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Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution

Titel: Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Merow
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ließen beide Revolutionsbewegungen inzwischen unbehelligt gewähren und warteten lediglich ab, wer sich am Ende durchsetzen würde. In den von Uljanin beherrschten Gebieten waren sie ohnehin schon durch KKG-Männer ersetzt worden.
    Den Befehl von oben, auf der Seite der Kollektivisten die Freiheitsbewegung der Rus zu bekämpfen, missachte der größte Teil der russischen Beamten allerdings. Im Gegenteil, mittlerweile zeigten die meisten der noch verbliebenden Polizisten eher eine Sympathie für Tschistokjow als für die randalierenden Mobs Uljanins. Der Anführer der Rus war mit dieser Situation durchaus zufrieden, denn nun konnten beide Seiten ihren Machtkampf unter sich ausfechten.
    Die Freiheitsbewegung der Rus bekam am 17. Juni nicht weniger als 70000 Menschen auf die Straße und Artur Tschistokjow stockte angesichts einer solchen Masse der Atem. Seine Anhänger strömten am Mesto Lenina zusammen, während sich die Kollektivisten zeitgleich zu ihrer eigenen Kundgebung zusammenfanden. Der schwarz-rote Demonstrationszug war ebenfalls mehrere Zehntausend Menschen stark.
    Schon um 12.00 Uhr mittags glich die Innenstadt einem brodelndem Hexenkessel. Wie verfeindete Stämme warfen sich die Rus und ihre Gegner Beschimpfungen zu, dann flogen Steine, Flaschen und Brandsätze. Es kam zu den ersten schweren Zusammenstößen des Tages mit mehreren Toten und Verletzten.
    Tschistokjow ließ sich jedoch nicht beirren und führte seinen laut brüllenden Demonstrationszug über die Liteynii Brücke, wo ihm einige Tausend Kollektivsten folgten. Andere Gegner blockierten den Weg am gegenüberliegenden Ufer und konnten erst nach weiteren Auseinandersetzungen zurückgedrängt werden.
    Die Warägergarde und der St. Petersburger KKG lieferten sich währenddessen eine wilde Schießerei in den Straßen unweit der Marschroute.
    Überall ertönte hasserfülltes Gezeter. Molotowcocktails, Steine und Gewehrkugeln flogen durch die Gassen. Um 13.30 Uhr zog die von Artur Tschistokjow angeführte Menge weiter durch die Zakhareyvskaja Uliza und kam nach etwa einem Kilometer in ein Gewirr von kleineren Nebenstrassen, wo sie erneut von den Kollektivisten angegriffen wurde.
    Beide Seiten gingen sofort mit Knüppeln, Eisenstangen und Schlagringen aufeinander los. Von einigen Häuserdächern aus schossen KKG-Männer herunter und die bewaffneten Ordner der Rus erwiderten das Feuer. Dutzende von Demonstranten wurden von Kugeln getroffen und blieben auf der Straße liegen, doch die Rus schritten unbeirrt und hartnäckig weiter voran.

    „Artur Tschistokjow! Der Befreier Russlands!“, tönte es aus dem Meer der Drachenkopffahnen.
    „Reaktionäre Schweine!“ und „Kapitalistenknechte!“ schrieen die aufgebrachten Anhänger Uljanins.
    Die Rus wälzten sich weiter durch die vor Wut brodelnden Straßenzüge, unerschütterlich und starrköpfig rückten sie Meter für Meter vor. Selbst Schüsse und Brandsätze, die wieder und wieder in ihren Reihen einschlugen, hielten sie nicht auf.
    Sie kamen dem Haus der Gerechtigkeit in der Uliza Nekrasoya langsam immer näher und zunehmend mehr Gegner versammelten sich dort. Schließlich tauchte Theodor Soloto persönlich auf und rief seine KKG-Männer zum Angriff zusammen. Kurz darauf fielen die Kollektivisten von mehreren Seiten über den Demonstrationszug der Rus her und eröffneten das Feuer.
    Gewehrsalven schlugen in der Masse der sich nähernden Demonstranten ein und Kugeln jagten durch Knochen und Fleisch. Tschistokjows bewaffnete Ordner warfen sich augenblicklich auf den Asphalt und schossen zurück. Plötzlich gellte ein lauter Schrei durch die chaotische Unruhe und Tausende von Kollektivisten stürmten knüppelschwingend heran. Das war regelrechter Bürgerkrieg.
    Wahllos prügelten beide Seiten aufeinander ein. Gliedmaßen wurden gebrochen und Schädel eingeschlagen. Tausende von Männern schossen und stachen sich gegenseitig nieder und verwandelten den ganzen Stadtteil in ein einziges, riesiges Schlachtfeld.
    Frank, Alf und die Waräger kamen jetzt auch mit ihren Lastwagen herangebraust und feuerten auf alles in ihrem Weg. Nach einem harten Kampf trennten sich beide Seiten wieder und die Rus versuchten noch bis zum Haus der Gerechtigkeit vorzustoßen. Einige von ihnen bluteten und hinkten, andere lagen tot oder verletzt auf dem Straßenpflaster. Tschistokjows Anhänger erblickten nun das kollektivistische Hauptquartier, das nur noch Hundert Meter von ihnen entfernt war. Vor ihnen hatte sich inzwischen

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