Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
besorgt du um mich bist.“
„Ja, natürlich magst du das“, gab er zurück und schaute auf ihren Mund.
Ihr Herz schlug schneller. „Hart?“, fragte sie sanft.
Nur mit Mühe ließ er seinen Blick zurück zu ihren Augen wandern. Sie strich weiter über sein Kinn, dann wanderte ihre Hand nach unten an seinen Hals und von dort weiter bis in seinen Hemdkragen. „Du wirst mich nie aufgeben! Du kannst mich gar nicht aufgeben, und ich werde das auch nicht zulassen. Du hast mich am Hals – für immer und ewig.“
In der Lobby des Polizeihauptquartiers blieb Rourke kurz stehen. Wie Francesca ganz richtig vermutet hatte, war Rick noch im Büro gewesen, als er ihn vor gut einer Stunde angerufen hatte. Mehr als dreißig Sekunden hatte Rick ihm am Telefon nicht gewährt, da sein einziges Interesse der Frage galt, wie es Francesca ging. Dann hatte er Rourke mit den Worten abgewimmelt, er habe Polizeiarbeit zu erledigen und noch einen langen Abend vor sich. Ehe Rourke ihn nach Mary fragen konnte, hatte Rick Francesca gute Besserung ausrichten lassen und dann sofort aufgelegt.
Rourke konnte seine beiden älteren Brüder gut leiden, und er betrachtete Calder Hart als einen Bruder, obwohl sie weder dem Blut noch dem Namen nach verwandt waren. Und er mochte Francesca wirklich sehr. Aber so wie jeder in der Familie war auch er besorgt wegen der Dreiecksbeziehung, die sich mit der Zeit entwickelt hatte. Da Rick verheiratet und Hart so völlig allein war, hatte er den Entschluss gefasst, sich für die Verbindung Hart und Francesca stark zu machen.
Als er von den Geschehnissen im Kaufhaus erfahren hatte, war er sofort von Unruhe erfasst worden. Der heutige Abend hatte eines bewiesen: Hart war noch immer hoffnungslos in Francesca verliebt. Mit der Zeit würden die beiden ihre Beziehung sicher wieder in den Griff bekommen – schließlich kannte er keinen anderen Menschen, der so entschlossen und beharrlich sein konnte wie Francesca. Hart wiederum konnte entsetzlich starrsinnig sein.
Aber Rick war derjenige, der ihm in diesem Moment Kummer bereitete.
In einer Hand hielt er eine Papiertüte mit einer Flasche Scotch darin. Es wurde Zeit, dass er sich mit seinem Bruder zusammensetzte und ein ausführliches Gespräch mit ihm führte – ob Rick damit nun einverstanden war oder nicht. Er hatte noch nie das Polizeihauptquartier besucht, und in die Mulberry Street hatte es ihn bislang erst recht nicht verschlagen. Umso neugieriger sah er sich jetzt um. Mehrere Bürger standen vor einem Tresen und diskutierten mit den Beamten dahinter. Eine Frau war deutlich erkennbar eine Prostituierte. Zwei Männer lagen in der Arrestzelle und schliefen dort wohl ihren Rausch aus. Wo er Ricks Büro finden konnte, wusste er nicht, aber ganz sicher war es nicht im Erdgeschoss. Zu seiner Rechten fanden sich der Aufzug und eine Treppe.
„Commissioner?“
Rourke drehte sich um und wurde gewahr, dass ein Polizist ihn mit Rick verwechselt hatte, was recht häufig vorkam. „Ich bin sein Bruder, Rourke Bragg. Finde ich sein Büro oben?“
Als er hörte, dass er in den zweiten Stock musste, ging er zur Treppe und nahm zwei Stufen auf einmal, anstatt den Aufzug zu benutzen. Die Tür zu Ricks Büro stand offen, das Zimmer war verlassen, dennoch wusste er, er war hier richtig. Auf dem Kaminsims fand sich eine Sammlung Familienfotos. Ein einziges Foto zeigte Leigh Anne; es war ein Porträt vom Tag ihrer Hochzeit. Ein Bild, auf dem Rick und Leigh Anne gemeinsam zu sehen waren, gab es nicht, und er fragte sich unwillkürlich, was das bedeuten mochte. Dass ihm diese Feststellung Sorgen bereitete, war kein Wunder, wusste er doch, wie unglücklich sich sein Bruder fühlte.
Plötzlich hörte er aus einem anderen Zimmer Stimmen und erkannte sofort die von Rick wieder. Ohne zu zögern ging er zu einer geschlossenen Tür, in die eine Milchglasscheibe eingelassen war, und vernahm von der anderen Seite die schrillen Schreie einer Frau, gefolgt von den ruhigen Worten seines Bruders: „Das ist ein einmaliges Angebot, Mary, und ich werde es nicht wiederholen. Sagen Sie mir, wo das Porträt ist, und ich werde veranlassen, dass man Sie nach Ihrer Rückkehr ins Bellevue Hospital wie eine Prinzessin behandelt.“
„Gehen Sie doch zum Teufel!“, brüllte sie ihn an. „Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht sagen, Sie Mistkerl!“
Er hörte ein Glas zerbrechen und zuckte unwillkürlich zusammen, dann sagte Bragg: „Ich bin noch nicht fertig mit ihr.
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