Beutewelt 03 - Organisierte Wut
anders. So machten sich beide die großartigsten Vorstellungen und verfielen manchmal regelrecht in Tagträume.
Der ehemalige Unternehmer aus Westfalen sollte sie nicht enttäuschen. Er erwies sich im Gespräch mit Akira Mori, dem engsten Vertrauten von Präsident Matsumoto, als genialer Diplomat und Unterhändler. Es gelang ihm, den Außenminister Japans davon zu überzeugen, dass die Freiheitsbewegung der Rus im fernen Weißrussland tatsächlich realistische Chancen hatte, in naher Zukunft einen politischen Umsturz im Land herbeizuführen.
Japan hingegen brauchte dringend weitere Verbündete und Partner, welche sie in ihrem Kampf gegen die Weltregierung unterstützten. Nachdem die Philippinen die Unabhängigkeit erkämpft hatten, unter Japans Schutz standen und die GCF vorerst keinen weiteren Krieg in Ostasien riskierte, klang es für Mori mehr als verlockend, dass in einem europäischen Land tatsächlich eine erfolgreiche Rebellion stattfinden konnte. Der Außenminister des Inselstaates versprach Wilden umfangreiche Lieferungen modernster Kriegswaffen und eine gehörige finanzielle Unterstützung. Nicht weniger als fünfzig Millionen Yen aus der japanischen Staatskasse stellte er den weißrussischen Rebellen zur Verfügung. Damit änderte sich die Situation auf einen Schlag.
Von seinem Erfolg beflügelt, kehrte Wilden aus dem fernen Osten zurück und verkündete seinen Mitstreitern in Ivas die frohe Botschaft. Wenige Tage später erfuhr auch Artur Tschistokjow die guten Neuigkeiten und fiel vor Freude fast in Ohnmacht. Jetzt hatten sich die Dinge zumindest finanziell schon zum Guten gewendet und nun musste der politische Erfolg erkämpft werden.
Es war angenehm warm in dieser herrlichen Sommernacht. Frank, Alfred, Sven und etwa dreißig Russen hatten sich auf den Weg nach Klaipeda gemacht und erwarteten jetzt schon seit Stunden ein Handelsschiff. Müde hockten sie hinter einer riesigen Wand aus Metallcontainern am Hafen im Dunkel.
„Wie spät?“, wollte Sven wissen.
Frank hielt seine Uhr in das Licht einer schwach leuchtenden Straßenlampe. „Viertel nach zwei!“
„Hoffentlich kommen die jetzt bald mal“, knurrte Alf und zündete sich eine Zigarette an.
„Zwischen zwei und drei haben die Japsen gesagt“, erklärte Kohlhaas und gähnte.
Einer der Russen nervte ihn kurz darauf mit der gleichen Frage in kaum verständlichem Englisch. Frank reagierte ungehalten und verscheuchte ihn.
Nach einer halben Stunde näherte sich ein halb verrostetes Handelsschiff dem Hafenbecken. „Brasil“ war auf dem Rumpf des reparaturbedürftigen Gefährts zu lesen.
„Das sind sie!“, flüsterte Frank und winkte die anderen zu sich.
Das Schiff dockte am Hafen an und die Männer hasteten herüber. Niemand war weit und breit zu sehen, denn der Verladehafen von Klaipeda war mitten in der Nacht kein Ort, an den sich allzu viele Menschen verirrten. Frank und die anderen hofften, dass es auch heute Nacht nicht anders war.
„Konban wa!“, rief ein Mann aus einer Luke des Schiffs und öffnete eine große, stählerne Zugangstür.
„Hello!“, erwiderte Frank und ging mit dem Rest der Rebellen an Bord.
Die Asiaten schüttelten ihnen die Hände und führten sie unter Deck. Hier befand sich ein riesiger Raum voller Bananenkisten, es waren mindestens hundert Stück.
„Watashi wa captain desu!“, erklärte ein kleiner Japaner.
„Er ist der Kapitän von dem Kahn hier!“, übersetzte Frank mit einem Lächeln.
Der Japaner öffnete eine der Kisten. „Look! Very good guns from the army of Japan !”
„Where are the bazookas?”, fragte Frank.
Der Mann öffnete eine weitere Kiste und ließ die Männer einen Blick auf einige moderne Panzerabwehrwaffen werfen. Kohlhaas klopfte ihm auf die Schulter.
Sie nickten und verloren keine Zeit. Innerhalb kürzester Zeit hatten Frank und die anderen die Bananenkisten in einigen Lastwagen verstaut und machten sich auf den Weg nach Weißrussland. Die Japaner hatten ihr Versprechen eingehalten. Bald darauf sollten weitere Lieferungen moderner Kriegswaffen aus Fernost folgen.
Die Waffen wurden an verschiedene, geheime Orte in Weißrussland gebracht. Sturmgewehre in unterschiedlichsten Ausführungen, Handfeuerwaffen, Panzerfäuste und sogar tragbare Flugabwehrraketen mit lasergestützter, automatisierter Zielerfassung waren dabei. Letztere eigneten sich vor allem im Einsatz gegen Bomber und Skydragons. Die Kämpfer der Freiheitsbewegung staunten nicht schlecht. Es war ein Segen,
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