Beuteschema: Thriller (German Edition)

Konfirmationen und anderen gesellschaftlichen Ereignissen. Er gehörte einer Organisation an, die sich, glaube ich, Rochester Photographic Society nannte. Vielleicht sollten wir dort anfangen.«
    » Ich habe eine bessere Idee«, sagte Hart.
    Kurze Zeit später fuhr das Trio bei Great Lakes Film Labs vor, einem grauen Betonbau in einem schon älteren Gewerbegebiet des Vororts Henrietta, eine Viertelstunde südlich des Zentrums von Rochester. Harts » bessere Idee« hatte darin bestanden, sich mit einem alten Hasen im Fotolabor der Polizei zu beraten, der ihm in Gegenwart von Nick und Claire versichert hatte, dass es keinen Fotografen in der Gegend gab, der sich nicht zu irgendeinem Zeitpunkt wegen Hilfe an die Leute von Great Lakes gewandt hätte.
    Sie betraten den Ausstellungsraum und bemerkten die gerahmten Vorher-Nachher-Drucke an den Wänden. Fotos von Bräuten aus den Zwanzigerjahren, einst trüb und verblasst, jetzt mit Blumensträußen in frisch eingefärbtem Rosa und Wangen von derselben blühenden Farbe. Die Bräute auf den restaurierten Fotos blickten in den Showroom hinaus, als sähen sie einer strahlenden, glücklichen Zukunft entgegen. Es gab jedoch keine Kunden, die von ihnen Kenntnis nahmen. Die junge Mitarbeiterin am Empfang, die Gewinnerblätter im Poker auf die Arme tätowiert hatte, identifizierte Nick und Hart auf Anhieb als Polizisten.
    » Sind Sie die Leute vom Rochester PD ?«, fragte sie, ehe einer der Detectives auch nur den Mund aufgemacht hatte.
    » Ich bin Detective Hart«, sagte Al und zeigte seine Dienstmarke. Dann wies er auf Nick und Claire. » Die beiden begleiten mich nur. Wir wollen zu Douglas Lewis.«
    » Er erwartet Sie«, sagte das Mädchen und griff nach ihrer Handtasche, » aber er ist hinten noch von einem Kunden aufgehalten worden.« Sie zog eine Zigarette und ein Feuerzeug hervor. » Er wird jeden Augenblick hier sein. Wenn Sie nichts dagegen haben…«
    » Lassen Sie sich von uns nicht aufhalten«, sagte Claire.
    » Danke«, sagte sie und lächelte erleichtert. Offenbar verlangte es sie schon sehr nach ihrem Nikotinschub, denn als sie ins Sonnenlicht hinaustrat, zündete sie im selben Moment ihre Kippe an.
    Auf einem Tischchen neben einem alten, aber noch intakten Ledersofa lagen ein paar Broschüren der Firma. Claire blätterte eine durch und las laut vor. »› Wir entwickeln und restaurieren Disc-Filme, alte Filme, beschädigte und nasse Filme.‹« Sie schaute auf und dachte, dass dem Laden eine tiefe Traurigkeit anhing, als würden sie sich an eine Vergangenheit klammern, die für immer vorbei war. » Inzwischen ist alles digital. Ich kann mich kaum noch an Kameras mit Filmen erinnern.« Claire ging zu der Wand, um die restaurierten Bilder zu betrachten. Sie sehen aus wie Phantome, dachte sie.
    Sie besah sich die Fotos von Menschen, die längst nicht mehr lebten, als eine Tür aufging. » Film ist tot«, ertönte eine männliche Stimme.
    Nick und Hart drehten sich um. Ein angenehm aussehender Mann in den Dreißigern mit sandfarbenem Haar kam auf sie zu. » Ich bin Doug Lewis«, sagte er. » Wer von Ihnen ist Detective Hart?«
    » Ich«, erwiderte Hart und gab ihm die Hand. » Danke, dass Sie so kurzfristig Zeit für uns haben.« Er zeigte auf Nick. » Das ist Detective Lawler vom NYPD , und die junge Dame, die dort drüben Ihre Arbeit bewundert, ist Dr. Waters.«
    Lewis sah Nick in die Augen, als er ihm die Hand schüttelte. » Was führt die New Yorker Polizei bis zu uns herauf?«, fragte er in freundlichem Ton.
    » Es ist eigentlich ein lokaler Fall«, sagte Nick. » Ich bin ein Freund von Dr. Waters und helfe ihr ein bisschen.«
    Es waren Nicks Worte und der plötzliche starke Geruch nach Entwicklerflüssigkeit, die Claire sich von den Fotos abwenden und zu Lewis hinübergehen ließen. » Ich finde es faszinierend, was Sie hier…«
    Sie blieb abrupt stehen, als sie Lewis erblickte, und wurde steif vor Entsetzen, unfähig, sich abzuwenden.
    O mein Gott, das ist er.
    Lewis’ Lächeln verblasste, als er Claires Gesichtsausdruck sah.
    » Alles in Ordnung, Doktor?«, fragte er.
    Claire stand so unter Schock, dass sie kein Wort herausbrachte.
    Er ist es.
    » Wo ist sie?«, flüsterte Claire.
    Lewis schaute nervös zu Hart und Nick, die ebenso im Dunkeln tappten wie er. Er wandte sich wieder Claire zu. » Was sagten Sie?«, fragte er und trat einen Schritt zurück.
    » Wo ist sie?«, fragte Claire mit einer drohenden Schärfe in der lauter werdenden Stimme, die Lewis eine