Beuteschema: Thriller (German Edition)
komme … Peng. Der Mündungsblitz durchschnitt die Dunkelheit. Er rannte ins Schlafzimmer. Ihre Augen standen weit offen, sie war sofort tot gewesen. Blut lief aus der Austrittswunde in ihrem Rücken und breitete sich über die weißen Laken aus …
Läuten … Läuten …
Nick setzte sich mit einem Ruck auf. Er war eingeschlafen. Das läutende Telefon auf dem Nachttisch gehörte nicht zu seinem immer wiederkehrenden Albtraum. Er griff danach, ohne nachzusehen, wer dran war.
» Ja?«
» Wachen Sie auf und ziehen Sie sich an«, ertönte die unverkennbare Stimme von Lieutenant Wilkes.
» Was ist los. Lou?«, fragte Nick benommen.
» Sie hatten Ihren freien Tag. Quimby hat noch ein Mädchen getötet.«
Nick war plötzlich hellwach und hatte den Kugelschreiber in der Hand. » Wo?«
» Central Park«, sagte Wilkes. » Neunzigste, beim See.«
» Bin schon unterwegs, Boss.«
» Das will ich Ihnen auch geraten haben.«
Nick legte auf.
Er hat wieder getötet. Während ich fort war.
Nick griff nach seiner Brieftasche und wühlte nach dem Zettel, der sich noch darin befinden musste. Er entfaltete ihn und zögerte kurz. Noch vor einem Jahr hätte er nicht im Traum daran gedacht, das zu tun, was er jetzt tun würde. Aber seitdem war zu viel passiert, und fast nichts davon war gut gewesen. Und Nick konnte das Gefühl nicht abschütteln, dafür verantwortlich zu sein, dass Quimby wieder getötet hatte.
Langsam griff er zum Telefon und wählte, immer noch widerstrebend, die Nummer von Claire Waters.
11
Claire sah aus dem Fenster, während Nick das Zivilfahrzeug durch die Menge der Rettungsfahrzeuge manövrierte, die sich beim Central Park Reservoire versammelt hatten. Eine Reihe Übertragungswagen von Nachrichtensendern stand nicht weit entfernt mit hoch in die Luft gereckten Antennen bereit, um in die Metropolregion hinaus zu senden, was immer an grausamer Story auf sie warten mochte.
Ein Serienmörder läuft frei herum. Er hat erneut zugeschlagen. Und er ist mein Patient.
War mein Patient, korrigierte sich Claire.
Curtin hatte ihr befohlen, sich den vorangegangenen Tag freizunehmen, und sie hatte ihn zu Hause verbracht, ohne die Wohnung auch nur einmal zu verlassen. Sie hatte lang aufgeschobene Lektüre nachgeholt und sich schließlich so weit entspannt, dass sie an Ian geschmiegt in einen tiefen Schlaf gesunken war. Dann hatte Nick Lawlers Anruf sie mitten in der Nacht geweckt und daran erinnert, dass an eine echte Entspannung erst wieder zu denken war, wenn Todd Quimby gefasst war.
Am Telefon war Nick sehr höflich gewesen, fast schon kleinlaut. Er dankte Claire für Quimbys Adresse und erklärte, dass Tommy Wessel lebensgefährlich verletzt worden war. Er tat Claire leid, sie wusste, wie schwer es ihm fallen musste, die schlechte Nachricht zu überbringen, und sie wartete auf die Bitte, die unweigerlich kommen musste.
» Es hat noch einen Mord gegeben«, sagte Nick. » Wir müssen diesen Quimby stoppen, und Sie kennen ihn besser als wir.« Dann bat er sie beinahe flehentlich, ihn zum Tatort zu begleiten. Trotz Curtins Ermahnung, sich herauszuhalten– er hatte ihr am Vortag erklärt, Quimby sei nun ein Problem der Polizei–, zögerte sie keinen Augenblick.
Sie legten die kurze Strecke von ihrer Wohnung zum Central Park schweigend zurück. Claire hatte seit Amys Verschwinden in keinem Polizeiauto mehr gesessen, aber das Erlebnis des Neuartigen verflüchtigte sich schlagartig, als sie sah, wie eine leere Bahre aus dem Wagen des Gerichtsmediziners geladen wurde.
Lieutenant Wilkes stieg aus seinem alten, zivilen Crown Victoria, als Nick neben ihm hielt. Er blickte finster zu Claire auf dem Beifahrersitz.
» Wer zum Teufel ist das?«, fragte Wilkes, als Nick aus dem Wagen stieg. Wilkes trug Jeans und ein Sweatshirt, und sein normalerweise sorgsam frisiertes rotes Haar stand kreuz und quer; offenbar kam er direkt aus dem Bett.
» Quimbys Psychiaterin.«
» Sie bringen eine Psychiaterin an den Tatort mit?«
Claire war inzwischen ebenfalls ausgestiegen und hörte Wilkes Bemerkung. Sie beschloss, ihn mit Freundlichkeit zu schlagen. » Claire Waters«, sagte sie und streckte die Hand aus. » Soviel ich weiß, kennen Sie meinen Boss, Paul Curtin.«
Wilkes gab ihr die Hand und zog ihr gleichzeitig die Beine weg. » Ja, ich kenne ihn«, sagte der Lieutenant. » Und wenn die Sonne aufgeht, werde ich ihn anrufen und ihm raten, sich selbst untersuchen zu lassen, weil er Sie hierherschickt.«
» Er weiß nicht,
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