Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
ausholen konnte. Dann schlug er dem nächsten Feind das Gewehr mit einem wuchtigen Hieb aus der Hand, trat ihm gegen die Brust, so dass er nach hinten taumelte, und schoss ihm dann mit einem kurzen Feuerstoß den Kopf von den Schultern. Frank stieß einen leisen Würgelaut aus.
Seine Kameraden zerrten ihn nun selbst nach hinten, rannten an ihm vorbei und machten einige der Kollektivisten in einem brutalen Gemetzel zwischen den Bäumen nieder. Nach einer Weile zogen sich die Angreifer unter schwersten Verlusten zurück, die Kampfgeräusche nahmen ab.
Der General, der gerade erneut eine von vielen blutigen Szenen in seinem Leben hinter sich gebracht hatte, hielt den Atem an und wandte sich den Überlebenden seines Kommandozuges zu. Plötzlich hörte er ein Röcheln hinter sich und erkannte den Feind, dem er das Bajonett in den Bauch gerammt hatte. Es war ein blonder, junger Mann mit einem erstaunlich freundlich wirkenden Gesicht, wie Frank tief im Inneren zugeben musste. Für einige Sekunden war Kohlhaas verwirrt und wusste nicht recht, was er tun sollte.
„Es ist nun Zeit zu sterben!“, hörte er den verwundeten Burschen leise stöhnen.
Frank wandte seinen Blick von ihm ab und rief einen seiner Männer zu sich. Dieser blickte auf den verletzten Jungen herab und fragte seinen General, ob er ihn töten solle.
„Nein! Bring ihn zu den Sanitätern! Ich hoffe, dass er es noch packt!“, fuhr ihn Frank wütend an. Der Waräger gehorchte. Kohlhaas setzte sich müde auf einen Stein und wartete.
„Sie stehen in unserem Rücken? Das ist unmöglich!“, keifte Vitali Uljanin mit sich überschlagender Stimme. Drohend baute er sich vor einem seiner verängstigten KKG-Offiziere auf.
„Doch, Herr Kollektivgenosse! Fast 1,5 Millionen Soldaten der Rus und Hunderte von Panzern sind an Vyshniy-Voloceck vorbeigezogen und greifen unsere Hauptstreitmacht von hinten an!“, erklärte der Mann nervös.
„Was ist mit Solotos Armee?“, schrie ihn der KVSG-Chef an.
„Sie zieht sich weiter zurück und ist zum größten Teil vernichtet worden, Herr Kollektivgenosse!“
Der spitzbärtige Revolutionsführer hatte seinem General im Norden ausdrücklich den Befehl gegeben, seine Truppen wieder zu sammeln und auf Verstärkungen aus dem Hinterland zu warten, doch dieser hatte sich seinen Anweisungen einfach widersetzt. Er war eher darauf bedacht, die eigene Haut zu retten.
„Soloto!“, grollte Uljanin. „Das war ein Befehl! Dieser nichtsnutzige Hund!“
„Ansonsten leisten die Rus in den weißrussischen Städten äußerst verbissenen Widerstand. Wir haben bereits eine Menge Panzer verloren, die uns jetzt bei den Sturmangriffen auf die Städte fehlen!“, fügte der Offizier kleinlaut hinzu.
„Dann werfen Sie eben die Menschenmassen gegen die Mauern von Minsk!“, kreischte Uljanin.
„Und da ist noch etwas, Herr Kollektivgenosse …“
„Was? Reden Sie!“
„Es sind bereits einige Truppenteile desertiert und haben sich auf eigene Faust wieder auf den Weg nach Moskau gemacht!“
Uljanin schnaubte aufgeregt, bebend vor Zorn. Der nächste Schrei blieb ihm regelrecht im Halse stecken und er starrte den verunsicherten Mann vor sich lediglich mit aufgerissenem Mund an.
„Desertiert?“, knurrte er nach einigen Sekunden.
„Ja, Herr Kollektivgenosse!“
„Sie kennen unsere Gesetze! Wer desertiert, der wird erschossen! Gnadenlos! Und wenn wir ihn nicht finden, dann lassen wir seine Familie dafür bezahlen! Ich dulde einen solchen Ungehorsam nicht! Und jetzt verschwinden Sie und nehmen sofort Kontakt zu Soloto auf!“, befahl der Herr der schwarz-roten Massen schnaubend vor Wut.
„Ja, es geht mir gut“, sagte Frank und merkte, wie ihm zwischendurch immer wieder die Augen zufielen, während er sich erschöpft an sein Handy krallte.
„Du klingst so komisch. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, hakte Julia nach.
„Ja, ich bin nur müde! Furchtbar müde! Das ist alles …“, stöhnte Kohlhaas, während er sich auf den Boden setzte.
„Ich mache mir solche Sorgen um dich, Frank!“
„Schon gut, ich lebe noch. Wie geht es dem Jungen?“
„Friedrich schläft bereits. Agatha hat ihm heute das ganze Dorf gezeigt und jetzt ist er völlig platt.“
„Genau wie sein Vater!“, antwortete Frank mit einem kraftlosen Lächeln.
„Und Alf geht es auch gut?“
„Ja, ja! Er lebt auch noch!“
„Schafft ihr das denn?“
„Was?“
„Die Kollektivisten aufzuhalten. Agatha und ich haben solche Angst, dass sie eines
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