Beuteschema: Thriller (German Edition)
Heidenangst machte.
» Hören Sie, gute Frau, ich habe mich bereit erklärt, Lieutenant Hart zu treffen, weil er sagte, er habe einige Fragen. Wovon Sie reden, weiß ich nicht und…«
» Was hast du mit ihr gemacht?«, schrie Claire, stürzte auf Lewis zu und trommelte mit den Fäusten auf ihn ein, ehe Hart und Nick reagieren konnten. » Sag es mir, du krankes Arschloch! Sag mir, wo Amy ist!«
» Lassen Sie mich!«, schrie Lewis, erschrocken über ihren Ausbruch.
Aber sie wiederholte ihre Sätze ständig, während die beiden Polizisten sie von Lewis wegzogen.
» Verdammt noch mal, was tun Sie da, Claire?«, rief Nick und hielt ihre Hände fest, damit sie aufhörte, auf Lewis einzuschlagen.
» Sehen Sie es denn nicht!«, schrie sie Nick an. » Das ist er!«
» Er kann es nicht sein«, sagte Nick ruhig. » Er ist zu jung.«
Hart sah Lewis an. » Wie alt waren Sie 1989? Zehn?«
» Acht«, sagte Lewis, der langsam wieder Farbe im Gesicht bekam. » Was ist hier los?«
» Dr. Waters glaubt, dass Sie der Mann sind, der ihre Freundin entführt hat«, erklärte Hart, während Claire um Atem rang.
Sie begriff, dass sie einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.
» Es tut mir leid«, sagte sie, und die Worte sprudelten nur so heraus. » Der Mann hat nach Entwicklerbad gerochen, er hat meine Freundin Amy gepackt und in seinen weißen BMW gezerrt, und ich habe sie nie wiedergesehen. Sie sehen ihm so ähnlich.«
Bei der Erwähnung des Wagens klappte Lewis der Kiefer herunter.
» Alles in Ordnung, Sir?«, fragte Nick, der die Angst in Lewis’ Gesicht sah– dieselbe Angst, die ihm jeden Tag aus dem Spiegel entgegenstarrte.
Lewis fing Nicks teilnahmsvollen Blick auf. » Dieser Mann…« Lewis zögerte und zwang sich dann zu der Frage. » Was können Sie mir sonst noch über ihn sagen?«
Hart warf einen Seitenblick zu Nick, ehe er antwortete. » Nicht viel. Alles, was wir haben, ist eine Phantomzeichnung und die Tatsache, dass er einen weißen BMW fuhr.«
» Und seinen Namen«, sagte Claire. » Oder zumindest den Namen, den er uns genannt hat. Winslow.«
» Winslow?« Lewis spie den Namen hervor, als wäre er ein Fluch. » Sind Sie sicher?«
» Ich werde es nie vergessen«, sagte Claire.
Douglas Lewis sah abgrundtief traurig in die Runde, als wäre ihm ein unerträglich schweres Gewicht auf die Schultern geladen worden. Sie sahen, wie er sich umdrehte und zu einem nahen Aktenschrank ging. Er holte einen Schlüssel aus seiner Tasche, schloss die oberste Schublade auf und zog sie heraus.
» Wenn Ihre Erinnerung korrekt ist«, sagte er, während er in einigen Papieren wühlte, » dann bin ich derjenige, der sich entschuldigen muss.«
Er fand, wonach er gesucht hatte, es war ein einzelnes Papier, mit dem er zu seinen drei Besuchern zurückkehrte.
» Ist das der Mann, der Ihre Freundin entführt hat?«, sagte er mit brüchiger Stimme.
Er gab Claire das Papier, es war ein Foto, und sie wusste, ehe sie darauf schaute, was sie sehen würde.
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie den Mann erblickte, der ihr ganzes Leben vor so langer Zeit in Dunkelheit gestürzt hatte. Sie sah zu Nick hinüber und konnte zur Bestätigung nur nicken.
Dann wandte sie sich wieder Lewis zu; sie wollte ihm die Frage nicht stellen, auf die sie die Antwort bereits wusste.
» Sein Name ist Peter Lewis«, sagte er. » Er ist mein Vater.«
Der Raum in der Zentrale der Polizei von Rochester war in weichen, freundlichen Erdtönen gestrichen, und das Mobiliar sah eine Stufe anspruchsvoller aus als der übliche Schrott, den man in sämtlichen kommunalen Behörden im Land findet. Hier saß Doug Lewis mit Claire, Nick und Hart zusammen, nachdem er sich bereit erklärt hatte, ihnen zu sagen, was er wusste. Er hatte sich sogar mit einer Videoaufzeichnung seiner Aussage einverstanden erklärt, unter der Bedingung, dass sie nie veröffentlicht wurde, es sei denn, sie wurde als Beweismittel vor Gericht gebraucht.
Sie waren zu viert in Harts Zivilfahrzeug in die Innenstadt gefahren, und es war größtenteils eine schweigsame Fahrt gewesen. Lewis saß vorn neben Hart, Claire direkt hinter ihm, und sie bemühte sich, ihm nicht mit den Augen Löcher in den Hinterkopf zu bohren. Stattdessen zwang sie sich, aus dem Fenster zu sehen, während sie mit widerstreitenden Gefühlen rang. Einerseits wollte sie alles hören, was Lewis zu sagen hatte, andererseits befiel sie bei dem bloßen Gedanken daran eine lähmende Furcht.
Doch jetzt, als sie am Tisch
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