Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Besorgen Sie ihr einen Stuhl, setzen Sie sie in eine Ecke und legen Sie ihr Handschellen an! Vielleicht kann Schlafentzug ihr Temperament ja bändigen.“
Die Tür zum Verhörzimmer ging auf, und Rourke lächelte seinen Bruder an, als der den Raum verließ. „Manchmal muss der Prophet zum Berg kommen.“
Rick stutzte. „Ich bin sehr beschäftigt.“
„Du bist immer sehr beschäftigt! Diese Ausrede ist wirklich ermüdend.“
Sein Bruder bekam einen roten Kopf. „Vermutlich kann ich ein paar Augenblicke für dich erübrigen.“
Rourke schaute an ihm vorbei zu Mary Randall, die zwischen einem Polizisten und Chief Farr stand. Ihr Gesicht war bleich, die Wangen gerötet, während die Augen zornig funkelten. Sie war eine zierliche Person, die viel zu schmächtig wirkte, als dass sie irgendwem etwas antun könnte. Jedenfalls konnte man diesen Eindruck bekommen, wenn man sie so sah. Dabei war sie so gestört, dass es ihm kalt über den Rücken lief. Auf dem Boden lag ein zerbrochenes Glas.
„Sie behauptet, nicht zu wissen, wo das Porträt ist“, sagte Rick, während er Rourke in sein Büro führte.
Der holte eine Flasche sehr edlen und sehr alten Scotch aus der Papiertüte. „Glaubst du ihr?“
„Leider ja.“ Seufzend ließ sich Bragg auf seinen Stuhl sinken, betrachtete aber interessiert die Flasche.
Rourke merkte seinem Bruder an, wie müde und erschöpft er war. „Ist es das wert?“ Er öffnete die Flasche, trank einen Schluck daraus und reichte sie dann Rick.
Der trank einen deutlich größeren Schluck, als wollte er mit dem Scotch seinen Durst löschen. „Ist was was wert?“
„Dieser Job.“ Rick trug auf seinen Schultern die Verantwortung für alle Gesetzeshüter der gesamten Stadt. Genauso gut hätte er auch die Verantwortung für die ganze Welt tragen können. Er gab einen schroffen Laut von sich. „Irgendjemand muss den Kampf gegen das Verbrechen und die Korruption führen.“
„Ja, irgendjemand muss das machen. Also: Ist es das wert?“
Rick stand auf und holte zwei Gläser aus einem kleinen Schrank, damit Rourke ihnen beiden einschenken konnte. „Es gibt gute und schlechte Tage. An manchen Tagen feiert man einen Sieg, an anderen Niederlagen, die einem zu schaffen machen. Und schlimmer noch sind die Tage der schrecklichen Tragödien.“ Er hielt kurz inne. „Du hast Mary gehört. Was glaubst du?“
Rourke nippte an seinem Scotch und dachte darüber nach, wie heldenhaft sein älterer Bruder doch war. „Sie ist verrückt, Rick. Vielleicht glaubt sie ihre eigenen Lügen, oder aber sie spricht die Wahrheit.“
Er dachte darüber nach. „Und wie geht es Francesca?“
Na, das hat ja nicht lange auf sich warten lassen, dachte Rourke. „Sie hat einen Streifschuss abbekommen. Völlig harmlos.“
Ohne ihn anzusehen, trank Rick von seinem Scotch und fragte dann leise: „Ist sie bei Hart oder bei sich zu Hause?“
„Bei Hart.“
Schweigen schloss sich an, Rick trank sein Glas aus und ließ sich von Rourke nachschenken.
„Die beiden werden sich wahrscheinlich früher oder später versöhnen“, redete er weiter. „Hart ist außer sich vor Sorge um sie. Er ist nach wie vor in sie verliebt.“
Rick hob den Kopf und warf ihm einen kühlen Blick zu. „Er richtet sie zugrunde, Stück für Stück und Tag für Tag.“
„Das ist nicht fair. Ich glaube, sie ist das Beste, was ihm passieren konnte.“
„Sehe ich auch so“, stimmte Rick ihm mit rauer Stimme zu und musterte mit finsterer Miene einen der Notizblocks auf seinem Tisch.
„Liebst du sie immer noch?“, fragte Rourke leise.
„Ich bin ein verheirateter Mann, falls du das schon vergessen hast.“ Seine Augen ließen deutlich erkennen, wie unglücklich er war.
„Auch verheiratete Männer sind in der Lage, sich in andere Frauen zu verlieben.“
„Ich habe eine Pflicht gegenüber meiner Ehefrau – meiner invaliden Ehefrau.“
„Rick.“
„Na schön. Francesca bedeutet mir sehr viel, und daran wird sich nie etwas ändern. Es gibt keine Frau, für die ich mehr Respekt und Bewunderung aufbringe.“ Er sah Rourke nicht an, sondern nippte an seinem Scotch und war in irgendwelche düsteren Gedanken versunken.
Rourke verzog den Mund. Genau das hatte er auch erwartet. „Früher hast du deine Ehefrau bewundert und geliebt.“
„Da war ich noch ein Junge und so verliebt, wie ein Junge nur sein kann.“ Während er sich wieder einen Scotch eingoss, fügte er hinzu: „Warum tust du das? Ich will diese Unterhaltung nicht
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