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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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niemand der Galerie nähert!“
    Als Francesca eintrat, fühlte sie, dass Bragg dicht hinter ihr war. Er hielt die Laterne hoch, um für etwas Helligkeit in der Galerie zu sorgen.
    Francesca blieb wie angewurzelt stehen.
    Wo vor ein paar Stunden noch ihr Porträt gehangen hatte, war jetzt nur eine nackte Wand zu sehen.

SECHS
    Samstag, 28. Juni 1902
Kurz vor Mitternacht
    Francesca saß auf dem Beifahrersitz von Braggs Automobil, während der die Fifth Avenue entlangfuhr und sich dem offenen Tor näherte, das zur Auffahrt zum Haus ihrer Familie führte. Sie fühlte sich völlig erschöpft.
    Chief Farr hatte ihnen berichtet, dass die Eingangstür der Galerie bereits offen gestanden hatte, als er mit seinen Leuten dort eingetroffen war. Da jedoch die Galerie in Dunkelheit gehüllt war, hatte er sie mit einer Laterne und zwei seiner Männer betreten, um sicherzustellen, dass sich nicht ein Einbrecher dort versteckte. Die Galerie war leer und verlassen gewesen, aber er hatte auf Anhieb bemerkt, dass man ein mit Nägeln befestigtes Bild von der Wand gerissen hatte. Farr war sehr vorsichtig vorgegangen, damit er und seine Männer keine Spuren verwischten. Außerdem hatte er die Umgebung absuchen und die Nachbarn befragen lassen, doch niemand hatte etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen.
    Bragg setzte Inspektor Newman auf den Fall an. Der sollte am nächsten Morgen zusammen mit Heinreich das gesamte Ladenlokal auf den Kopf stellen, um mögliche Spuren zu sichern. Joel, den sie an der Wohnung seiner Mutter Ecke zehnte Straße und Avenue A abgesetzt hatten, würde ebenfalls morgen die gesamte Nachbarschaft genauer unter die Lupe nehmen.
    „Geht es dir gut?“
    Als sie Braggs sanfte Stimme hörte, drehte sie sich zu ihm um. „Wie kann es mir gut gehen, wenn unser Dieb das Porträt wieder in seiner Gewalt hat?“
    „Wir wissen gar nicht, ob es der gleiche Dieb war“, wandte er ein.
    „Wir wissen es nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich.“ Sie schaute durch die geöffnete Tür zu ihrem Haus. Im Erdgeschoss brannten ein paar Lichter.
    „Wahrscheinlich schlafen schon alle“, sagte Bragg. „Allerdings ist es nicht das, was dir Sorgen macht, nicht wahr?“
    Vor ihrem inneren Auge sah sie Harts abweisende Miene. Ihr Ruf war immer noch in Gefahr, und der Mann, den sie liebte, hatte sich von ihr abgewandt. Ob er überhaupt zu Hause war? „Für einen Moment hatte ich befürchtet, Chief Farr könnte das Bild gesehen haben.“
    „Ich weiß, mir erging es nicht anders. Aber werden wir heute noch über das reden, was dir wirklich zu schaffen macht?“
    Sie kämpfte gegen die Tränen an, die ihr plötzlich in die Augen stiegen. „Ich weiß nicht, ob ich das tun soll. Oder ob ich das überhaupt kann.“
    Ihr Blick kehrte zum Herrenhaus zurück, die Hände ruhten auf ihrem Schoß, und auf einmal merkte sie, wie er seine große, starke Hand auf ihre legte. Sie versteifte sich, ein Stich ging ihr durchs Herz.
    Wie konnte das nur alles geschehen?
    „Es tut mir sehr leid, Francesca“, sagte Bragg eindringlich. „Ich weiß, er muss sich übel aufgeführt haben, als du zu ihm gegangen bist.“
    Sie nickte bestätigend und merkte, wie ihre Entschlossenheit zu bröckeln begann.
    „Und ich entschuldige mich dafür, dass ich auf eine sehr private Angelegenheit zu sprechen komme. Es ist nur … du weißt, ich bin besorgt.“
    „Ja, ich weiß“, gab sie zurück. „Er hat sich grässlich benommen. Einfach abscheulich. Er war so grausam …“
    Sie merkte, dass Bragg einen Arm um sie legte, und ehe sie sich versah, drückte sie bereits ihr Gesicht an seine breite Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Als ihr auffiel, dass er sich innerlich anspannte, ermahnte sie sich, mit diesem Unsinn sofort aufzuhören. Sie kämpfte gegen die Tränen an – mit Erfolg. „Glaubst du, er wird mir jemals vergeben?“
    Seine Hand wanderte zu ihrem Nacken und berührte ihr Haar, das sie zu einem nachlässigen Knoten gebunden hatte. „Er ist kein Mann, der vergeben kann. Doch abgesehen davon ist nichts geschehen, was vergeben werden müsste.“
    In seinen Armen fühlte sie sich vor allem Bösen geschützt, aber es erinnerte sie auch an die romantischen Beisammensein und an die Tatsache, was für ein gut aussehender Mann er war. Doch sie liebte Hart. Also löste sie sich von ihm, und Bragg ließ es widerspruchslos geschehen. „Ich muss mich dafür entschuldigen, dass ich eine einfältige, schwache und alberne Frau bin.“
    „Nichts davon trifft

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