Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
und Matthew an die Hand und begab sich ins Haus.
„Ich weiß, ich mache aus einer Mücke einen Elefanten“, sagte Maggie, nachdem ihre Söhne gegangen waren. „Trotzdem … vor zwei Wochen wurde ich bedroht … das heißt: Die Kinder wurden bedroht.“
Francesca konnte es nicht fassen, dass sie erst jetzt davon erfuhr. „Von wem und aus welchem Grund?“, fragte sie aufgeregt.
Maggie errötete, während sie flüsterte: „Die Countess suchte mich auf. Zuerst dachte ich, sie wollte meine Kundin werden, aber dann verhielt sie sich grausam und herablassend.“
„Sprechen Sie von Bartolla Benevente?“, warf Bragg ruhig ein.
„Ja. Sie forderte mich auf, ich solle mich von Evan fernhalten. Ansonsten würde sie den Kindern wehtun.“
Der Zorn einer geschmähten Frau, dachte Francesca grimmig. Und Bartolla Benevente war keine gewöhnliche Frau, sondern eine, die es auf gefährliche Weise verstand, andere zu manipulieren. Die Frage war nur, ob sie auch rachsüchtig war. „Nun, dann haben wir wenigstens eine Spur!“
Evans Zorn kannte keine Grenzen, als er den Weg zu Channings Haustür zurücklegte. Der Abend war unheimlich ruhig, da die meisten Bewohner der West Side zeitig vor dem Feiertagswochenende die Stadt verlassen hatten. Seine Droschke war als einzige im Park unterwegs gewesen.
Ihm stockte der Atem, als er daran dachte, was Maggie in diesem Moment durchmachte oder wie es der kleinen Lizzie wohl erging. Er liebte das Mädchen so wie seine eigene Tochter. Sie musste außer sich vor Angst sein. Er konnte nur beten, dass ihr nichts angetan wurde.
Er benutzte wieder und wieder den schweren Messingtürklopfer, gleichzeitig betätigte er unablässig die Türglocke. Ganz sicher war Bartolla keine so rücksichtslose Frau, dass sie sich dazu herabließ, ein Kind zu entführen.
Ein Diener öffnete die Tür. „Es tut mir leid, Sir, aber Mrs und Miss Channing sind heute Abend nicht abkömmlich.“
Rücksichtslos schob er den Mann zur Seite, der ihn entsetzt ansah. „Ist Countess Benevente heute Abend hier? Falls nicht, werde ich warten.“ Er war sich sehr sicher, dass sie die Stadt noch nicht verlassen hatte.
„Sie ist im Haus, aber sie hat ausdrücklich angewiesen, unter keinen Umständen gestört zu werden.“
Seine Wut steigerte sich daraufhin noch. „Oh, wirklich?“ Kaum war die spöttische Bemerkung über seine Lippen gekommen, da hörte er das Rascheln von Röcken. Jemand kam aus dem hinteren Teil des Hauses durch den Flur nach vorn gelaufen. Erwartungsvoll und streitlustig drehte er sich um, doch zu seiner Enttäuschung war es nur Sarah, die ihn erstaunt ansah.
„Evan? Stimmt etwas nicht? Ich habe Poltern und die Türglocke gehört. Was ist passiert?“, rief sie ihm zu, während sie näher kam.
Vor langer Zeit waren Sarah und Evan verlobt gewesen, aber schließlich hatte er sich wieder von ihr getrennt, da sie in seinen Augen eine zurückhaltende, stille Frau war, für die er sich niemals hätte interessieren können. Inzwischen wusste er jedoch etwas mehr über sie, und so war ihm nun auch klar, dass Sarah erstaunlich klug und stark war, in gewisser Weise so wie seine Schwester Fran. „Es tut mir leid, dass ich dich störe, Sarah, aber es handelt sich um einen Notfall. Ich muss unbedingt mit Bartolla reden.“
Sarahs Hände waren schwarz von der Arbeit mit dem Kohlestift. Ihr Kinn war verschmiert, und ihre Bluse war halb aus dem dunkelblauen Rock gerutscht. „Ich hoffe, es ist alles in Ordnung! Du bist so außer dir.“ Sie wandte sich dem Diener zu: „Würden Sie bitte meiner Cousine sagen, sie möchte nach unten kommen, Barnes?“ Während der Mann die Treppe hinaufging, fragte sie Evan: „Möchtest du etwas trinken? Was ist denn geschehen?“
„Jemand hat Lizzie Kennedy entführt!“, explodierte er.
Sarah versteifte sich. „Du meinst die Tochter von Maggie Kennedy?“ Als er fluchend nickte, rief sie erschrocken: „Wieso?“
Als er in ihr Gesicht sah, stellte er fest, dass sie tatsächlich in Sorge war. „Das weiß nur Gott allein“, entgegnete er. „Aber Maggie ist völlig außer sich.“ Während er redete, hörte er Bartolla die Treppe nach unten kommen.
Sarah griff nach seiner Hand. „Das tut mir wirklich leid, Evan.“
Beim Anblick ihrer sorgenvollen Augen musste er sich schämen, weil er so vorschnell und ungerecht über sie geurteilt hatte. Dann aber zog er seine Hand zurück und drehte sich um.
Bartolla kam soeben die Stufen nach unten geschwebt. Sie war in einen
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