Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
einmal du, Rick! Und in ein paar Tagen werden wir zu unserer Hochzeitsreise nach Paris aufbrechen. Wusstest du, dass ich das Schiff gekauft habe, das uns über den Atlantik bringen wird?“ Sie beide würden die einzigen Passagiere sein.
Hitze schoss in Ricks Wangen. „Lust hat mit Liebe nichts zu tun. Und von Letzterem hast du nicht die mindeste Ahnung.“
„Ach, aber du?“, spottete Hart. „Ist die reizende Leigh Anne unten – oder oben in eurem Schlafzimmer?“
Rathe Bragg stellte sich kurz entschlossen zwischen sie. „Ich kann nicht fassen, dass ihr zwei euch immer noch wie kleine Jungs benehmt!“ Er schaute Hart finster an. „Du provozierst ihn, obwohl du genau weißt, was er für Francesca empfindet.“ Dann sah er zu Rick. „Und du bist verheiratet! Deine Frau verdient es, von dir besser behandelt zu werden. Heute wird Calder Francesca heiraten, ob es dir gefällt oder nicht!“
„Ich habe Angst um sie“, sagte Rick, ohne Rathe dabei anzusehen. „Er wird sie vernichten – entweder ganz langsam oder mit einem Schlag.“ Dann wandte er sich zum Gehen.
„Rick, sei so gut und bleib der Zeremonie fern“, bat Hart ihn leise. Jetzt war er wütend. Sein Bruder irrte sich! Er würde Francesca niemals wehtun. Er konnte nur hoffen, dass seine finstere Vergangenheit ihnen beiden nicht den Ruin brachte, wie es unlängst fast geschehen wäre.
„Ich entschuldige mich“, erklärte Rick, der sich noch einmal zu ihm umgedreht hatte. „Ich gab Francesca heute Morgen meinen Segen, und das habe ich ernst gemeint. Ich möchte, dass sie glücklich ist. Das bedeutet, ich möchte, dass eure Ehe glücklich wird. Und ich hoffe, du wirst ein guter und hingebungsvoller Ehemann sein.“ Ihm war anzusehen, dass es ihn Mühe kostete, diese Worte auszusprechen.
Ungläubig zog Hart die Brauen hoch. „Du gibst mir deinen Segen?“
„Im Gegensatz zu dir ziehe ich es vor, den rechten Weg zu gehen.“ Ricks Miene war wie versteinert. „Ich versuche es jedenfalls, auch wenn du es mir noch so schwer machst.“
Hart musste lachen. „Natürlich versuchst du das, weil du ja so verdammt ehrbar bist!“
„Trink das!“, sagte Rourke und drückte ihm ein Glas Scotch in die Hand. „Er hat sich bei dir entschuldigt, und du solltest das Kriegsbeil begraben. Wenigstens für den heutigen Tag.“
Hart nahm das Glas an, trank aber nichts von dem Scotch. Das Ganze fand er äußerst amüsant. Nur Rick konnte es fertigbringen, ihm auch noch allen Ernstes seinen Segen zu geben. Er fragte sich allerdings, wie ehrbar sein Bruder sich später am Abend fühlen würde, wenn er und Francesca sich auf den Heimweg gemacht hatten, um ihre Hochzeitsnacht zu verbringen. Er hoffte, Rick würde nicht einschlafen können, weil er sich zu Tode betrübt ausmalte, was sich wohl alles in dieser Nacht in ihrem Bett abspielte.
Jemand klopfte an die Salontür, Gregory machte sofort auf. Als Hart Julias kreidebleiches Gesicht und Connies verängstigte Miene bemerkte, da schloss sich eine eiskalte Hand um sein Herz. Sein Blick ging zur Standuhr. Es war halb vier.
„Julia?“ Rathe eilte nach vorn. Seine Ehefrau Grace hatte einen Arm um Julia gelegt, als wolle sie verhindern, dass sie zusammenbrach.
„Ich weiß nicht, wo sie ist!“, rief Julia schluchzend. „Francesca ist nicht hier, sie ist nicht zu Hause, und seit dem Mittag hat sie niemand mehr gesehen!“
Im Salon wurde es totenstill. Es war fast so, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Francesca war nicht da.
Natürlich war sie nicht da! Es würde keine Hochzeit geben, und Hart war nicht mal überrascht. Sie hatte letztlich doch noch Vernunft angenommen.
DREI
Samstag, 28. Juni 1902
16 Uhr
Ihre Kehle schmerzte von ihren unablässigen Hilferufen. Francesca ließ sich gegen die Eingangstür der Galerie sinken, da Tränen ihr die Sicht nahmen. Wie sollte sie nur hier hinauskommen? Sie wusste nicht, wie lange sie gerufen und geschrien hatte, damit jemand ihr half, doch es war niemand hergekommen. Wie spät war es überhaupt? Zitternd wandte sie sich um und suchte nach ihrer Handtasche. Die hatte sie fallen lassen, als sie hörte, wie die Tür abgeschlossen wurde, und sie lag noch immer ein Stück weit von jener Wand entfernt, an der ihr Porträt hing. Sekundenlang betrachtete sie in der Düsternis das Gemälde, das sie in verführerischer Pose zeigte.
Jemand hatte sie in die Galerie gelockt und hier eingesperrt.
Jemand, der wollte, dass sie ihre eigene Hochzeit versäumte!
Eine andere
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