Beutewelt 02 - Aufstand in der Ferne
noch viel schlimmeren Grabenkrieg werden. Die Metropole mit ihren 2,5 Millionen Einwohnern musste vermutlich erst einmal belagert und ausgehungert werden. Das war aus Sicht der Angreifer keine befriedigende Ausgangslage, so dass man doch den Einsatz von Nuklearwaffen gegen das Ballungsgebiet um Tokio herum in Betracht zog, um die Japaner zu demoralisieren.
Präsident Matsumoto drohte jedoch in einer Radioansprache damit, notfalls jede Atombombe mit einem entsprechenden Gegenschlag, vor allem auf die Großstädte Nordamerikas, zu beantworten, „so lange noch ein Japaner, der den roten Knopf drücken konnte, am Leben war“.
Der Plan wurde von der Weltregierung schnell wieder verworfen und die Landinvasion mit konventionellen Waffen fortgesetzt. Im schwächer verteidigten Süden des abtrünnigen Inselstaates ging es zu diesem Zeitpunkt aber besser voran. Kyushu und Shikoku waren schon weitgehend von der Global Control Force unter Kontrolle gebracht worden. Nur noch in Kumamoto mussten japanische Einheiten zurück geworfen werden. General David Williams wirkte diesbezüglich jedoch äußerst zuversichtlich und sagte in einem Fernsehinterview, dass Matsumotos Ende schon in Aussicht sei.
Wenn die beiden südlichsten Inseln dann vollständig unter Kontrolle gebracht worden waren, konnte man auch die Schlacht um Sapporo beginnen, um die Japaner hier langsam auszubluten. Diese tödliche Zange, so plante man, sollte das abtrünnige Land letztendlich wie eine Nuss zerquetschen.
Probleme hatte die Weltregierung in den folgenden Wochen allerdings mit der Neurekrutierung von Soldaten in China. Zu viele chinesische GCF-Rekruten waren nicht mehr zurückgekehrt und langsam dämmerte es den Chinesen, dass ihre Söhne mehr und mehr drohten in Massen „verheizt“ zu werden.
Auch war der Hass gegen Japan aufgrund des Anschlages von Hangzhou wieder ein wenig abgeflaut und konnte trotz der intensiven Kriegspropaganda im Fernsehen nicht mehr richtig angestachelt werden.
Letztendlich waren die Heere der Mächtigen aber nach wie vor Legion, nur dass jetzt zunehmend mehr Soldaten aus weiter entfernteren Ländern herangeschafft werden mussten. Weltweit liefen Werbekampagnen für den Krieg gegen das angeblich „diktatorische und militaristische Matsumoto-Regime“. Von Nordamerika bis Afrika fanden neue Truppenaushebungen statt, vielfach unter Zwang, so dass bald weitere Millionen Soldaten zu den Schlachtfeldern auf den ostasiatischen Inseln gekarrt werden konnten.
Präsident Matsumoto glaubte, dass er, sollte sich der Krieg über Jahre ausdehnen, kaum Chancen auf einen Sieg hatte. Aber vielleicht hatte ihn die feindliche Propaganda, die sich wie immer zuversichtlich und siegessicher gab, auch getäuscht, denn die Verluste der GCF waren wesentlich höher als erwartet.
Gleiches galt für den Kampfeswillen seines Volkes, welcher ihn mehr als beeindruckte. Offenbar hatten es die 150 Millionen Japaner besser verstanden, was ihnen im Falle einer Niederlage blühte, als er es anfangs gedacht hatte. Immer mehr junge Männer meldeten sich freiwillig zur Front und strömten zu den Rekrutierungsstellen der japanischen Armee.
Was er eigentlich seinem Volk ersparen wollte, war jetzt ohnehin nicht mehr aufzuhalten und vielleicht war die Weltregierung aufgrund des unterwartet großen Widerstandes doch verunsicherter, als sie es erscheinen ließ.
Der Rückgang der sich freiwillig meldenden chinesischen Soldaten in den Reihen der GCF ließ jedenfalls auf einen ersten Teilerfolg schließen. Matsumoto verlor nicht die Hoffnung, wenngleich sie nicht allzu groß war.
Auf nach Sapporo
Die Hälfte des Monats September war bereits verstrichen und Frank, Alfred und etwa 1000 weitere Freiwillige warteten in der Militärbasis nahe Mito noch immer auf ihren ersten Fronteinsatz. Die beiden Männer aus Litauen waren mittlerweile von dem eintönigen Herumsitzen ziemlich genervt, zumal ihre Lust auf Krieg spürbar abgenommen hatte und sie nicht so recht wussten, ob es für sie wirklich ein Gewinn war, wenn sie in den nächsten Tagen in eine Kampfzone verlegt würden.
Die Nachrichten im japanischen Fernsehen zeigten wirklich grauenvolle Bilder und der Inselstaat sendete jetzt auch ununterbrochen Durchhalte- und Kriegspropaganda.
Die mit schmetternden Stimmen vorgetragenen Berichte des staatlichen Radios von den Fronten im Süden und Norden der Inselgruppe wurden mittlerweile sogar mit Lautsprechern übertragen und dröhnten den halben Tag durch das
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