Beuteschema: Thriller (German Edition)
sagte. Was es bedeutete.
Claire hielt sich an einer Kiste fest, die in der Nähe stand.
» Ich glaube, ich weiß, wo er Amy begraben hat.«
Unmittelbar westlich der Verwaltungszentrale der Monroe County Water Authority im Cobbs Hill Park und nur über deren Parkplatz und eine unbefestigte Straße hinter dem Hauptgebäude erreichbar, befindet sich eine große, auf drei Seiten von Bäumen umgebene Lichtung. Ende August, wenn das Laubwerk am dichtesten ist, sieht man die Lichtung nur von ebendieser unbefestigten Straße, die zu ihr führt.
Genau hier saß Claire am nächsten Morgen neben Doug Lewis auf dem Rücksitz von Al Harts Wagen und beobachtete, wie Dutzende von Polizeifahrzeugen– Streifenwagen, Lkws und Busse voll Polizisten– eintrudelten. Es war kurz vor Sonnenaufgang, man hatte die frühe Morgenstunde gewählt, damit nicht die ganze Stadt– und vor allem nicht die Medien– Zeuge davon wurde, wie einer der meistbesuchten Parks in der Gegend von einer kleinen Armee der Polizei überrannt wurde.
» Glauben Sie, sie schaffen es?«, fragte Doug.
Claire zuckte mit den Achseln; sie war allerdings beeindruckt von dem Geschehen, das sich vor ihren Augen abspielte, hauptsächlich, weil es ihr Werk war. Sobald es hell genug war, würden Dutzende von Polizisten, die teilweise bis aus Buffalo und Syracuse kamen, den gesamten Park– alle fünfundvierzig Hektar– durchkämmen, um die sterblichen Reste ihrer Freundin Amy Danforth zu suchen. Claire saß in dem Wagen, starrte in die Dunkelheit hinaus und ließ Erinnerungsbruchstücke ihrer Zeit mit Amy vor ihrem geistigen Auge vorbeiziehen. Seilspringen, Umarmungen und ausgelassenes Lachen über einen Witz, an den sie sich nicht mehr erinnerte. Gemeinsames Malen. Amys Gesicht, als Lewis’ Wagen wegfuhr…
Sie regte sich. Die Sonne spähte gerade über den Horizont. Ich muss eingedöst sein, dachte sie und setzte sich gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Hart und Nick auf den Wagen zukamen. Hart öffnete Claires Tür. » Es ist Zeit«, sagte er.
Als sie und Doug ausstiegen, herrschte rege Betriebsamkeit. Züge wurden gebildet, und Captain Killian und sein Chef, der Leiter der Detectives, teilten jedem Zug einen bestimmten Abschnitt des Parks zu.
» Wir durchsuchen nur die bewaldeten Bereiche«, erklärte Hart an Doug gewandt. » Ihr Vater mag sich hier wie in seiner Westentasche ausgekannt haben, aber er wird wohl nicht so überheblich gewesen sein, eine Leiche in dem offenen Gelände rund um das Reservoir oder auf einem der Softball-Felder zu verscharren.«
Seine Bemerkung ließ Claire und Nick an einen anderen Mörder denken– an Todd Quimby–, der sehr wohl so arrogant gewesen war, eine Leiche auf einem Softball-Feld abzulegen. Das war erst Wochen her, dachte Claire, aber es kommt mir vor, als wären es Jahre.
» Sehen Sie um die Wassertanks herum nach?«, fragte Claire.
Hart lachte. » Ob Sie es glauben oder nicht, aber die sind zu einer großen Attraktion geworden.«
» Aber sie wurden doch schon vor Jahren aufgegeben«, erinnerte sie sich.
» Nicht von den Graffiti-Künstlern«, sagte Hart, » und den Leuten, die ihre Werke fotografieren. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
Er führte sie nach Süden durch den Wald. Claire genoss den Spaziergang. Die Luft war noch kühl, der Geruch des taunassen Grases ließ Erinnerungen an jene herrlichen Tage wachwerden, wenn sie mit ihren Eltern wandern war. Als sie unter den Bäumen hervortraten, ragten die beiden ursprünglich himmelblauen Wassertürme vor ihnen auf, und sie sah, dass Hart recht gehabt hatte. Sie waren über und über von Graffiti bedeckt.
» Die Leute kommen extra herauf, um das zu sehen?«, fragte Claire.
» Und um neue Schmierereien anzubringen«, sagte Hart missbilligend. » Die Sprüher versammeln sich hier und bewundern gegenseitig ihre Werke, und niemand hält sie auf. Staatlich geförderten Vandalismus, nenne ich das.«
» Lässt sich alles mit ein paar Hundert Liter Farbe beheben«, sagte Nick, der zu ihnen gestoßen war.
» Die wir mit unseren Steuergeldern bezahlen«, erwiderte Hart.
Claire hatte sich inzwischen ein Stück von den Männern entfernt und war um den größeren der beiden Tanks herumgegangen. Die meisten Graffiti waren das übliche fantasielose Zeug, Banden-Tags und Botschaften. Wundert mich, dass die Polizei das durchgehen lässt, dachte sie.
Aber dann kam sie zu der Seite, die näher zu den Bäumen hin lag, und sah einige Werke, die sie überraschten. Bart
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