Beuteschema: Thriller (German Edition)
ihn, die sie all die Jahre in ihren Träumen gesprochen hatte: » Wo ist sie? Wo ist Amy?«
» Ich weiß nicht, von wem Sie reden, Claire«, sagte er in freundlichem Ton. » Claire… Claire…« Er ließ den Namen von der Zunge rollen, als könnte er ihn schmecken. » Was für ein hübscher Name für ein hübsches kleines Mädchen.«
Claire zuckte mit keiner Wimper. Sie blickte ihm weiter direkt in die Augen. » Ich biete Ihnen einen Deal an.«
» Ich sitze hier lebenslänglich ab, Schätzchen. Was könnten Sie mir wohl zu bieten haben?«
» Ein Abkommen, das direkt auf den Bezirksstaatsanwalt von Monroe County zurückgeht. Ich habe Sie eindeutig als den Mann identifiziert, der meine Freundin Amy Danforth entführt und wahrscheinlich ermordet hat. Wie Sie sicher wissen, verjähren diese Verbrechen nicht. Die Staatsanwaltschaft kann Sie anklagen und eine Auslieferung beantragen, was sie auch tun wird, wenn Sie nicht kooperieren.«
Lewis lachte auf und schüttelte den Kopf.
» Ist daran irgendetwas komisch?«, wollte Claire wissen.
Lewis befeuchtete sich die Lippen, ehe er sprach. » Als ich verhaftet und von diesem Psychiater für schuldfähig erklärt wurde, war mein erster Gedanke, meiner Familie die Schande eines Prozesses wegen eines solch schrecklichen Verbrechens zu ersparen. Deshalb machte ich meinen eigenen Deal. Ich bot den kanadischen Behörden an, mich für schuldig zu erklären und eine lebenslängliche Gefängnisstrafe ohne Aussicht auf Begnadigung zu akzeptieren, wenn sie im Gegenzug die Akte schließen, keine öffentlichen Verlautbarungen machen und mich nie an die Vereinigten Staaten ausliefern würden.«
Jetzt war es an Claire zu lächeln. » Und Sie glauben, die kanadische Regierung wird sich noch an diesen Deal gebunden fühlen, wenn sie erfährt, wie viele unschuldige Kinder Sie auf Ihren › Geschäftsreisen‹ ermordet haben?«
» Falls man irgendwelche Beweise gegen mich hätte, wüsste ich es wohl längst«, erwiderte Lewis.
» Man hatte keine, aber das wird sich bald ändern«, sagte Claire. » Ihr Sohn hat eine DNA -Probe abgegeben.«
Lewis klappte der Kiefer herunter. » Er hat was getan?«, stammelte er.
» Er hat der Polizei und dem FBI erlaubt, seine DNA in sämtlichen ungelösten Mordfällen an kleinen Mädchen zum Vergleich heranzuziehen. Und da die Hälfte seiner DNA von Ihnen stammt, wird man Sie damit als den mörderischen Schweinehund überführen können, der Sie tatsächlich sind.«
» Du verdammtes Luder«, schrie Lewis.
Dann sprang er mit plötzlich gefundener Energie trotz Fesseln und allem über den Tisch und riss Claire zu Boden.
» Ich bringe dich mit den bloßen Händen um!«, brüllte er.
Claire schlug ihm die Fingernägel ins Gesicht, tief genug, damit Blut floss. Lewis schrie, als ihn drei Wärter von ihr zogen, während alle Köpfe im Raum sich ihnen zuwandten.
Einer der Wärter führte Claire rasch aus der Gefahrenzone. » An die Wand!«, befahl er Lewis.
Lewis wehrte sich gegen die beiden anderen Wärter, die ihn festhielten. » Hau bloß ab!«, bellte er und warf Claire wütende Blicke zu.
Claire ließ die erste Schwachstelle in ihrer emotionalen Panzerung erkennen. » Bitte!«, rief sie Lewis zu. » Sagen Sie mir, wo Sie Amy begraben haben.«
» Du hast gegen mich gearbeitet«, fauchte Lewis, » jetzt arbeite ich gegen dich. Ich werde es dir niemals sagen. Niemals!«
Im nächsten Augenblick zerrten ihn die Wachleute aus der Tür. Und mit ihm ging wohl jede Chance, Amys sterbliche Reste zu finden, wie Claire befürchtete.
24
» Es tut mir leid«, sagte Claire. » Ich habe es verbockt.«
Es war sechs Stunden später, und sie saß mit Nick, Al Hart und Doug Lewis wieder in der Polizeizentrale von Rochester. Den Plan, sich in dem Hotel in der Innenstadt von Kingston zu treffen, hatten sie sofort aufgegeben, als Nick und Hart von Lewis’ Gefühlsausbruch im Gefängnis hörten. Auch wenn Claire die Vollzugsanstalt Kingston mit einer Entschuldigung seitens der Gefängnisleitung verlassen durfte, wollten die beiden Polizisten keinesfalls in der Nähe sein, falls Lewis seinem Anwalt oder, schlimmer noch, der kanadischen Polizei von dem » Deal« erzählte, den ihm Claire angeboten hatte.
Deshalb eilte das Quartett unverzüglich in den zwei getrennten Autos zur nahen Grenze und war zurück in den Vereinigten Staaten, ehe die Kanadier Zeit hatten zu reagieren. Als sie jetzt in dem engen Zimmer zusammensaßen, das man ihnen zugeteilt hatte, versuchte
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