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Beuteschema: Thriller (German Edition)

Beuteschema: Thriller (German Edition)

Titel: Beuteschema: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Baer , Jonathan Greene
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saßen, wurde ihr beim Blick in Lewis’ aschfahles Gesicht klar, dass das Ganze für ihn genauso schwer werden würde wie für sie. Er hatte soeben erfahren, dass sein Vater ein kleines Mädchen entführt hatte, das jetzt so alt wäre wie er selbst. Wie Claire war.
    Wir leiden gemeinsam, dachte Claire.
    » Sind Sie bereit?«, fragte Hart und stellte das Mikrofon vor Lewis.
    » Soweit ich es je sein werde«, antwortete Lewis und sah Claire nervös an.
    Hart drückte auf den Aufnahmeknopf der Kamera. » Bitte beginnen Sie mit Ihrem vollständigen Namen und Ihrem Geburtsdatum.«
    Lewis sah sie an und holte tief Luft.
    » Mein Name ist Douglas Adam Lewis, geboren am 2 . April 1981 im Highland Hospital in Rochester. Ich bin aus freien Stücken hier, und es liegt mir daran, mit der Polizei in dieser Angelegenheit zusammenzuarbeiten.
    Als Kind lebte ich in Webster, östlich von Rochester am Ontario-See. Ich bin das einzige Kind von Marjorie, einer Sekretärin, die 1997 an Krebs starb, und Peter Lewis, von Beruf Chemiker, der bei einer Firma namens PhotoChem drüben in Irondequoit gearbeitet hat; sie stellten Entwicklerflüssigkeiten und Emulgatoren für Filme her. Mein Vater sagte immer, es fasziniere ihn, wie Chemikalien Bilder zum Leben erwecken. Er starb 1999 an einem Herzinfarkt.«
    Claire war am Boden zerstört. Sie hatte gehofft, den Mann, der ihr Amy geraubt hatte, zur Rede stellen zu können. Lewis bemerkte ihre Enttäuschung, fuhr aber fort und schaute geradewegs in die Kamera.
    » Dad ist viel gereist. Phoenix, Kansas City, Denver, San Francisco, New Orleans. Ich habe ihn oft gefragt, wie es in diesen Städten sei, und seine Antwort war immer dieselbe: › Eines Tages fahren wir zusammen hin‹, sagte er, › aber wenn ich dir jetzt davon erzählen würde, wäre die Überraschung verdorben.‹ Ich habe es nie infrage gestellt. Er war immerhin mein Dad. Er wusste alles. Er schien immer fröhlich zu sein, und er und meine Mutter verstanden sich prächtig.
    Aber als ich acht war, änderte sich alles. Es war Sommer, und an diesem Tag gab es ein Gewitter. Ich kam von einem Feriencamp nach Hause, und meine Mutter war von Sinnen vor Sorge. Als ich sie fragte, was los sei, sagte sie, es sei nichts. Ich weiß noch, wie ich sagte: › Es muss aber etwas sein, weil du so traurig aussiehst.‹ Ich wollte sie nur aufheitern, aber stattdessen brach sie in Tränen aus und rannte in ihr Schlafzimmer hinauf. Ich fing ebenfalls zu weinen an, weil ich dachte, ich hätte etwas schrecklich Falsches gesagt. Ich wartete unten darauf, dass mein Vater nach Hause kam. Ich wollte ihm erzählen, was passiert war. Mein Vater brachte es immer fertig, meine Mom zu beruhigen, wenn sie aus dem Häuschen war. Ich wollte nur, dass es ihr besser ging.
    Also machte ich den Fernseher an und legte mich unten auf die Couch. Dad kam immer gegen sieben nach Hause. Als es acht war, rief ich in seinem Büro an. Niemand hob ab. Ich ging nach oben und klopfte an die Schlafzimmertür meiner Eltern. Mom machte nicht auf, und als ich es an der Klinke probierte, stellte ich fest, dass sie abgeschlossen hatte.
    Ich ging wieder nach unten und legte mich auf die Couch. Dann war es plötzlich Morgen, und Mom weckte mich, was Dad sonst immer tat.
    Als ich sie fragte, wo Dad sei, sagte sie, er habe früh zur Arbeit gemusst, aber sie war immer noch aufgewühlt, deshalb wusste ich, dass er nicht nach Hause gekommen war.
    Mom ging nach oben und ich in die Küche und rief von dort in Dads Büro an. Seine Sekretärin nahm ab und sagte, er würde nicht mehr zu ihnen zur Arbeit kommen.
    Ich weiß noch, wie ich aufgelegt und mich gefragt habe, was wohl passiert war. Ich habe den ganzen Tag im Ferienlager darüber nachgedacht. Aber als ich nach Hause kam, war Dad da, und er lächelte wie immer. Ich fragte ihn, wo er letzte Nacht gewesen sei. › Unterwegs, mit meinen Kumpeln feiern‹, sagte er. Mom kam in diesem Moment herein, und sie lächelte ebenfalls. › Dein Vater nimmt sich eine Auszeit‹, sagte sie fröhlich. › Er wird jetzt viel mehr Zeit mit uns verbringen.‹ Ich fand es toll. Er war schließlich mein Dad. Klar, dass ich Sachen mit ihm unternehmen wollte.
    Eine Woche später schlief ich und träumte, dass meine Eltern stritten. Jedenfalls dachte ich, dass es ein Traum war. Bis ich aufstand und erkannte, dass sie einander anbrüllten. › Wir können es uns nicht leisten, hier nur von meinem Verdienst zu leben‹, hörte ich Mutter sagen. › Kannst du sie nicht

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