schmerzte.
    » Wird es schlimmer?«, fragte Nick.
    » Ich fürchte, ja«, antwortete Dr. Mangone und spähte durch den großen Apparat tief in die dunklen Pupillen von Nicks graublauen Augen.
    » Wie lange noch?«
    » Ein Jahr. Vielleicht ein bisschen länger, wenn Sie Glück haben«, sagte der Arzt mit seinem schweren Bostoner Akzent. » Sie fahren nachts nicht Auto, oder?«
    » Nein«, log Nick.
    Dr. Mangone musterte ihn. » Ich muss Sie etwas fragen, Mr. Barton. Vor wem verheimlichen Sie Ihren Zustand?«
    Mr. Barton. Er konnte sich nie daran gewöhnen, dass ihn der Arzt so nannte.
    Nick hatte vor fünf Jahren zum ersten Mal bemerkt, dass etwas nicht stimmte, als er spätabends zu Hause eine Treppe hinuntergefallen war. Er tat es mit Müdigkeit ab, doch als er in der Woche darauf auf ein parkendes Auto prallte, bekam er es mit der Angst. Es war dunkel gewesen, und der Wagen war plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Nick ließ sich einen Termin bei einem Augenspezialisten geben, der mit der New Yorker Polizei zusammenarbeitete, weil er dachte, er würde vielleicht eine Brille brauchen.
    Doch bevor er zu seiner Untersuchung ging, schaute er die Symptome im Internet nach: Nachtblindheit und Verlust des peripheren Sehvermögens– das waren die Merkmale von Retinitis pigmentosa, einer unheilbaren Augenkrankheit, die mit Blindheit endete. Wenn Nick tatsächlich darunter litt, wäre seine Polizeilaufbahn in dem Moment zu Ende, in dem sie diagnostiziert wurde. Das Risiko durfte er nicht eingehen, deshalb hatte er seinen Termin bei dem Polizeiarzt abgesagt und Dr. Mangone aufgesucht, einen Experten in der Behandlung von RP . Er praktizierte in Boston, weit genug entfernt, damit es niemand herausfinden würde. Mangone hatte Nicks Eigendiagnose rasch bestätigt.
    Doch jetzt fiel Nick partout keine angemessene Antwort auf die Frage des Arztes ein. Er verbarg seinen Zustand vor seinem Chef, seinen Freunden, vor allen, einschließlich sich selbst. Statt zu lügen, sagte er gar nichts. Dr. Mangone stand auf und schob das Ophthalmoskop beiseite. Nick nahm das Kinn von der Kinnstütze und lehnte sich zurück.
    » Hören Sie«, begann der Arzt, » was Sie mit Ihrem Leben anstellen, geht mich nichts an, solange es sich nicht auf Ihren Zustand auswirkt oder Sie oder andere in Gefahr bringt.« Er schüttelte den Kopf. » Ich bin fast so weit, dass ich Sie nach Ihrem richtigen Namen fragen will.«
    Nick war froh, dass sich Dr. Mangone für ihn und die Auswirkungen, die seine heimtückische Krankheit auf sein Leben haben würde, interessierte.
    » Sie bezahlen mich bar, keine Versicherung«, fuhr der Arzt fort. » Ihre Adresse ist ein Postfach. Und ich habe nicht viele Klienten, die eine Waffe tragen.«
    Nick schaute auf sein Bein hinunter. Das untere Ende seines Knöchelhalfters schaute aus dem Hosenaufschlag heraus. Verdammt.
    » Es ist kompliziert, Doc«, sagte er.
    Dr. Mangone seufzte. » Sie werden es mir nicht verraten, hab ich recht?«
    » Ich kann nicht«, sagte Nick.
    » Dann hören Sie mir gut zu. Es ist ausgeschlossen, dass Sie deutlich sehen, worauf Sie zielen– vor allem nicht nachts. Wenn Sie sich in einer Situation wiederfinden, in der Sie schießen müssen, ist die Gefahr mehr als groß, dass Sie die falsche Person treffen.«
    Wenn Sie nur wüssten, Doc.
    Nick blickte aus dem Fenster in die Nacht hinaus, während der Zug in Richtung New York unterwegs war. Die hellen Straßenlampen der Städte entlang der Bahnlinie sausten vorbei wie Blitzlichter. Er schloss die Augen, als könnte er den heutigen– und den gestrigen– Tag auf diese Weise ungeschehen machen.
    Nick sah sich durch seine Wohnung laufen, vorbei an den Familienfotos an den Wänden. Sah sich durch den U-Bahn-Tunnel hetzen.

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