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Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843

Titel: Beutewelt 01 - Bürger 1-564398B-278843 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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von Zugangscodes generieren und eingeben und das konnte sich über Stunden hinziehen.
    Seine vielfachen Zugriffe auf die geheimen Server von Verwaltungsdistrikten und Meldedatenbanken waren bisher unbemerkt geblieben oder konnten nicht nachverfolgt werden. Die Verschlüsslungs- und Sicherheitsmaßnahmen, die HOK bei seinen virtuellen Attacken auffuhr, waren beeindruckend und spiegelten die in dieser Zeit durchaus berechtigte Paranoia in seinem Kopf wieder.
    „Dieser Rechner steht von seinem Quellcode her offiziell in Patah Keadan in Malaysia. Manchmal greife ich auch von Sibirien, Nordwestchina oder Angola an. Das ist immer lustig“, schnatterte der Cyberfreak und lächelte stolz.
    „Ich glaub's dir ja, Mann. Ich verstehe von diesen Sachen nichts“, stöhnte Frank etwas überfordert.
    „Code hier und Code da.
    Nein, das klappt nicht.
    Verdammt, wieso nicht?...
    Gut, da sind wir also gelandet.
    He, he, he.. ..Na, also!.
    Und “Go”! Ab die Daten...
    Das sieht guuut aus.
    Das sieht sehr guuut aus, he, he, he.
    Und „Zip“ und „Kopieren“ und „Einfügen“.“
    HOK murmelte vor sich hin und hackte sich weiter durch das Meer von Daten und Fakten im internationalen Cyberspace. Er erschien kaum ansprechbar und Frank schwieg auch lieber. Er setzte sich auf einen ramponierten Bürostuhl, der vermutlich schon einmal unter HOKs Gewicht gelitten hatte und wartete ab.
    Es dauerte fast drei Stunden. Frank war inzwischen aus dem Haus gegangen und hatte einen kleinen Dorfspaziergang gemacht. Als er zurückkehrte, erwartete ihn der leidenschaftliche Cyber-Fanatiker. Er grinste breit.
    Dann verbeugte er sich theatralisch vor seinem neuen Klienten: „Herzlich willkommen, Bürger 08-711369Y- 191947, in unserer wundervollen „One-World“! Ich darf Sie doch auch hier unter uns und ganz inoffiziell als Maximilian Eberharter ansprechen, oder?“
    „Klingt komisch, aber gut“, gab Frank erstaunt zurück.
    „Auch Ihr Scanchip-Konto ist wieder aufgeladen. Meinen Glückwunsch!“ tönte HOK und hüpfte fast vor Freude.
    Nach den allgemeinen Vorgaben für die Bürgerregistrierung war Frank Kohlhaas jetzt als stolzer Besitzer der Bürgernummer 08-711369Y-191947 in Graz gemeldet und von Beruf Tiefbauingenieur. Sein Gehalt war auch nicht übel. Über 1300 Globes im Monat, so viel hatte er noch nie verdient.
    Wer dieser Maximilian Eberharter wirklich war, wusste Frank nicht und er fragte auch nicht nach. Vielleicht war die Bürgernummer 08-711369Y-191947 ausrangiert worden, weil ihr Besitzer verstorben war. Vielleicht war sie auch erfunden, umgeschrieben oder sonst etwas. HOK wusste sicherlich, was er tat.
    Und in der Tat: Der korpulente Zeitgenosse mit dem leicht verschrobenen Verhalten und den emotionalen Schwankungen, war in Ivas schlicht und ergreifend unersetzlich. Er besorgte den Einwohnern ordnungsgemäße Registrierungen und lud ihre Scanchip-Konten auf, verschaffte ihnen Arbeit und Einkommen — zumindest als
    Computerdatei. Der Mann war genial, das musste man ihm lassen.
    Zusätzlich hielt sich die Dorfgemeinschaft ja auch noch mit einer eigenen kleinen Landwirtschaft und diversen illegalen Tausch- und Handelsgeschäften über Wasser. Es funktionierte besser als es sich der wiedergeborene Weltbürger anfangs vorstellen konnte.
    Trotzdem war Ivas ein gefährlicher Ort. Und nur wenn alle ihren Mund hielten, nicht unbedacht redeten und auch nicht prahlten, war hier ein ruhiges und vor allem unauffälliges Leben möglich. Von außen betrachtet, wirkte dieses Dorf wirklich unscheinbar und seine Bürger waren sogar brave Steuerzahler, die bei der Finanzdistriktsbehörde des Unterverwaltungssektors „Euopa-Ost, Sektion Baltikum“, nicht auffielen.
    Insofern war man in einer günstigen Situation. Unangenehm wäre es wohl nur geworden, wenn jemals ein Beamter diesen Ort genauer untersucht hätte. Da aber die Finanzlage des Unterverwaltungssektors nach wie vor katastrophal war und sich die Region im Dauerzustand schlimmster Armut befand, war es unwahrscheinlich, dass die Verwaltung, die durch massive Personaleinsparungen viel zu wenig Mitarbeiter hatte, jemals einen Vertreter in ein halb leerstehendes Ruinendorf wie Ivas schicken würde. So lange wenigstens ein paar Steuergroschen jeden Monat von hier in die ausgehungerten Kassen flossen, war es den Behörden vor Ort vollkommen egal, wer hier dumm genug war zu hausen.
    Diese Mentalität der vollkommenen Gleichgültigkeit, welche in Osteuropa weit verbreitet war, passte den

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