Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
dass Evan nicht wieder der Spielsucht verfallen war und dass dieser Zwischenfall allein mit ihr zu tun hatte. Sie bemerkte zwei Männer in karierten Hemden und eine füllige Frau, die auf einem Stuhl vor der Treppe zu Maggies Haus saß.
„Sind das unsere Augenzeugen?“
„Ja.“
„Was ist mit der Beschreibung der Täter?“
„Die fällt nur sehr vage aus. Der Entführer war groß und grauhaarig und von muskulöser oder stämmiger Statur, und er trug eine dunkelgraue Mütze. Der Fahrer trug ein rotes Hemd und war deutlich kleiner und schmächtiger.“
Francesca nickte nachdenklich. „Suchen deine Leute die Nachbarschaft ab?“
„Ja. Doch ohne Lösegeldforderung tappen wir im Dunkein.“ Missmutig verzog er den Mund. „Ich glaube, ich werde deinen Bruder um eine Liste der Gläubiger bitten, sofern ich ihn irgendwo finden kann.“
Sie nickte besorgt, wollte aber nicht an diese Möglichkeit denken. Bragg fasste sie am Arm. „Vielleicht weiß Maggie ja, welcher Spur Evan gefolgt ist.“
Als sie ihn daraufhin ansah, trafen sich ihre Blicke, und sie dachte darüber nach, wie scheinbar mühelos er inmitten einer Krise die Nerven behielt und wie fantastisch sie beide sich als Ermittlerteam ergänzten. Fast im gleichen Moment stellte sie sich die Frage, wo Hart sich heute Abend aufhielt. Er war stets ein mächtiger Verbündeter und unglaublich scharfsinnig, und manchmal flössen durch seine umfangreiche Erfahrung sehr interessante Überlegungen in ihre Detektivarbeit ein.
Die ältere Frau ließ Maggie los, die sich zu Francesca umdrehte und mit einem von Evans Taschentüchern ihre rot geweinten Augen abtupfte. „Wer sollte mir denn Lizzie wegnehmen wollen?“, rief sie. „Oh, Francesca, du musst sie finden!“
Sie nahm Maggie in ihre Arme, und strich beruhigend über ihr rotes Haar. „Wir werden Lizzie finden! Vertrau mir!“
Maggie nickte ängstlich. „Warum raubt mir jemand meine Tochter? Ich habe doch gar kein Geld!“
„Ich weiß nicht“, gab Francesca zögerlich zurück. „Aber wir sind Freundinnen, und du bist mit meinem Bruder befreundet. Es wird ganz sicher ein Lösegeld gefordert werden.“ Sie beabsichtigte nicht, mit Maggie über die vielen möglichen Gründe für diese Entführung zu reden, weil sie ihr sonst nur noch mehr Angst gemacht hätte.
Erschrocken schnappte Maggie nach Luft. „Du glaubst, jemand wird von dir oder von Evan ein Lösegeld fordern? Das ist doch verrückt!“
Francesca nickte. „Ja, das glaube ich. Früher oder später wird eine Forderung eingehen.“ Jetzt, da sie Maggies volle Aufmerksamkeit hatte, fragte sie: „Maggie, wo ist Evan hin?“
Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. „Er hat geschworen, Lizzie zu finden. Kaum war die Polizei eingetroffen, stürmte er davon.“
„Haben Sie irgendeine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte?“, warf Bragg ein.
„Nein, überhaupt nicht. Aber … es kam mir eigentlich so vor, als hätte er eine konkrete Vorstellung davon, was Lizzie in Wahrheit zugestoßen ist.“
Francesca sah Bragg an. Hatte der Vorfall etwa doch mit Evans Spielsucht zu tun?
„Maggie, ich frage Sie das nur ungern“, begann er. „Aber ich muss es wissen: Spielt Evan wieder?“
Sie wurde kreidebleich. „Nein, er ist ein guter Mann, Commissioner! Und er hat dem Glücksspiel abgeschworen!“
Maggie ist davon überzeugt, überlegte Francesca. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass ihre Freundin recht behalten würde.
„Können Sie bitte ganz genau darüber nachdenken, wohin Evan gegangen ist? Sicherlich wird er irgendetwas gesagt haben, das uns einen Hinweis geben könnte.“
„Er hat überhaupt nichts gesagt“, entgegnete sie kläglich, dann drehte sie sich um und nahm jeden ihrer Söhne in die Arme, um sie fest an sich zu drücken. „Wir werden Lizzie wiederfinden. Sie wird bald wieder zu Hause sein!“ Dann musterte sie die drei ängstlich.
Plötzlich wurde Francesca stutzig. „Was hast du?“
Maggie schauderte. „Es ist ganz sicher nichts. Bloß muss ich immer wieder daran denken.“
„Wenn du auch nur den Hauch einer Ahnung oder Vermutung hast, müssen wir das erfahren.“
Nach kurzem Zögern forderte sie Joel auf: „Geh mit deinen Brüdern rauf! Es ist schon spät.“ Er wollte protestieren, aber sie ging energisch darüber hinweg: „Nein, du tust, was ich dir sage. Geh rauf und bring die beiden ins Bett. Ich werde bald nachkommen.“
Tieftraurig darüber, nach oben in die Wohnung geschickt zu werden, nahm der Junge Paddy
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