Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
beiden Männer aus Deutschland konnten kaum glauben, was sie da hörten.
Taishi erzählte, dass Matsumoto zudem den Scanchip als Ersatz für Kreditkarte und Personalausweis abgeschafft hatte und seit einigen Monaten sogar wieder Bargeld herstellen ließ.
Kein Wunder, dass die mächtigen Herren der Weltpolitik vor Wut schäumten, angesichts solch revolutionärer Maßnahmen.
Japan war seit Matsumotos Regierungsantritt auch in seiner technologischen Entwicklung gut vorangekommen, da die neuen Machthaber viel Zeit und Geld in die Förderung neuer Erfindungen steckten. Hatte die Weltregierung gehofft, die Exportnation Japan durch den weltweiten Boykott ihrer Waren schnell aus der Puste zu bringen, so mussten sie spätestens im Jahre 2031 einsehen, dass diese Vorgehensweise nur mäßigen Erfolg brachte.
Was alle für vollkommen unmöglich gehalten hatten, nämlich dass sich der relativ rohstoffarme Inselstaat autark versorgen und sein Wirtschaftssystem mit Erfolg umstellen konnte, war in den meisten Punkten bereits eingetroffen.
Nicht zuletzt störte die Logenbrüder auch das verstärkte Aufkommen des japanischen Patriotismus und die Rückbesinnung des Inselvolkes auf seine traditionelle Kultur und die damit verbundenen Moral- und Wertsysteme. Ehre, Bildung, Fleiß und Familiensinn wurden wieder gesellschaftlich gewürdigt.
Haruto Matsumoto hatte auch in diesem Bereich die Entwicklung mit Entschlossenheit vorangetrieben und die Japaner dankten es ihm.
„Das klingt unglaublich!“, bemerkte Bäumer.
„Doch, es ist wahr. Matsumoto ist große Segen für Japan!“, antwortete Taishi euphorisch.
„Er ist beste Präsident, wie unser Land seit viele Jahren hatte!“
„Ich verstehe langsam, dass so ein Mann den hohen Herren Kopfschmerzen bereitet. Sie müssen ihn als Dämon darstellen, sonst orientieren sich morgen viele Länder an seiner Politik und klinken sich auch aus dem Versklavungssystem aus“, kam es von Frank.
„Jetzt sie wollen uns mit Krieg zerstören“, stieß Taishi wütend hervor. „Japan wollen sie strafen!“
„Glauben Sie, dass wir überhaupt eine Chance gegen die GCF haben, Herr Taishi?“, fragte Alf.
Der ältere Herr ballte die Fäuste und schaute grimmig an die Decke. „Japanische Leute werden sich … will defend themselves!“
Dann ging der Familienvater in die Küche und brachte eine dampfende Teekanne ins Esszimmer. Er stellte sie auf den Tisch und kniff die Augen nachdenklich zusammen.
„Mein Sohn, Kazuko, er studiert Mathematics an die Tokio Universität, wird auch kämpfen. Er muss zu Armee nach Kobe gehen“, erläuterte er.
Kazuko Taishi war 24 Jahre alt und die beiden Rebellen aus Litauen hatten ihn bisher kaum gesehen. Heute war er wohl zur Universität in die Stadt gefahren, denn er war nirgendwo im Haus anzutreffen. Einerseits schien sein Vater stolz zu sein, dass er zur Armee ging, andererseits merkte man ihm seine Sorgen deutlich an.
„Ich … I hope … Kazuko wird nicht sterben, wenn Krieg kommt“, sagte Masaru und blickte seine Gäste betrübt an.
„Machen Sie sich keine Gedanken, Herr Taishi. Es wird ihm nichts geschehen“, versuchte ihn Kohlhaas zu beruhigen.
Die Tage vergingen. Frank und Alfred wurden von Herrn Taishi mehrfach zum Essen eingeladen und sie fuhren ins Zentrum der japanischen Hauptstadt. An anderen Tagen besichtigten sie alte Tempel und sogar den Fujiyama.
Den Gästen aus Europa fiel auf, dass die meisten Japaner, trotz der drohenden Kriegsgefahr, sehr fröhlich und zufrieden wirkten. Tokio war eine zwar hoffnungslos überfüllte, aber dennoch schöne Stadt. Endlose Straßenzüge mit großen Leuchtreklameschildern, auf denen fremdartige Schriftzeichen prunkten, bestimmten die Hauptstrassen der Innenstadt.
Es war erstaunlich sauber und gepflegt hier. Die sonst an anderen Orten überall sichtbaren Zeichen des Verfalls und der Verwahrlosung waren in der japanischen Hauptstadt nicht zu erkennen. Im Gegenteil: An ihre Stelle war ein Gefühl des Aufbruchs getreten. Häuserblocks und ganze Viertel wurden saniert, gestrichen oder sogar ganz umgebaut. Frank und Alfred waren von einer reinlichen und modernen Großstadt umgeben und fühlten sich sichtlich wohl.
Sie lernten nun auch die anderen Mitglieder der Familie Taishi kennen, die bei einigen Ausflügen mitkamen. Masarus Frau und seine Kinder erschienen feinsinnig, gebildet und waren immer äußerst höflich und zuvorkommend.
Diese Tage genossen die Europäer, bis es Zeit war, zu gehen. Am
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