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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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vorzufinden; ihr Vater nutzte sie zugleich als Arbeitszimmer. Vermutlich war Andrew im Park und unternahm seinen Wochenendspaziergang. Francesca führte ein kurzes Telefonat, bevor sie aus dem Haus ging, doch das wäre zweifellos schneller erledigt gewesen, wenn die Dame von der Vermittlung – Beatrice – nicht versucht hätte, sie in eine Unterhaltung über ihre Hochzeit zu verwickeln. Hart war nicht zu Hause, was sie ins Grübeln brachte. Was hatte er wohl am Tag seiner Hochzeit noch zu erledigen? Sein Butler Alfred bot ihr an, ihm eine Nachricht von ihr auszurichten, doch sie war viel zu aufgeregt, als dass sie einen sinnvollen Satz hätte zustande bringen können.
    Auf dem Weg zur Haustür rief ihr Connie nach, sie sei verrückt, aber darauf erwiderte sie nichts weiter. Der mitgenommene Stadtplan erwies sich als überflüssig, denn der Droschkenfahrer, den sie auf der Straße vor dem Haus zu sich winkte, konnte ihr prompt erklären, dass sich Waverly Place Nummer 69 an der Nordseite des Washington Square befand. Francesca war erleichtert. Die Adresse war nur ein paar Blocks von der Mulberry Street entfernt, wo das Polizeipräsidium untergebracht war.
    Sie fühlte sich wie auf heißen Kohlen. Ganz sicher befand sich ihr Porträt an der angegebenen Adresse. Falls sich jemand vorgenommen hatte, sie am Tag ihrer Heirat aus der Ruhe zu bringen, dann war ihm das gelungen! Wieder sah sie auf die kleine Taschenuhr, die sie sich vor Kurzem zugelegt hatte. Ihre kriminalistische Ermittlungsarbeit war zeitraubend, und Francesca neigte dazu, sich zu verspäten.
    Es war inzwischen halb zwei, womit sie bis nach Downtown deutlich mehr Zeit benötigt hatte als eingeplant. Trotzdem blieb ihr noch gut eine Stunde, um Nachforschungen anzustellen.
    Sie war auf der Fifth Avenue in südlicher Richtung unterwegs. Ein Stück voraus konnte sie den grünen Rasen und die gepflasterten Wege des Washington Square erkennen. Zu beiden Seiten wurde die Fifth Avenue von alten Gebäuden aus rötlich-braunem Sandstein gesäumt, bei denen es sich erkennbar um Wohnhäuser handelte. Hier und da war im Erdgeschoss ein Restaurant oder eine Schenke untergebracht. Ihr Hansom Cab bog in den Waverly Place ein, der an dem weitläufigen Platz entlang verlief. Die Wohngebäude standen dicht an dicht, gesäumt von einer Reihe Schatten spendender Ulmen. Im Parterre der Häuser fanden sich die verschiedensten Geschäfte, darunter auch eines, das mit einem Schild in kräftigen Farben verkündete, was sich in dem Ladenlokal befand: die Galerie Moore.
    Ihr Herz begann zu rasen. „Halt, Kutscher! Halten Sie an!“ Ihr Blick wanderte zur Hausnummer über dem Schild. Es war die 69.
    Hektisch begann sie, in ihrer Handtasche zu suchen.
    „Soll ich auf Sie warten, Miss?“, fragte der Droschkenfahrer in einem breiten italienischen Akzent.
    Francesca schaute sich um. Trotz des Feiertags war der Park gut besucht. Frauen in hübschen Kleidern, manche davon mit Parasols, waren dort mit ihren Kindern unterwegs und unternahmen einen Spaziergang in der Gesellschaft eines Gentleman. Einige der Männer zeigten sich im Sakko, ein paar hatten zu Paletot und Zylinder gegriffen. Ein Mann und eine Frau in Knickerbockern fuhren auf Fahrrädern durch den Park und schlingerten dabei bedenklich. Kleine Hunde tollten auf dem Rasen umher, ein Ballon stieg in den Himmel auf. Das Ganze war eine angenehme, friedliche Szene.
    Ihr Blick kehrte zurück zu dem Häuserblock. Früher einmal waren diese Gebäude modern gewesen, Einfamilienhäuser im Stil der Zeit von König George. Rings um die Ulmen auf dem Fußweg hatte man Narzissen gepflanzt, ebenso in den Blumenkästen, die sich vor vielen Fenstern befanden. Washington Square war eine müde, alte Nachbarschaft, trotzdem war hier immer noch die Mittelschicht zu finden. Eine weitere Droschke fuhr vorüber, und Francesca kam zu dem Schluss, ihren Kutscher nicht warten zu lassen, bis sie erledigt hatte, wofür sie hergekommen war.
    Sie war so sehr in Eile, dass sie beim Aussteigen aus der Kutsche stolperte und fast hingefallen wäre. Nachdem sie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, drehte sie sich zur Galerie um. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust.
    Alle schienen sich im Park aufzuhalten, der Häuserblock wirkte menschenleer.
    Einen Moment lang hielt sie inne, um ihre kleine Pistole aus der Handtasche zu holen und zu überprüfen, ob die auch geladen war. Es würde sie nicht wundern, wenn derjenige, der ihr Portrait gestohlen hatte, sich

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