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Bevor der Abend kommt

Titel: Bevor der Abend kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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kam, mit ähnlichen Worten wiederholte. Wie lange ist Ihre Tochter schon Schauspielerin , fragten sie. In welchen Produktionen hat sie mitgespielt ?
    Cindy kämmte sich das nasse Haar aus dem Gesicht, zog ein weißes T-Shirt und Jeans an und ging nach unten. Elvis lief ungeduldig vor ihr her und stürzte hinaus, kaum dass sie die Haustür geöffnet hatte.
    Julias Gesicht starrte ihr von den Titelseiten sowohl des Globe als auch des Star entgegen. JUNGE SCHAUSPIELERIN SEIT SECHS TAGEN VERMISST, lautete die Schlagzeile unter dem vertrauten Schwarzweißfoto. Das Telefon in der Küche fing an zu klingeln. Ohne es zu beachten, breitete Cindy die Zeitung auf dem Küchentisch aus.

    Die Polizei sucht nach der vermissten Schauspielerin Julia Carver, 21, die seit dem vergangenen Donnerstag vermisst wird. Ms. Carver, die schöne und talentierte Tochter des bekannten Show-Business-Anwalts Tom Carver, ist nach einem Termin bei dem prominenten Hollywood-Regisseur Michael Kinsolving spurlos verschwunden.
    Cindy las den Absatz einmal und dann noch einmal laut, während das Telefon stur weiterklingelte.
    »›Die Polizei sucht nach der vermissten Schauspielerin Julia Carver, 21, die seit dem vergangenen Donnerstag vermisst wird. Ms. Carver, die schöne und talentierte Tochter des bekannten Show-Business-Anwalts Tom Carver …‹«
    Cindy lächelte, schob den Globe beiseite und griff nach dem Star . Das Klingeln hörte kurz auf und setzte dann wieder ein.
    SCHAUSPIELERIN NACH CASTING MIT HOLLYWOOD-REGISSEUR VERSCHWUNDEN, lautete die Zeile unter Julias Bild. Julia Carver, 21, attraktive Schauspielerin und Tochter des Show-Business-Anwalts Tom Carver, wird seit Donnerstag, dem 29. August vermisst .
    »Nein«, sagte Cindy, las noch einmal und ein weiteres Mal.
    Attraktive Schauspielerin und Tochter des Show-Business-Anwalts Tom Carver.
    Die schöne und talentierte Tochter des bekannten Show-Business-Anwalts Tom Carver.
    Als ob Julia nur einen Elternteil hätte, dachte Cindy und spürte, wie sich in ihrem Bauch Empörung zusammenballte wie ein bösartiger Tumor. Wann hatte sie aufgehört zu existieren? Wann hatte sie aufgehört, von Belang zu sein? Es war beinahe so, als wäre Cindy Carver wie ihre Tochter unbemerkt vom Antlitz der Erde verschwunden. Mit ein paar achtlosen Sätzen hatten die Zeitungen sie ausradiert und aus dem Leben ihrer Tochter getilgt.
    Wieder hatte Tom ihr Julia gestohlen. Dieses Mal, ohne es gewollt zu haben.

    Die Presse hatte es amtlich gemacht: Julia war Tom Carvers Tochter.
    Ihre Mutter war nirgends zu sehen.
    Das Telefon hörte auf zu klingeln.
    »Mich gibt es gar nicht«, erklärte Cindy Elvis, woraufhin dieser das Bein hob und an ihren Stuhl pinkelte. Cindy starrte den struppigen Terrier ihrer Tochter an und wusste nicht, ob sie laut lachen oder weinen sollte. »Schon gut«, sagte sie, nahm ein paar Küchentücher vom Tresen, wischte die Sauerei auf und akzeptierte stumm die Verantwortung für das Fehlverhalten des Hundes. Schließlich war es wirklich ihre Schuld. Sie hätte mit ihm rausgehen sollen. Alles war ihre Schuld. Sie war Elvis ein ebenso schlechtes Frauchen, wie sie für Julia eine schlechte Mutter gewesen war. »Julia Carver«, flüsterte sie und starrte auf das Bild ihrer Tochter auf den Titelseiten der Zeitung, »Tochter von Cindy . Tochter von Cindy, verdammt noch mal.« Und ich lasse mich nicht wieder beiseite schieben, fügte sie stumm hinzu. Ich werde nicht verschwinden.
    Ich glaube nicht, dass ich Ihnen irgendetwas erzählen könnte, was Ihnen weiterhilft , hatte sie Elizabeth Kapiza erklärt.
    Sie sind Ihre Mutter.
    »Ja, das bin ich«, sagte Cindy, stand auf, ging zum Telefon und wählte hastig die letzte Nummer, die sie auf die Kleenex Schachtel geschrieben und noch im Gedächtnis hatte. »Elizabeth Kapiza?«, fragte sie die Frau, die nach dem ersten Klingeln abnahm, als hätte sie auf Cindys Anruf gewartet. »Hier ist Cindy Carver.«
    »Wann kann ich Sie treffen?«, fragte die Journalistin.
    »Wie wär’s um neun?«
     
    Um halb neun hatte Cindy sich bereits zum dritten Mal umgezogen und trank ihre vierte Tasse Kaffee.
    »Gut siehst du aus«, erklärte ihre Mutter ihr, als sie die Küche
betrat, selbst elegant in verschiedenen Blautönen gekleidet. »Ist das eine neue Bluse?«
    Cindy strich die pinkfarbene Bluse glatt, die sich im vergangenen Sommer spontan bei Andrew’s gekauft, jedoch nie getragen hatte, weil sie eigentlich nicht zu ihr passte. Passte sie jetzt besser, da sie kein

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