Beuteschema: Thriller (German Edition)
erinnerte sie an die Wohnung von Tammy Sorenson– sonnig und ruhig nach außen, während im Innern ein Sturm tobte.
Doug schien zu spüren, was sie dachte. » Ich hab das Haus vor ein paar Jahren gekauft, weil ich etwas von der Steuer absetzen musste«, sagte er. » Ich habe zwar noch alles schön geordnet, aber irgendwie kam ich dann nie dazu, die ganzen Kisten und Kartons durchzusehen.«
Tatsächlich sah Claire, dass alle Kartons säuberlich beschriftet waren.
» Und Sie wissen bestimmt, wo Sie suchen müssen?«, fragte Hart skeptisch.
Doug antwortete, indem er zwei alte Hängeregistraturen von einem Stapel zog. » Genau hier«, antwortete er und gab Nick und Hart jeweils eine.
» Das ist alles?«, fragte Nick.
» Der ganze Prozess dauerte nur zwei Tage«, sagte Doug. » Aus dem wenigen, was ich gelesen habe, plädierte mein Vater zunächst auf Unzurechnungsfähigkeit. An Zeugenaussagen findet sich hauptsächlich der Psychiater, der argumentierte, mein Vater mochte zwar krankhaft veranlagt sein, er habe aber sehr wohl gewusst, dass das, was er dem Mädchen antat, falsch war.«
Hart machte sich auf den Weg zur Treppe. » Dann wollen wir das Zeug mal in die Stadt…«
» Moment mal«, unterbrach Nick. » Wo ist Claire?«
» Hier drüben«, meldete sich Claire vom anderen Ende des Raums mit so zittriger Stimme, dass Nick und Hart ihre Karteikästen sofort abstellten und zu ihr eilten.
Doug war als Erster bei ihr in der Kellerecke. » Was ist?«, fragte er. Trotz der schwachen Beleuchtung sah er, dass ihr Gesicht aschfahl war.
Claire deutete mit zittriger Hand. » Woher haben Sie das?«, fragte sie heiser.
Nick und Hart waren inzwischen ebenfalls bei ihnen. » Das ist ein Drachen«, erklärte Doug. » Aus meiner Kindheit.«
Die beiden Detectives betrachteten das Ding. Es sah aus wie einer dieser langen chinesischen Drachen, allerdings war dieser hier rot und blau mit krakeligen Linien, die wie Fischschuppen daraufgemalt waren. Er zeigte ein einzelnes, riesiges blutunterlaufenes Auge über einem großen Mund, der zu einem bösartigen Lächeln mit spitzen, bedrohlichen Zähnen geöffnet war, flankiert von kurzen Flügeln. Oder Flossen.
Claire sah zu Tode erschrocken aus.
» Woher haben Sie ihn?«
» Ich weiß nicht. Ich denke, mein Vater hat ihn mir gekauft.«
» Alles in Ordnung?«, fragte Nick.
Aber Claire hörte nur den Klang ihrer eigenen Stimme als kleines Mädchen.
» Daddy, ich mag dieses Monster nicht.«
» Schon gut, Schätzchen. Es tut dir nichts. Es ist nicht echt.«
Sie blickte auf. Das Auge hing wie eine böse Macht, die jeden ihrer Schritte beobachtete, über ihr am klaren, blauen Himmel.
» Ich kann ihn herunterholen, wenn du es möchtest«, ertönte eine andere Stimme – von einem Mann hinter ihr.
Die kleine Claire drehte sich um und sah zu dem Mann hinauf. Er lächelte schief.
O Gott.
» Du bist sehr hübsch, weißt du«, sagte der Mann, während er den beängstigenden Drachen einholte.
Sie wich zurück, als das Auge immer näher kam. Bis der Mann den Drachen packte und zusammenfaltete.
» Ich verspreche dir, er wird dir nie etwas tun«, sagte der Mann.
» Tut mir leid«, sagte Claires Vater. » Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist.«
» Nur keine Sorge«, sagte der Mann. » Ich will Ihrer Tochter ja keine Angst machen. Einen schönen Tag noch.«
Aber die kleine Claire dachte, dass der Mann etwas an sich hatte, das ihr nicht gefiel.
Und dann drehte er sich zu ihr um und zeigte noch einmal dieses merkwürdige Lächeln. Claire wandte sich ab. Und sie sah das Wasserreservoir auf der anderen Straßenseite …
Das Reservoir.
Sie sah Doug an. » Wissen Sie noch, ob Ihr Vater manchmal mit Ihnen beim Drachensteigen auf dem Cobbs Hill war, beim Wasserreservoir?«
» Ja, ich denke schon…«, sagte Doug.
» Was ist, Claire?« Nick legte ihr eine Hand auf die Schulter. » Woran erinnern Sie sich?«
» Mein Vater ist ebenfalls viel mit mir dort oben gewesen«, sagte sie und sah nur den Drachen an. » Dort habe ich dieses Ding gesehen. Und dort habe ich ihn gesehen.«
» Lewis?«
Sie wandte sich an Doug. » Waren Sie viel dort oben?«, fragte sie und fürchtete sich beinahe davor, die Antwort zu hören. » Auf dem Hügel?«
» Nicht nur auf dem Hügel«, sagte Doug, » sondern überall im Park. Wir waren zu Picknicks am Lake Riley, sind durch den Washington Grove zu den alten Wassertürmen gewandert. Er liebte die Gegend…«
Doug hielt inne, als ihm bewusst wurde, was er
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