Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
hat“, seufzte Bragg.
„Je länger ich darüber nachdenke, umso wahrscheinlicher kommt es mir vor, dass sie es gemacht hat, um Hart und mir eins auszuwischen“, sagte Francesca. „Das würde erklären, warum Farr von dem Diebstahl wusste. Nachdem er von dem Porträt erfahren hatte, kam er vermutlich auf die Idee, sich mehr für Sarah Channings Haus zu interessieren. Ich kann mir nur einfach nicht Rose als unsere Diebin vorstellen. Was würde sie damit bezwecken, mich heute aufzusuchen und ein Teilgeständnis abzulegen? Wobei wir ja noch immer nicht wissen, ob ihr überhaupt bekannt ist, dass es sich um ein Aktgemälde handelt! Ich weiß nicht, wie sie das herausgefunden haben soll!“
„Vergiss nicht – der Dieb spielt mit uns! Wenn es ihm um Geld ginge, hätten wir das Gemälde längst zurück.“
„Wenn Rose das Porträt gestohlen und die Galerie für einen Tag gemietet hat, um es dort aufzuhängen, dann hasst sie mich so sehr, wie sie Hart hasst!“ Was war das für ein beunruhigender Gedanke!
Bragg streckte die Hand aus und legte sie auf ihre Schulter. „So wie bei jedem Rätsel gibt es erst dann klare Antworten auf alle Fragen, wenn der Fall gelöst ist.“
Seine Berührung weckte Erinnerungen, die sie lieber hätte ruhen lassen. „Es ist bereits so spät“, wandte sie schließlich ein und setzte sich so, dass seine Hand auf ihrer Schulter keinen Halt mehr fand. „Es ist mindestens schon nach halb zehn. Vor Mitternacht wirst du wohl nicht zu Hause sein.“
Sein Blick war unverändert auf sie gerichtet. „Ich bezweifle, dass es bereits so spät ist. Aber du hast vermutlich recht.“
„Bragg, wenn du deiner Frau aus dem Weg gehst, wirst du wohl kaum eure Probleme lösen können.“
„Bist du jetzt Expertin für Beziehungsprobleme?“ Er stellte die Frage nicht vorwurfsvoll, dennoch taten seine Worte weh.
„Offenbar bin ich das nicht. Wir reden immer nur über den Fall und meine Probleme, aber um dich bin ich ständig in Sorge.“
Seine Miene nahm einen sanfteren Zug an. „Hast du nicht durch meinen verdammten Bruder im Moment genug am Hals?“
„Du kommst vom Thema ab“, sagte sie ihm auf den Kopf zu. Sie hatte nicht über Hart nachdenken wollen, doch genau das tat sie jetzt. Wo war er um diese Uhrzeit, während sie vor Sarahs Haus standen?
Er verzog den Mund. „Ja, das stimmt.“
„Ist es nur erlaubt, über meine Probleme zu reden?“
Bragg zögerte. „Ich muss dir etwas gestehen, Francesca. Ich fürchte mich davor, nach Hause zu gehen.“
Wie erstarrt sah sie ihm zu, wie er seine Handschuhe auszog und aus dem offenen Gefährt ausstieg. Sie rührte sich nicht. „Aber du fürchtest dich doch bestimmt nicht davor, bei Leigh Anne zu sein!“
Er ging um das Automobil herum und hielt ihr die Tür auf, und Francesca war noch immer vor Erstaunen wie erstarrt, als er ihr beim Aussteigen half. „Hoffentlich ist Evan noch hier, weil ich nicht nur mit Bartolla, sondern auch mit ihm reden will.“
Dann endlich hatte sie den Schock überwunden. Als sie zur Haustür gingen, fragte sie: „Darf ich Leigh Anne morgen besuchen?“
„Auf gar keinen Fall!“
Sie stolperte, und er bekam ihren Arm zu fassen, damit sie nicht hinfiel. „Machst du Witze?“
„Beileibe nicht, Francesca! Ich weiß, du hast nur die besten Absichten, aber manchmal geht der Schuss nach hinten los, wenn du helfen willst.“ An der Haustür blieb er stehen und betätigte die Glocke.
„Du verbietest mir, deine Frau zu besuchen?“, murmelte sie.
Er drehte sich zu ihr um und sah sie eindringlich an. „Ich würde dir wohl kaum etwas verbieten. Aber, Francesca, ich bitte dich inständig, dich nicht in das einzumischen, was von meinem Privatleben noch übrig ist. Bitte!“
Es brach ihr das Herz. Sie hatte aus seinem Tonfall die pure Verzweiflung herausgehört und war entsetzt. Rick Bragg war der ruhigste und vernünftigste Mann, den sie kannte, doch seine Eheprobleme brachten ihn völlig aus der Fassung. Sie musste ihm unbedingt helfen!
Zu ihrer Überraschung öffnete ihnen eine aufgebracht dreinblickende Sarah die Tür. Francesca schaute an ihr vorbei in den Flur und entdeckte prompt ihren Bruder und Bartolla. Evan war sichtlich außer sich, was Bartolla umso mehr zu amüsieren schien. Plötzlich fragte sich Francesca, wie es möglich war, dass sie diese Frau jemals nett gefunden hatte.
„Ein Glück, die Polizei ist hier!“, sagte Evan schroff und kam auf sie zu. „Habt ihr Lizzie gefunden?“
„Tut mir
Weitere Kostenlose Bücher