Beuteschema: Thriller (German Edition)
Straße zu den Wassertanks einbog.
» Was ist denn jetzt los?«, fragte Doug, bemüht den aufgewirbelten Staub nicht einzuatmen.
Claire sah von ihrem Essen auf und erkannte gerade noch die Aufschrift am Heck des Fahrzeugs.
» Das ist die Gerichtsmedizin«, sagte sie und machte sich bereits auf den Weg. » Wenn sie die geholt haben, dann…«
Sie beendete ihren Gedanken nicht, sondern begann zu laufen. Doug heftete sich an ihre Fersen, als sie im Dickicht verschwand.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis die beiden, atemlos und nass geschwitzt in der sommerlichen Schwüle, die Wasserbehälter erreichten. Claire vergaß nicht, auf ihrem Handy nach der Uhrzeit zu sehen. Es war kurz vor zehn am Vormittag.
» Da«, sagte Doug.
Claire sah das gelbe Absperrband zwischen den Bäumen. Innerhalb des abgesperrten Bereichs gruben drei Kriminaltechniker vorsichtig mit Schaufeln an der zuvor von Hart markierten Stelle. Der Detective stand wartend daneben.
» So«, sagte einer der Techniker. » Jetzt kann fotografiert werden.«
Ein Kollege von ihm, der eine Nikkon um den Hals hängen hatte, begann, Bilder zu machen.
» Okay, Leute«, wandte sich der erste Techniker an die Gruppe. » Von hier an tragen wir die Erde mit der Hand ab.«
» Warum haben Sie mich nicht gerufen?«, fragte Claire Nick, als sie mit Doug die Absperrung erreichte.
» Ich war mir nicht sicher, ob Sie das sehen wollen«, antwortete er.
Er versucht, rücksichtsvoll zu sein, dachte Claire, und ihr Zorn verrauchte ein wenig.
» Danke«, sagte sie. » Aber es wird schon gehen.«
» Sie haben Reste von etwas gefunden, das nach einem Plastikmüllsack aussieht«, informierte sie Nick. » Einer dieser großen, festen, die man für Laub nimmt.«
» Knochen!«, rief der erste Kriminaltechniker. » Wir haben Knochen.«
Hart wandte sich an einen uniformierten Beamten der Polizei von Rochester. » Holen Sie den Gerichtsmediziner.«
Er fing Claires Blick auf.
» Wie lange wird es dauern, bis wir Bescheid wissen?«, fragte sie.
» Das Heimatschutzministerium hilft uns«, sagte Nick. » Sie verfügen über eine neue Technik, mit deren Hilfe sie in etwa einer Stunde vorläufige DNA -Ergebnisse vorliegen haben. Es ist noch in der Testphase, aber eins der biotechnischen Labors in der Stadt kann es durchführen und hat die Genehmigung dazu bekommen. Die DNA aus den Knochen wird natürlich auch noch auf die herkömmliche Weise untersucht. Aber sie muss es sein, Claire. Es muss Amy sein.«
Die Erkenntnis war zu viel für Doug. Er wandte sich ab und entfernte sich. Claire sah Nick an, dann ging sie ihrem neu gewonnenen Freund hinterher.
» Was ist?«, fragte sie, als sie ihn eingeholt hatte.
Als er sich zu ihr umdrehte, hatte er Tränen in den Augen.
» Es tut mir leid. Es tut mir so leid…«
Er wandte sich ab, weil er nicht wollte, dass sie ihn weinen sah.
» Ohne Sie wären wir jetzt nicht hier«, sagte sie. » Sie müssen sich für nichts schämen. Und niemand muss erfahren, dass er Ihr Vater war.«
Doug bemühte sich, die Tränen zurückzuhalten. Aus dem Nichts tauchte Nick auf und legte den Arm um ihn. » Kommen Sie, mein Freund«, sagte er. » Ich bringe Sie hier weg, wenn Sie wollen. Bevor die Nachrichtensender da sind.«
Der Sohn des Serienmörders schüttelte den Kopf.
» Nein«, sagte er mit plötzlicher Entschlossenheit. » Ich muss mich dem stellen. Bevor mich seine Taten ebenfalls umbringen.«
Nick sah ihn mit neuem Respekt an. » Vielleicht setzen Sie sich dann besser ein paar Minuten in den Schatten«, sagte er.
» Ja«, erwiderte Doug. » Das mache ich.«
Er sah Claire und Nick voll Dankbarkeit an. Dann machte er kehrt und ging zur Baumreihe.
Während er sich unter eine hohe Eiche setzte, sagte Nick: » Ich habe mich geirrt, was euch Psychiater angeht.« Claire brachte ein kleines Lächeln zustande. Sie war gerührt, wie weit sie seit ihrer ersten Begegnung gekommen waren. » Sie wissen, dass man Sie hier als Heldin bezeichnet, oder?«
» Ich will keine Heldin sein«, sagte sie und blickte wieder in Richtung Fundort. Zwischen zwei Gestalten sah sie, wie der Gerichtsmediziner einen von Erde bedeckten Gegenstand aus dem Loch hob.
Claire erkannte, dass es ein Schädel war.
Amys Schädel.
Und urplötzlich überkam es sie. Tränen begannen zu fließen, doch es waren Tränen der Befriedigung.
» Ich will keine Heldin sein«, sagte sie noch einmal mit brüchiger Stimme zu Nick. » Ich wollte nur, dass sie ein anständiges Begräbnis
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