Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
sollen. Aber solche Gedanken sind eigentlich nutzlos.“
„Sehr nutzlos sogar“, pflichtete er ihr bei. „Ich kann verstehen, warum Hart die Kunstwelt der Stadt auf den Kopf stellen ließ. Ich hatte erwartet, dass er fündig wird. Allerdings hätte ich so etwas nun wirklich nicht erwartet. Und mich trifft die gleiche Schuld wie jeden anderen für die heutigen Geschehnisse.“ Wieder griff er nach dem Telefonhörer. „Wissen deine Eltern, dass du wohlauf bist?“
„Dich trifft keine Schuld“, widersprach sie, doch als er keine Reaktion zeigte, wusste sie, er war nicht ihrer Meinung. „Bragg…“
„Wissen Julia und Andrew, dass es dir gut geht?“, wiederholte er.
„Ich habe Alfred gebeten, es ihnen auszurichten.“ Sie betete, dass er nicht auch noch fragte, ob sie Hart gesehen hatte.
Er sah sie nachdenklich an, dann erklärte er: „Trotzdem möchte ich Andrew anrufen.“
Francesca nickte. „Von mir aus. Ich glaube, es ist Ihnen lieber, wenn sie von dir hören, dass es mir gut geht. Aber ich kann im Augenblick Julia nicht gegenübertreten.“
Während er ihr einen merkwürdigen Blick zuwarf, sagte er: „Vermittlung, verbinden Sie mich bitte mit dem Haus von Andrew Cahill.“ Dann legte er eine Hand auf die Sprechmuschel. „Möchtest du denn mit deinem Vater sprechen?“
„Auch noch nicht. Kannst du ihnen sagen, dass es mir gut geht, dass es Schwierigkeiten gegeben hat und dass ich in deinem Gästezimmer eingeschlafen bin?“, bat sie ihn.
„Francesca!“, wandte er ein.
„Ich fahre mit dir zur Galerie. Ich habe noch stundenlang Zeit, um mir einen plausiblen Grund einfallen zu lassen, wieso ich nicht bei meiner eigenen Hochzeit war“, gab sie zu ihrer Verteidigung zurück.
Er seufzte. „Hallo, Andrew? Ich habe sehr gute Neuigkeiten. Francesca ist bei mir, sie hat einen sehr anstrengenden Tag hinter sich … Offenbar wurde sie ganz gezielt von zu Hause weggelockt, aber es geht ihr gut … Ja, jemand wollte wohl die Hochzeit vereiteln … Nein, sie ist auf dem Sofa eingeschlafen … Ja … In ein paar Stunden werde ich sie persönlich zu euch bringen … Gute Nacht.“ Er hängte den Hörer auf und sah sie an.
„Jetzt habe ich dich zu meinem Komplizen gemacht. Das tut mir leid.“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Außerdem ist es ja nicht das erste Mal, nicht wahr? Es stört mich nicht, wenn ich deinetwegen eine Notlüge erzählen muss. Und manchmal gefällt es mir sogar, dein Komplize zu sein.“
Sie biss sich auf die Lippe und verspürte eine gewisse Aufregung. „Zum Teil ist es ja die Wahrheit.“
„Hast du schon mit Calder gesprochen?“, fragte er unvermittelt.
Francesca errötete und verkrampfte sich unwillkürlich. „Ja. Können wir uns jetzt auf den Weg machen?“
Sein Blick war so durchdringend wie der eines Falken. Sie wartete auf seine Reaktion, war jedoch entschlossen, jetzt nicht mit ihm über Hart zu reden. Schließlich deutete er mit einer Kopfbewegung zur Tür. Sie verließ das Arbeitszimmer, er folgte ihr und rief nach Joel.
„Was glaubst du, wer ein Interesse daran haben könnte, meine Hochzeit zu vereiteln?“, fragte sie Bragg.
Joel kam die Treppe herunter, offenbar hatte er bei den Mädchen vorbeigeschaut. Als sie das Haus verließen, ging der Junge voraus, während Bragg antwortete: „Hart hat Feinde, Francesca. Hunderte, um genau zu sein. Vor zwei Monaten sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es unmöglich ist, eine Liste aller Personen zu erstellen, die daran interessiert sein könnten, ihm zu schaden.“
„Dann glaubst du also, der Dieb wollte Calder schaden, nicht mir?“ Sie gingen zur Auffahrt, in der er seinen Daimler abgestellt hatte.
„Das würde mich jedenfalls nicht wundern.“ Er wirkte zornig, und nachdem er ihr noch einen düsteren Blick zugeworfen hatte, ging er zu seinem Automobil, um den Motor zu starten.
„Du kannst nicht Hart die Schuld für das geben, was heute passiert ist. Genauso, wie du dir nicht die Schuld geben kannst. Ich habe auch Feinde.“
„Ja, das ist wahr. Hart und ich haben auch bereits die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass sich jemand an dir rächen wollte, als er das Porträt entwendete.“ Der Motor erwachte ratternd zum Leben, und Bragg richtete sich auf, ging zur Beifahrerseite und hielt ihr die Tür auf. Francesca wartete, bis Joel auf den winzigen Rücksitz geklettert war, dann stieg sie ein. Als er die Tür schloss, ergänzte er: „Wir haben uns einige Male über seine Nachforschungen
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