Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
erkennen, der sich nun schnellen Schrittes auf ihn zu bewegte. Der Armeeangehörige postierte sich vor ihm, den dicklichen Neuling mit ernstem Blick musternd.
„Gospodin Golger Kober?“, fragte er.
„Da! I `m Holger Kober!“, erwiderte HOK und lächelte freundlich.
„Priwjet!“ stieß der Soldat aus, um daraufhin zu grinsen.
„Can we speak Englis h? My Russian is not good enough”, bat HOK.
“Okay, tij njemez?”
“Yes, I`m German!”
“Like minister Wilden! Another German…“, murmelte der Russe.
HOK lächelte. „Mr. Wilden is a friend of mine. We are from the same village in Lithuania.”
“Really?”, wunderte sich der Soldat.
„Yes! It`s true!“, betonte HOK und ließ sich von dem Offizier in der unterirdischen Halle herumführen.
„What shall I do here?“ , fragte der Informatiker.
“It is your job to hack the access codes for a number of satellites over Central Europe, Mr. Kober”, kam zurück.
HOK setzte sich vor einen Rechner und starrte auf den Bildschirm. Sein Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass er sich ausmalen konnte, was ihn in den nächsten Tagen und Wochen in diesem Gewölbe erwartete.
„Ach, du Scheiße!“, flüsterte er.
„What?“, fragte der Volksarmist.
„Nothing! Everything is okay!“, antwortete HOK und tippte los.
„The World G overment can shut off the implanted Scanchips by satellite. It means that they can kill millions of Europeans just by pressing a few buttons, Mr. Kober!”, erläuterte der Russe.
“Those satellites are responsible for the implanteted Scanchips?”, stieß HOK aufgeregt aus.
“Yes! And you computer-experts must disable them, before we attack Western Europe!”, sagte der Offizier.
“Attack Western Europe?”
“Do your job!”, wies ihn der russische Soldat mürrisch an und sah sich um. Offenbar dämmerte es ihm, dass er dem Deutschen vielleicht etwas mehr verraten hatte, als es ihm erlaubt worden war.
Nachdem sich HOK für einen Moment gewundert hatte, verfiel er wieder in den tranceartigen Zustand, den ein Computer bei ihm für gewöhnlich auslöste. Eine halbe Stunde später war er wieder einmal vollkommen in das riesige Universum der Datenbanken und Codes eingetaucht. Er sollte für mehrere Tage kaum noch essen und schlafen. Um ihn herum taten es ihm zahlreiche russische Informatiker gleich. Hier vor den Bildschirmen führten sie ihren eigenen Krieg gegen Firewalls und hochkomplizierte Sicherheitsprogramme. Wenn sie versagten, konnte das Millionen Menschen das Leben kosten.
Mitte April 2050 begann die Weltregierung damit, die Einschiffung ihrer Truppen aus Nord- und Südamerika vorzubereiten. Inzwischen war eine Armee von nicht weniger als 12 Millionen Soldaten aufgestellt worden und ihr Transport nach Westeuropa erforderte umfassende logistische Vorbereitungen, die noch etwas Zeit beanspruchen sollten.
Mit den Truppen galt es tonnenweise Kriegsmaterial nach Übersee zu bringen. Weiterhin war es trotz der gewaltig angewachsenen Kriegsflotte des Verwaltungssektors Amerika-Nord kaum möglich, die riesige Masse von Soldaten auf einmal nach Europa zu verschiffen, weshalb sie in mehreren Schüben transportiert werden musste.
Auch an anderen Orten versammelten sich die neu ausgehobenen GCF-Truppen, um irgendwann im Laufe dieses Jahres den Befehl zu erhalten, entweder gegen Russland oder Japan zu ziehen.
In Nordindien und Pakistan standen bereits 8 Millionen bewaffnete Männer, der Unterverwaltungssektor „China“ hatte dem Weltverbund etwa 10 Millionen Soldaten zur Verfügung gestellt. Weiterhin wurden Heerlager und Stützpunkte in Nordafrika, der Türkei und anderen Regionen Kleinasiens für einen zukünftigen Vorstoß der GCF durch Südeuropa und den Kaukasus errichtet.
Westeuropa selbst war nach wie vor nur von kleineren Verbänden der Global Control Force besetzt, denn hier waren gemäß den strategischen Überlegungen des Weltverbundes noch keine neuen Truppenaushebungen erfolgt, um Tschistokjow nicht zu verunsichern. Allerdings sollten hier die Aufrüstungsvorbereitungen spätestens im Mai 2050 beginnen.
Die Logenbrüder planten, den Nationenbund der Rus und Japan mit einem Angriff nie gekannter Größe von der Landkarte zu fegen. Doch dieses gewaltige Unternehmen musste gewissenhaft vorbereitet werden. Deshalb galt es, den russischen Staatschef und seinen Verbündeten in Ostasien weiterhin mit Friedensbeteuerungen ruhig zu stellen und den schönen Schein zu wahren.
Die internationalen Medien erwähnten
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