Beutewelt 03 - Organisierte Wut
Gesicht.
„Was ist?“, schrie er sie an. Alf kam jetzt auch an die Tür.
„Wir wollten uns nur noch mal bei Ihnen entschuldigen, Herr Kohlhaas … und … äh … Herr Bäumer“, sagte eine der Drei leise.
„Ja, ist gut. Hauptsache ihr habt verstanden, dass ihr uns alle in Teufelsküche bringt, wenn ihr hier in unmittelbarer Nähe unseres Heimatdorfes so eine Scheiße macht!“, knurrte Frank und bäumte sich noch einmal drohend vor den verängstigten Jugendlichen auf.
Ein 17 Jahre alter Junge namens Ingo Moser nickte und stammelte: „Ja, es tut uns leid. Wir machen so etwas nie mehr!“
„Das raten wir euch auch!“, schimpfte Bäumer und seine Augen funkelten bösartig.
Frank taten die Jungs jetzt fast ein wenig leid. Sie standen wie getretene Hündchen an der Türschwelle und trauten sich kaum zu husten.
„Ja, tut uns auch leid. Wir wollten euch nicht so verhauen, aber verdient hattet ihr es. Diese blödsinnige Aktion hat das ganze Dorf gefährdet“, erklärte Frank und kühlte langsam wieder sich ab.
„Was glaubt ihr, was die Bullen mit uns allen machen, wenn sie rauskriegen, wer wir sind“, schob Alf hinterher.
„Wir wollten nur auch mal was machen. Sven sagt immer …“, stammelte ein kleiner Dickwanst mit roten Stoppelhaaren und Sommersprossen.
„Ich rede mal mit ihm. Ihr könnt sicherlich bei Svens Truppe mitmachen, aber ihr tut, was er euch sagt. Und hier, in der Nähe des Dorfes, macht ihr nichts, sonst fresse ich euch auf!“, zischte Kohlhaas und schob seine dunklen Augenbrauen nach unten.
„Ja … nein … natürlich nicht, Herr Kohlhaas!“, jammerte der Rothaarige.
„Sagt euren Eltern, dass es uns leid tut, euch so zugerichtet zu haben. Aber diese Lektion ist besser als das, was uns alle erwartet, wenn hier eines Tages die Bullen oder die GSA auftauchen“, bemerkte Frank und schickte die Jugendlichen fort.
„Danke, Herr Kohlhaas und Herr Bäumer!“, hörten sie noch, dann trotteten die Drei davon.
Frank veranlasste, dass die drei Jugendlichen demnächst bei Svens Gruppe mitmachen durften. Als er Frau Moser beim Einkaufen in Steffen deVries Laden über den Weg lief, begrüßte sie ihn nur mit einem verhaltenen „Hallo“. Für Kohlhaas war die Sache allerdings jetzt geklärt.
In den folgenden Tagen wies der Dorfchef verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an. HOK überprüfte noch einmal sämtliche Scanchips der Dorfbewohner und verbrachte endlose Stunden vor seinem Rechner. Selbst die Registrierungen der Fahr- und Flugzeuge wurden von ihm noch einmal überarbeitet.
Mittlerweile war der Monat Mai schon zur Hälfte verstrichen und Julia kehrte nach Ivas zurück. Diesmal war Viktor nicht dabei. Frank nickte nur wortlos, wenn sie sich im Dorf oder bei Wilden zu Hause über den Weg liefen. Sie hatte sofort gemerkt, dass er nicht gut auf sie zu sprechen war und manchmal versuchte sie ihn in eine Konversation zu verwickeln, doch bis auf ein leises Knurren kam meistens nicht viel von Kohlhaas zurück.
Artur Tschistokjow hatte für Ende des Monats eine weitere Massenkundgebung in einer weißrussischen Großstadt geplant. Diesmal hatte er sich Lyepyel ausgesucht.
Die Situation im Land hatte sich inzwischen weiter verschlechtert. Der wirtschaftliche und soziale Verfall nahm bedenkliche Ausmaße an und immer öfter kam es zu spontanen Ausbrüchen von Wut und Empörung in der Bevölkerung.
In Pinsk hatten Arbeiter eines Industriebetriebs einen eigenmächtigen Streik ins Leben gerufen, um höhere Löhne zu erzwingen. In anderen Städten tat man es ihnen gleich. Immer musste die Polizei einschreiten und meistens gab es Verletzte oder gar Tote. Vasallengouverneur Medschenko geriet zunehmend unter Druck, während die Rus einen massenhaften Zulauf zu verzeichnen hatten.
Nach einem Fußballspiel in Minsk ereigneten sich in diesen Tagen schwere Zusammenstöße zwischen Weißrussen und den im Norden der Großstadt angesiedelten Fremden aus Georgien und Kasachstan. Es gab viele Verletzte und auch drei Tote, als die örtliche Polizei dazwischenschlug. Die Fehden zwischen Russen und Einwanderern aus dem Süden und Osten setzten sich in den folgenden Tagen fort.
Einige Stadtteile von Minsk glichen regelrecht einem Pulverfass und die Lage im Land spitzte sich täglich weiter zu.
Krisenstimmung
„Are you ready to die?“, brüllte Frank und winkte die Anführer der Ordnertrupps zu sich heran. Einige setzten ein zynisches Grinsen auf, während Kohlhaas in gebrochenem Russisch Anweisungen
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