Beutewelt 06 - Friedensdämmerung
die sich langsam auf verschiedenen Kontinenten formierende GCF-Armada entweder überhaupt nicht oder behaupteten, dass die neuen Truppen demnächst nach Indien und China geschickt würden.
„Ich glaube kaum, dass Artur Tschistokjow eine Ahnung vom ganzen Ausmaß unserer Invasionsvorbereitungen hat“, bemerkte der Weltpräsident in diesen Tagen immer wieder gegenüber seinen Brüdern.
Nun mussten die Mächtigen des Weltverbundes allerdings auch langsam dazu übergehen, die Weltbevölkerung kriegswillig zu machen. Aus diesem Grund erging der Befehl an die Presseorgane und Fernsehsender, erneut den Hass gegen Russland und Japan aufkochen zu lassen.
Die großangelegte Kampagne begann schließlich einen Monat später mit einem in Hollywood produzierten Kinofilm.
„Artus Schistoroff – Herrscher der Perversionen“ hieß der neueste Streifen, der mit einer gigantischen Werbeoffensive auf unzähligen Sendern im Ausland angepriesen wurde. Frank und Alfred hatten sich den Film bereits nach einigen Tagen aus dem Internet heruntergeladen, waren aber schon nach der ersten halben Stunde von der beispiellosen Hetze vollkommen angewidert gewesen.
Das russische Staatsoberhaupt wurde in diesem Propagandastreifen als vollkommen verrückter, abgrundtief perverser Kriegstreiber dargestellt, der sich am liebsten mit seinem homosexuellen Beraterstab an kleinen russischen Knaben verging. Ansonsten überfiel er am liebsten sämtliche Nachbarländer mit seinen dummen, brutalen Soldaten, während er ständig etwas von Weltherrschaft und Krieg faselte. Das hetzerische Machwerk war derart abartig, dass er selbst bei vielen Kinobesuchern einen Zustand der Verstörung hervorrief - doch das hatten die Produzenten durchaus beabsichtigt.
Artur Tschistokjow selbst tat im Kreise seiner engsten Mitstreiter hingegen so, als hätte er nichts anderes von seinen Gegnern erwartet, doch die Bösartigkeit der Verleumdungskampagne traf ihn bis ins Mark. Mehrere Tage lang war er übellaunig und gereizt.
In Russland und Japan wurde der niveaulose Hetzstreifen natürlich sofort verboten, doch der russische Souverän fürchtete, dass sich auch dort viele Jugendliche den international beworbenen Kinofilm irgendwie beschafften und ansahen. In den folgenden Wochen nahm die Agitation gegen Russland immer weiter zu und erreichte bald einen Stand wie zu Zeiten des russischen Bürgerkrieges. Mehrere Forderungen an den Weltverbund, in denen Tschistokjow eine sofortige Einstellung der antirussischen Lügenkampagne verlangte, wurden von diesem einfach ignoriert.
Am 10.07.2050 heirateten Frank und Julia in der Dorfkirche von Ivas. Es war ein wundervoller Tag und Kohlhaas sollte ihn niemals vergessen. Mehrere Hundert Gäste, darunter auch Artur Tschistokjow selbst, waren in das beschauliche Örtchen gekommen, um diesem Ereignis beizuwohnen. Zwar hatte Frank darum gebeten, die Sache nicht allzu hoch zu kochen, doch waren schließlich auch Vertreter der russischen Presse und viele seiner Bewunderer angereist.
Julia sah in ihrem wallenden, weißen Brautkleid wie ein leibhaftiger Engel aus. Frank verschlug es die Sprache, als er sie an der Haustür abholte.
Doch auch der General hatte sich dermaßen in Schale geworfen, dass ihn seine Angebetete kaum wiedererkannte. Majestätisch schritten die beiden zur kleinen Dorfkirche von Ivas, wo sie Hunderte von jubelnden Menschen und ein weißhaariger Geistlicher erwarteten. Alfred Bäumer rannen die Freudentränen über die Wangen, als er das Hochzeitspaar an sich vorbeiziehen sah. Demnächst, so hatte er angekündigt, wollte er auch seine Svetlana vor den Traualtar führen.
„Jetzt ist der Spaß vorbei!“, flüsterte ihm Kohlhaas mit einem Grinsen ins Ohr.
In Wahrheit hatte Frank jedoch seit Jahren von diesem Moment geträumt und genoss es, die schöne Julia an seiner Seite zu bewundern.
„Wie makellos sie ist!“, dachte er sich, als sie vor dem Altar standen und der russische Priester eine kurze Ansprache hielt.
Dann gaben sie sich das Jawort, besiegelten ihre Ehe mit einem leidenschaftlichen Kuss. Von allen Seiten strömten die Gratulanten auf das junge Pärchen ein und Frank konnte sich kaum daran erinnern, jemals so viele Hände geschüttelt zu haben. Wilden setzte ein stolzes Vaterlächeln auf, während Agatha nur noch vor sich hin flennte. Auch Tschistokjow war gerührt. Er umarmte die beiden voller Freude.
„Ob meine Mutter und mein Vater mich jetzt sehen können?“, dachte sich Frank und betrachtete für
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