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Beuteschema: Thriller (German Edition)

Beuteschema: Thriller (German Edition)

Titel: Beuteschema: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Baer , Jonathan Greene
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nur meinen Vater besuchen. Mich ließen sie den ganzen Tag allein in dem Motelzimmer. Als meine Mutter wiederkam, hatte sie ihren Wagen und ein paar Koffer voll mit unserer Kleidung. Später erfuhr ich, dass der Anwalt und seine Mitarbeiter noch einmal zu unserem Haus gefahren waren und die Sachen für uns gepackt hatten.
    Ich fragte sie, ob sie Dad gesehen hätte. › Ja‹, sagte sie, › ich habe ihn gesehen. Er wird den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen…‹«
    Lewis stockte, seine Augen wurden feucht. Er tat Claire schrecklich leid.
    » Es ist in Ordnung zu weinen«, sagte sie und gab ihm ein Taschentuch.
    » Was für eine Art Ärztin sind Sie?«, fragte er, als er sich über die Augen wischte.
    » Psychiaterin.«
    » Von denen habe ich meinen Teil gesehen«, sagte Lewis mit einem traurigen Lächeln.
    » Wohin sind Sie und Ihre Mutter gefahren?«, fragte Hart.
    » Wir fuhren durch Quebec und dann nach Maine hinein. In Bangor haben wir eine Wohnung gefunden, und Mom bekam Arbeit bei einem Wirtschaftsprüfer.«
    » Und warum hat sich Ihr Vater Winslow genannt?«, fragte Claire.
    » Er ist in der Winslow Street oben in Watertown aufgewachsen«, antwortete Lewis. » Ich wusste nur von dem einen Mädchen in Kanada, dem er etwas angetan hat. Ich hatte keine Ahnung, dass es noch eins gab– oder vielleicht noch andere.«
    » Wann sind Sie hierher nach Rochester zurückgekehrt?«, fragte Nick.
    » Nach dem College«, erwiderte Lewis, jetzt wieder gefasst. » Bangor hat sich nie nach Heimat angefühlt. Ich habe einen Job bei dem Filmlabor bekommen und mich hochgearbeitet. Wie der Vater, so der Sohn. Dad hat begeistert fotografiert und es mir beigebracht, als ich klein war.« Lewis schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er Claire an. » Wir lieben beide die Fotografie. Das war unsere Verbindung. Hoffentlich die einzige«, sagte er und lachte nervös.
    Claire hörte dieselbe Angst in seiner Stimme, die sie von anderen Patienten kannte, deren Eltern grauenhafte Verbrechen begangen hatten– die Angst, auch sie könnten Gene in sich tragen, die sie schreckliche Dinge tun ließen.
    » Sie sind nicht verheiratet«, bemerkte Claire, da sie keinen Ehering an Lewis’ Finger sah.
    Lewis lächelte traurig. » Ich bin erst dreißig«, sagte er und senkte den Blick. » Dafür ist noch genug Zeit.«
    Claire fing seinen Blick auf. » Wann waren Sie das letzte Mal mit einer Frau aus?«
    Nick und Hart wechselten einen Blick. » Verzeihung«, protestierte Nick, » aber vielleicht sollten Sie dem guten Mann nicht so…«
    » Schon in Ordnung«, unterbrach Lewis. » Ich will die Frage beantworten.«
    Er wandte sich an Claire. » Haben Sie eine Ahnung, wie es ist, wenn man weiß, dass der eigene Vater ein kleines Mädchen geschändet und ermordet hat. Können Sie sich überhaupt vorstellen, wie sehr man sich schämt?«
    » Haben Sie jemals ein kleines Mädchen angerührt?«, fragte Claire pointiert.
    » Natürlich nicht«, entgegnete Lewis aufgebracht.
    » Haben Sie manchmal den Drang, es zu tun?«, fragte Claire und beugte sich vor.
    Hart stellte das Aufnahmegerät ab. » Bei allem Respekt, Doktor, ich denke, Sie überschreiten hier eine Grenze. Mr. Lewis hat die Tür zu Ihrem Fall– unserem Fall– weit aufgestoßen, und er ist in keiner Weise für die abscheulichen Taten seines Vaters verantwortlich.«
    » Genau darauf will ich hinaus«, sagte Claire und wandte sich wieder Lewis zu. » Sie sind nicht Ihr Vater. Sie werden nie so sein wie er. Sie müssen nicht befürchten, dass Sie so werden. Sie können Ihr Leben führen, ohne sich Sorgen zu machen, dass Sie jemandem etwas antun. Und Detective Hart hat recht. Die Sünden des Vaters gehen nicht automatisch auf den Sohn über. Was immer Sie an Schuldgefühlen mit sich herumschleppen, Sie müssen um ihretwillen davon ablassen.«
    » Danke«, sagte Lewis in versöhnlichem Ton. » Aber ich kann es nicht. Zumindest nicht, wenn Sie sagen, Sie haben gesehen, wie mein Vater Ihre Freundin entführt hat. Wann war das?«
    » Im Juli 1989«, antwortete Claire, » wahrscheinlich an jenem gleichen Gewittertag, an dem er nicht nach Hause gekommen ist.«
    » Gibt es Beweise dafür, dass mein Vater dieses Mädchen entführt und ermordet hat?«, wollte Lewis von Hart wissen.
    » Nur das, was uns Dr. Waters als Kind erzählt hat«, erwiderte Hart. » Farbe und Fabrikat des Wagens stimmen mit dem überein, den ihr Vater damals fuhr, und sie hat ihn jetzt anhand Ihres Fotos

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