Beverly Barton, Hexenopfer
wieder ein. Das ist immer so.«
»Bei wem warst du dann?« Jazzy hatte erwähnt, dass Jamie ihr Lokal mit einer Frau namens April oder Amber verlassen habe.
»Ist das nicht egal?« Jamies Augen weiteten sich erwartungsvoll. »Hast du Angst, ich hätte deine neueste Errungenschaft flachgelegt?« Jamie lachte Jim direkt ins Gesicht. »Herrgott, wenn deine Mätresse nicht bei Jazzy’s Joint abhängt, dann habe ich sie letzte Nacht nicht genagelt.«
Der Teufel sollte den Jungen holen! Jamie hatte überhaupt keine Ahnung, wie man eine Geliebte treu hielt. Er hielt die meisten Frauen für Flittchen, die ihre Beine für jeden Mann breit machten. Jim wusste es besser. Wenn ein Mann eine kluge Wahl traf und die Frau zufriedenstellte, suchte sie nicht bei anderen Männern Befriedigung.
»Schaff deinen Arsch nach oben, geh unter die Dusche und zieh dich um, dann komm wieder runter zum Frühstück mit der Familie«, sagte Jim. »Du erzählst deiner Großmutter und Laura, dass du in die Stadt gefahren bist, um einen alten Kumpel von der Highschool zu treffen, und vom Schneesturm überrascht wurdest. Sag ihnen, es täte dir leid, sie beunruhigt zu haben, aber als du merktest, dass du nicht mehr nach Hause kommen konntest, sei es zu spät gewesen, anzurufen und alle zu wecken.«
Jamie grinste. »Ja, Sir. Wie du willst. Und darf ich dir ein Kompliment machen für deine Gabe, eine überzeugende Geschichte zu stricken?«
Jim knurrte. Mit seinem dummen Grinsen im Gesicht drehte sich Jamie um und stapfte die Treppe hinauf. Auf halbem Weg begann er, vor sich hin zu pfeifen.
Jim seufzte tief. Dieser nichtsnutzige Junge war sein Vermächtnis an die Welt. Ein trauriger und jämmerlicher Gedanke. Er hatte mehr Kinder haben wollen, doch Reba hatte nach Melanies Geburt keine Kinder mehr bekommen können. Ein grausamer Trick des Schicksals hatte ihm den Sohn genommen, auf den er so stolz gewesen war, und die Tochter, die er bis zum Wahnsinn geliebt hatte. Wie kam es nur, dass Jamie so ganz anders war als Jim jr.? Hatte er ein paar schwache Gene von seiner Mutter geerbt? Oder hatten Reba und er den Jungen einfach verdorben, weil sie sein Leben lang zu nachsichtig mit ihm waren? Aber Jim jr. hatten sie doch auch verwöhnt, oder? Ja, er hatte seiner Familie alle Ehre gemacht.
Genug davon, sagte sich Jim gerade. Ich kann nichts daran ändern, verdammt. Man muss sich mit dem zufrieden geben, was man hat. Konzentrier dich auf die positiven Dinge.
Er schenkte sich eine Tasse Kaffee aus der Kanne ein, die von der Haushälterin schon bereitgestellt worden war, bevor sie in ihre Unterkunft zurückgegangen war, um sich für den Tag zu rüsten. Mit dem Becher in der Hand ging er durch die Diele in sein Arbeitszimmer. Sorgfältig machte er die Tür hinter sich zu, durchquerte den Raum und setzte sich hinter seinen großen Mahagoni-Schreibtisch. Nachdem er ein paar Schlucke schwarzen Kaffee getrunken hatte, stellte er den Becher auf den ledernen Untersetzer vor sich und nahm den Telefonhörer in die Hand. Er wählte ihre Nummer und wartete.
»Hallo«, sagte die sinnliche weibliche Stimme.
»Wie hast du es denn durch den Sturm letzte Nacht geschafft?«, fragte er.
»Ganz gut. Aber ich hätte es viel mehr genossen, wenn ich mit dir zusammen hier eingepfercht gewesen wäre.«
»Wahrscheinlich werde ich es heute nicht schaffen, rauszukommen.«
»Das dachte ich mir schon.«
»Ich wünschte, du wärst gestern Abend zur Party gekommen«, sagte Jim. »Du hast doch eine Einladung bekommen, oder?«
»Ja. Aber ich hätte dich nicht gern mit deiner Frau gesehen. Ich bin ziemlich eifersüchtig auf sie, verstehst du?«
In seinem Bauch breitete sich ein warmes Gefühl aus. »Hast du da draußen alles, was du brauchst, um ein paar Tage über die Runden zu kommen, bis die Straßen wieder frei sind?«
»Ich habe alles, was ich brauche … außer dir.«
»Du hast mich. Um deinen kleinen Finger gewickelt.«
»Wer’s glaubt.«
»Sei vorsichtig, ja? Mir gefällt der Gedanke nicht, dass du da draußen ganz allein bist, wenn ein Mörder frei herumläuft.«
»Ich habe die Waffe, die du mir gegeben hast«, sagte sie. »Und ich weiß, wie man damit umgeht.«
»Sei bloß vorsichtig. Und lass niemanden ins Haus, den du nicht kennst und dem du nicht traust.«
»Komm so schnell wie möglich zu mir. Du fehlst mir.«
Jims Penis zuckte. Sie hatte eine Art, ihn nur mit dem Klang ihrer Stimme zum Leben zu erwecken. »Du fehlst mir auch … aber ich muss Schluss
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