Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Erschöpfung ermittelte. Auf der Türschwelle zum Flur blieb sie stehen und fragte: „Ist jemand daheim, Francis?“ Es hätte sie nicht gestört, das Haus für sich allein zu haben. Dann konnte sie es sich im Arbeitszimmer ihres Vaters gemütlich machen, eine warme Mahlzeit zu sich nehmen und dazu ein Glas Wein trinken, während sie Notizen zum Fall niederschrieb.
Viel lieber hätte sie sich natürlich frisch gemacht, um Hart zu besuchen. Sollte er nicht erfahren, dass Bill Randall vielleicht gar nicht der Dieb war? Und dass Mary die Flucht gelungen war? Ein Zittern durchfuhr sie, als sie sich seine Reaktion auf diese neuen Entwicklungen ausmalte. Vielleicht würde er endlich aufhören, sich die Schuld an der Situation zu geben, in der sie sich befand.
In diesem Moment beschloss sie, nach oben zu eilen, ihr Gesicht zu waschen, Rouge und Parfüm aufzulegen und dann zu Hart zu gehen. Manchmal musste man den Stier einfach bei den Hörnern packen.
„Mr und Mrs Cahill sind zum Abendessen ausgegangen. Sie finden sie im Metropolitan Club, wenn Sie ihnen Gesellschaft leisten möchten“, antwortete Francis pflichtbewusst. „Aber Sie haben eine Besucherin, Miss Cahill. Sie wartet seit einer Stunde auf Sie.“
Francesca erschrak. „Ist Sarah Channing hier?“ Sie wandte sich dem Salon zu ihrer Linken zu, während Francis die Haustür schloss, und blieb abrupt stehen, als sie die Frau erkannte, die vom Sofa aufstand.
Es war Rose Cooper. „Wir müssen uns unterhalten“, sagte sie ernst, „und ich habe nicht lange Zeit.“
„Ich werde für den Rückweg eine Droschke bezahlen“, sagte Francesca sofort und führte Rose zurück in den in Blau und Gold gehaltenen Salon. Sie schloss die Tür und drehte sich zu Rose um. „Ich bin sehr überrascht, dass du den weiten Weg zurücklegst, um mich aufzusuchen, Rose.“ Sie sah, dass Francis ihr Tee und Gebäck gebracht hatte. „Was ist los? Du wirkst so beunruhigt.“
„Ich bin auch beunruhigt“, antwortete sie, wobei ihre grünen Augen aufblitzten. „Francesca, es geht um dein Porträt.“
Francesca verstummte, während Rose im Zimmer auf und ab ging und ihr einen Seitenblick zuwarf.
„Ich habe gelogen“, fuhr sie fort. „Es tut mir sehr leid. Du warst mir eine so große Hilfe, nachdem Daisy ermordet worden war. Letzte Nacht habe ich von ihr geträumt. Sie war so wunderschön!“ Tränen stiegen Rose in die Augen. „Als ich aufwachte, kam es mir so vor, dass sie mich tatsächlich besucht hatte. Ich wusste, sie würde wütend auf mich sein, weil ich dich belogen habe, wo du immer nur so verdammt nett zu mir gewesen bist.“
„In welchem Punkt hast du mich belogen?“
Rose zögerte. „Ich wusste von deinem Porträt, Francesca. Daisy hat mir davon erzählt.“
Francescas Gedanken überschlugen sich. Wie hatte Daisy etwas von der Existenz ihres Porträts wissen können? „Tatsächlich?“
„Ja.“
Hatte Rose das Bild gesehen? Wusste sie, es war ein Aktgemälde? Was wollte sie hier? War sie etwa die Diebin? Oder spielte sie nur mit ihr? „Mir war nicht bekannt, dass Hart ihr von dem Gemälde erzählt hat. Er war nicht wieder bei ihr, nachdem ich seinen Heiratsantrag angenommen habe. Also muss er ihr davon erzählt haben, als sie noch seine Geliebte war.“
„Wann und ob er ihr etwas von dem Bild gesagt hat, weiß ich nicht. Ich kann dazu nur sagen, dass Daisy es mir erzählt hat. Sie war eifersüchtig auf dich.“ Rose wich ihrem Blick aus.
Francesca versuchte, das Gehörte zu ordnen. Hart hatte das Porträt ganz sicher nicht erwähnt, nachdem sie sich einverstanden erklärt hatte, ihn zu heiraten. Also musste Daisy bereits Mitte Februar von dem Gemälde erfahren haben, kurz nachdem er sie zu seiner Geliebten genommen hatte. Erst Ende März war er mit dem Anliegen an sie herangetreten, nackt zu posieren, was Hart aber niemandem gegenüber erwähnt hätte, schon gar nicht Daisy. „Weißt du, wo mein Porträt ist?“
„Nein!“, beteuerte Rose. Sie machte einen ängstlichen Eindruck. „Du bist einer der nettesten Menschen, die ich kenne, und es kam mir so verkehrt vor, dich zu belügen. Du hilfst ständig anderen, Francesca, und mir hast du auch geholfen. Ich möchte nicht, dass dir jemand wehtut.“ Schließlich sah sie Francesca in die Augen.
Ihr Herz begann zu rasen. „Was möchtest du mir noch sagen, Rose?“
Rose biss sich auf die Lippe. „Nichts.“
Francesca wartete geduldig ab.
„Ich wünschte“, fuhr Rose schließlich fort, „ich
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