Beuteschema: Thriller (German Edition)
ertönte eine Stimme hinter ihnen. Es war ein Arzt, der Ausweis um seinen Hals identifizierte ihn als Gavin Lester, Leiter der Notfallabteilung.
» Wir sind von der Polizei, Doc«, sagte Savarese und zeigte auf Nick. » Er ist der Partner von Detective Wessel.«
» Kümmern Sie sich um ihn?«, fragte Nick.
» Ja«, antwortete Lester. » Wir versuchen, ihn für die Operation zu stabilisieren.«
» Wird er durchkommen?«, brachte Nick heraus und fürchtete sich vor der Antwort.
» Wenn wir es schaffen, dass die Gehirnschwellung zurückgeht, hat er eine Chance.«
Nick stieß die angehaltene Luft aus.
» Aber das ist die gute Nachricht«, sagte Lester, als hätte er die gleichen Worte schon einige Male zu oft gesagt. » Sein rechtes Waden- und Schienbein sind zerschmettert.«
» Und das bedeutet, Doc?«, fragte Nick und hoffte, es war nicht das, was er befürchtete.
» Wir flicken sein Bein wieder zusammen, aber es wird nie mehr so sein wie zuvor.«
Seine Tage bei der Polizei sind vorbei, dachte Nick.
» Danke, Doktor«, war die einzige Antwort, die er herausbrachte.
Lieutenant Wilkes blickte jetzt in ihre Richtung. Nick sah, wie er sich leise bei Wessels Frau entschuldigte, dann kam er zu ihnen herüber.
» Was hat der Arzt gesagt?«, fragte Wilkes.
» Nur dass sie versuchen, ihn für die OP hinzukriegen.«
» Ich brauche Sie wieder in der U-Bahn«, sagte Wilkes zu Savarese und gestikulierte in Richtung Debby. » Sie ist fix und fertig, und bis jetzt konnte niemand Tommys Eltern erreichen, deshalb muss ich hierbleiben.«
» Bin schon unterwegs, Boss«, sagte Savarese und sah zu Nick.
» Ich komm schon klar«, sagte Nick und las den Blick richtig. » Ich werde nach Hause fahren.«
Savarese nickte und eilte davon. Wilkes sah zu Debby hinüber.
» Soll ich Sie vorstellen?«
Es war das Letzte, was Nick wollte. » Ich glaube, das packe ich nicht, Lieutenant«, sagte er.
» Wurden Sie eigentlich schon untersucht?«, fragte Wilkes.
» Ich bin nicht verletzt, Lou«, sagte Nick.
» Der Doktor soll Sie trotzdem checken«, befahl Wilkes. » Dann fahren Sie nach Hause, duschen und kommen wieder ins Büro. Ich will jeden Ort erfahren, an dem sich dieser Quimby verstecken könnte. Und wir haben Catherine Mills’ Eltern endlich ausfindig gemacht. Sie wohnen irgendwo in Ohio und sind auf dem Weg hierher. Müssten morgen früh hier sein…«
» Ich nehme mir morgen frei«, unterbrach ihn Nick. Es war ihm herausgerutscht, ehe es ihm bewusst war.
Wilkes setzte sein Kürbislächeln auf. » Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Späße, Nick.«
» Es ist kein Witz. Ich werde morgen nicht kommen.«
Sein Boss sah ihn lange an. » Wirklich? Da läuft ein Verrückter in der Stadt herum, der blonde Frauen ermordet und ihnen die Augen ausbrennt und der Ihren Partner beinahe unter die Erde gebracht hätte, und Sie nehmen sich einen Tag frei?«
» Ich brauche einen Tag für mich«, sagte Nick schlicht. » Wenn Sie ein Problem damit haben, schicken Sie mich zurück zu Central Booking.«
Wilkes las Nicks Gesichtsausdruck. » Hören Sie, Nick«, begann er. » Wenn Ihnen das alles zu viel ist, wenn Sie noch nicht so weit sind…«
» Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht damit fertig werde«, unterbrach Nick. » Ich brauche nur einen Tag frei. Ist das zu viel verlangt?«
Wilkes dachte daran, was Nick im letzten Jahr durchgemacht hatte. » Wenn es Ihnen so viel bedeutet, springe ich selbst für Sie ein.«
» Danke, Boss.«
» Ihren Dank können Sie sich schenken. Ich habe mich schon verdammt weit aus dem Fenster gelehnt, als ich Ihnen Ihren Job zurückgab«, schimpfte Wilkes. » Sie werden mich nicht wie einen Trottel dastehen lassen, oder?«
» Das werde ich nicht, Lou. Ich verspreche es.«
Und beim Hinausgehen hoffte Nick, er würde dieses Versprechen halten können.
Zwanzig Stunden später, am Dienstagnachmittag, stand Nick Lawler auf dem Bahnsteig des Bahnhofs Back Bay in Boston, wo er soeben aus einem Zug aus New York gestiegen war.
Er konnte sich nicht erinnern, schon einmal so erschöpft gewesen zu sein. Dennoch wusste er jetzt, dass es richtig gewesen war, diesen Ausflug zu machen. Sein Pflichtgefühl und sein schlechtes Gewissen, weil er sich den Tag in einer so kritischen Zeit freinahm, hatten ihm trotzdem während der Fahrt zugesetzt.
Nicks Handy läutete. Es war Lieutenant Wilkes.
» Na, ruhen Sie schön aus, Nick?«, fragte Wilkes mit erzwungener Freundlichkeit.
» Ja, Lou. Ich hänge nur
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