Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
vielen Unternehmungen am Laufen zu halten, dennoch zog er es vor, jede Korrespondenz und alle Verträge selbst zu lesen, die seine Geschäftsangelegenheiten betrafen. Oftmals überprüfte er auch die Rechnungen, die von seinen verschiedenen Gesellschaften ausgestellt wurden. Sein Verstand war rasiermesserscharf. Hunderte Male hatte er herausfinden müssen, dass immer wieder Angestellte versuchten, ihn zu bestehlen oder zu betrügen. Fehlende Loyalität war ihm ein Gräuel, aber er wusste, sie ließ sich nicht ausrotten. Gleichzeitig konnte er sich nicht vorstellen, sein Imperium auf irgendeine andere Weise zu führen. Es gab niemanden, dem er vertrauen konnte.
Dabei wäre es so angenehm, einen Kompagnon zu haben!
Er musste an Francesca denken, und sein Herz machte einen Satz. Es war schon erstaunlich, dass Schmerz gleichzeitig neben so vielen anderen Gefühlen existieren konnte. Als er ihr Gesicht vor seinem inneren Auge sah, erfüllte Freude sein Herz und ließ ihn lächeln. Es war nicht zu leugnen, dass wohlige Wärme sich in ihm ausbreitete. Oh ja, sie bedeutete ihm sehr viel. Und er liebte sie. Sie war die außergewöhnlichste, faszinierendste Person, der er je begegnet war. Aber er hatte sich richtig entschieden, daran gab es keinen Zweifel.
Allerdings war er auch über alle Maßen wütend auf sich selbst, weil er ihr wehgetan hatte. Er war ein egoistischer, von Grund auf verdorbener Bastard. Aber was konnte sie auch schon von ihm erwarten, wenn sie auch noch versuchte, ihn zu manipulieren? Es wäre vielleicht amüsant gewesen, wenn der Anblick ihrer linken Hand ihn nicht so entsetzt hätte, da sie dort nicht mehr ihren Ring trug.
Der Drang, sie unterliegen zu lassen, damit sie zugab, dass sie ihn wollte und liebte, war unwiderstehlich stark gewesen. Er war es gewohnt, Sex als Waffe einzusetzen, damit er seinen Willen bekam. Ihm war nicht mal der Gedanke gekommen, ihre Anziehung zu ihm zu benutzen, um sie dazu zu bringen, dass sie ihre wahren Gefühle für ihn gestand.
Dass sie seinen Verlobungsring in den Safe eingeschlossen hatte, reizte ihn bis aufs Blut, aber es änderte nichts an seiner Entscheidung. Sie waren nicht länger verlobt, und es würde keine Hochzeit geben. Jetzt war er damit beschäftigt, sich den Fakten zuzuwenden: Die Verlobung war beendet worden. Francesca und er würden weiter Freunde bleiben – für immer, wenn er dabei ein Wörtchen mitzureden hatte, was üblicherweise der Fall war. Und irgendwie würde er sie schon dazu bringen, sich einem anderen Mann zuzuwenden. Sollte sie sich für seinen Bruder entscheiden, dann würde er sich irgendwie damit abfinden.
Er war nicht ganz bei der Sache, und den Grund dafür kannte er nur zu gut, denn in Wahrheit war er mindestens so aufgewühlt wie sie. Doch er weigerte sich, das zuzugeben, und erst recht wollte er nicht darüber nachdenken, wieso er diesen Schmerz in seiner Brust verspürte. Er war nicht gut genug für sie. Sie verdiente etwas Besseres. Und er würde nicht ihren Niedergang zu verantworten haben. Er wusste genau, wenn es dazu kommen sollte, würde er mit diesem Wissen nicht leben können.
Diese vier Punkte hielt er sich immer wieder vor Augen.
Und sollte er sich versucht fühlen, die Gründe für seine Entscheidung vergessen zu wollen, dann musste er sich nur die jüngsten Ereignisse vor Augen halten.
Nicht nur, dass er für die Existenz dieses verdammten Porträts allein die Verantwortung trug. Nein, sein lieber Bruder Bill versuchte auch noch, Francescas Ruf für alle Zeit in den Dreck zu ziehen. War das nicht eine großartige Ironie des Schicksals?
Warum wollte sie nicht einsehen, dass er ihr nur schadete?
Und jetzt war auch noch Julia hergekommen, um sich für ihre Tochter einzusetzen. Das war genau das, was er jetzt brauchte, schließlich liebte er doch eine gute Herausforderung. Nun musste er auch noch Francescas Mutter beschwichtigen, ohne ihr zu enthüllen, dass es gar keine Hochzeit geben würde. Schließlich wollte er Julia weiter auf seiner Seite wissen, war sie doch ein gewichtiger Faktor in Francescas Leben. Es war sein Ernst gewesen, als er Francesca gesagt hatte, er wolle weiter ihr Freund und Verbündeter, ihr Fürsprecher und ihr Beschützer sein. Sie würde zwar nicht seine Ehefrau oder seine Geliebte werden, aber er wollte auch, dass Julia ihm weiterhin gut gesinnt blieb.
„Bringen Sie Mrs Cahill zu mir“, entgegnete er freundlich, krempelte die Ärmel runter und zog sein Jackett an, dann band er seine
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