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Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Beutewelt 03 - Organisierte Wut

Titel: Beutewelt 03 - Organisierte Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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gab und befahl, den Demonstrationszug im Abstand von jeweils fünf Metern mit bewaffneten Männern zu flankieren.
    Die meisten der Russen schienen ihn zu respektieren, immerhin war es ihnen im Gedächtnis geblieben, dass er Tschistokjow gerettet hatte. Sie schlugen die Hacken zusammen und verteilten sich an den Seiten der riesigen Menschenmasse, welche sich heute im Osten der Stadt Grodno in einem halb verlassenen Einkaufszentrum versammelt hatte.
    Hunderte von Erwerbs- und Obdachlosen waren aus den naheliegenden Gassen zu ihnen gekommen. Artur hatte ihnen erlaubt, an der Versammlung teilzunehmen, wenn sie sich ordentlich verhielten. Der eine oder andere war allerdings so stark alkoholisiert gewesen, dass er wieder fortgeschickt werden musste. Auch dafür waren die Ordner zuständig.
    Insgesamt erschienen erneut über 20000 Menschen, davon zahllose Bürger aus Grodno selbst. Das Blutbad von Gomel schien diejenigen, welche kaum noch etwas zu verlieren hatten, jedenfalls weniger abgeschreckt zu haben, als Tschistokjow befürchtet hatte. Frank war gespannt, was sie heute erwartete.
    Julia war nicht mitgekommen. Aus gutem Grund. Wenn es auch nur halb so schlimm wie in Gomel werden würde, war es für eine junge Frau besser, zu Hause zu bleiben. Allerdings war ihr Schwarm Viktor heute hier irgendwo. Der gutaussehende, charmante Russe hatte die Gruppe in Grodno über einen längeren Zeitraum angeführt, aber vor einigen Monaten war er in die zweite Reihe zurückgegangen und hatte die Führung einem anderen überlassen. Vielleicht war dieser Sinneswandel auf Julia zurückzuführen. Frank rätselte schon den ganzen Tag darüber und durchsuchte die Menschenmasse nach seinem ungeliebten Rivalen.
    Gegen Mittag begann der Protestmarsch. Hunderte von Drachenkopf- und Russlandfahnen wehten über den Köpfen der Demonstranten. Einen halben Kilometer von ihrem Versammlungsort entfernt hatten sich Polizisten und diesmal sogar GCF-Soldaten postiert. Sie beobachteten die Szenerie jedoch zunächst nur.

    An der Spitze des riesigen Menschenwurms lief Artur Tschistokjow vorweg und musterte die Beamten mit verbissener Miene. Frank und Alfred hatten zu ihm aufgeschlossen. Wilden war hingegen im Gewühl geblieben und hatte sich vermummt.
    „Gut, dass uns die Bullen in Ivas nicht gesehen haben. Ich wollte zuerst zu Thorsten gehen und fragen, was Sache ist, aber es war wohl besser, uns zu verstecken und die Lage aus der Ferne zu beobachten“, bemerkte Frank.
    „Die kennen unsere Gesichter sicherlich bereits. War klüger so“, brummte Alf.
    Zwar hatten sich die beiden Männer aus Ivas auch heute wieder mit Sonnenbrillen und einem schwarzen Schal halbwegs unkenntlich gemacht, doch waren sie bei einigen der vorausgegangenen Aufmärsche manchmal nachlässiger gewesen. Irgendeine Kamera hatte ihre Gesichter mit Sicherheit schon aufgezeichnet.
    Sie beide trugen alte Stahlhelme, die ihnen John Thorphy aus Restbeständen der sogenannten „UNO-Friedenstruppen“, welche 2018 aufgelöst und durch die GCF ersetzt worden waren, besorgt hatte. Zudem trugen sie kugelsichere Westen.
    „Sie dir den an!“, sagte Frank grinsend und deutete auf einen bulligen, russischen Ordner neben sich.
    „Das sieht ja schräg aus …“, kommentierte Alf den skurrilen Anblick.
    Der Russe hatte einen zerbeulten Feuerwehrhelm auf dem Kopf und sich eine Stahlplatte auf die Brust gebunden. Er sah aus wie einer der rebellischen Bauern aus dem Mittelalter, welche auch mit zusammengeschusterten Waffen und Rüstungen in den Kampf gezogen waren.
    „Ob das ‘ne Kugel abhält, wage ich zu bezweifeln“, spottete Frank und Alf kicherte.
    „Der Wille zählt!“, kam von Bäumer nur zurück.
    „Gebt Tschistokjow die Macht! Nieder mit Medschenko!“, donnerte ein lauter Chor aus Tausenden von Kehlen durch die Straßen. Die Masse marschierte über einen großen Platz, der von schönen, alten Gebäuden umgeben war, dann ging weiter über eine breite Hauptstrasse.
    An den Seiten applaudierten viele Bürger und wünschten ihnen Glück. Relativ selten vernahmen sie Beschimpfungen von Anwohnern oder Gruppen junger Nichtrussen. Auf die meisten Leute wirkte die gewaltige Menschenmasse ohne Zweifel beeindruckend und auch respekteinflößend.
    Schließlich erreichten die laut brüllenden Demonstranten ihr Ziel: den Platz vor dem Rathaus des für Grodno zuständigen Hauptverwalters.
    Tschistokjow begann mit seiner Rede und begrüßte seine Anhängerschaft und die Bewohner der Stadt. Die

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