Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
überlegte sie. Dann konnten sie die Unterhaltung fortsetzen, die sie am Abend zuvor begonnen hatten. „Warum fängst du jetzt von Leigh Anne an? Was hat sie mit … mit …“ Sie ließ ihre Frage unvollendet.
„Mit uns zu tun?“, führte er den Satz zu Ende.
„Sie hat mit unserer Beziehung rein gar nichts zu tun!“
„Ach, wirklich?“ Harts Blick wurde noch eindringlicher. „Meiner Einschätzung nach ist mein Bruder jetzt zu haben.“
Francesca hatte noch nie eine solche Anspannung empfunden. Bragg hatte nichts damit zu tun, dass sein Bruder sie wie eine Fremde behandelte.
Plötzlich sprang Rick ihr bei. „Warum kommst du her und stiftest Unfrieden, wenn so viel auf dem Spiel steht? Ach, warum frage ich das überhaupt? Du bist hier, um Francesca zu demütigen, um ihr so viel Schmerz wie möglich zuzufügen. Als ob nicht das genügen würde, was du gestern Abend zu ihr gesagt hast.“
Hart lächelte wieder ohne einen Funken Humor. „Ich war derjenige, der in Anwesenheit von dreihundert Gästen versetzt wurde.“
„Jemand hatte mich eingeschlossen!“, versuchte Francesca einen erneuten Anlauf. „Ich würde dir niemals vorsätzlich wehtun!“
Es war, als hätte keiner der Männer sie gehört. „Ich bin nicht zu haben!“, fuhr Bragg seinen Bruder an. „Meine Frau ist invalide, oder hast du das bereits vergessen?“
„Oh, wie könnte ich das vergessen, wo du dir so in deiner Rolle als Märtyrer gefällst?“ Wieder huschte ein zynisches Lächeln über Harts Gesicht. „Ein Märtyrer und eine Heilige! Was für eine unglaublich perfekte Paarung.“
Francesca biss sich auf die Unterlippe. Warum ging er davon aus, dass sie zu Rick zurückkehren wollte? „Ich wollte heute Morgen bei dir vorbeikommen, Hart. Ich war verzweifelt! Ich wollte mit dir reden und dir noch einmal sagen, wie leid mir das alles tut! Wenn ich dich verletzt habe …“
„Das hast du nicht]“, fiel er ihr ins Wort. „Und Verzweiflung steht dir nicht, meine Liebe.“
Seine Worte fühlten sich an wie ein Schlag ins Gesicht. „Können wir uns unter vier Augen unterhalten? Es gibt keinen Grund für diese Feindseligkeiten. Ich habe dich nie versetzen wollen, das muss dir doch klar sein!“
Seine Augen funkelten. „Willst du tatsächlich schon wieder damit anfangen? Für mich hat sich seit unserer letzten Unterhaltung nichts geändert!“
Ein Schaudern durchfuhr sie. Er hätte es nicht unmissverständlicher ausdrücken können. „Und warum bist du dann hier?“, brachte sie irgendwie heraus. „Habe ich dich so verletzt, dass du mir jetzt im Gegenzug auch wehtun möchtest?“
Harts dunkle Augen verfinsterten sich noch mehr. „Nein, ich bin nicht hier, um dir wehzutun.“
„Sie ist deine Verlobte“, ging Rick harsch dazwischen, aber Hart starrte nur weiter Francesca an. „Du bist ihr ein Gespräch unter vier Augen schuldig.“
„Sie war meine Verlobte“, gab er in gelangweiltem Tonfall zurück. „Und ich glaube, im Moment bin ich ihr herzlich wenig schuldig.“
Francesca wandte sich ab. Nicht nur, dass Hart nicht zur Einsicht gekommen war – sein abweisendes Verhalten ihr gegenüber schien sich sogar noch gesteigert zu haben. Es kam ihr fast so vor, als würde er sie hassen! Beim Umdrehen stieß sie gegen Bragg, der sie festhielt. Dabei wurde ihr bewusst, dass sie gegen Tränen ankämpfte. Nein, sie durfte jetzt nicht weinen!
Ich kann weinende Frauen nicht ausstehen.
Während sie um ihre Beherrschung kämpfte, reichte Rick ihr ein Taschentuch, was Hart mit einem spöttischen Schnauben kommentierte.
„Nicht nötig, mir geht es gut“, beharrte sie, als sie mit dem Rücken zu Hart dastand.
„Es geht dir nicht gut“, widersprach Bragg und drehte sich zu seinem Bruder um. „Ich weiß bislang nicht, was du hier willst, also spuck's schon aus! Und dann verschwinde, wenn du nicht in der Lage bist, dich zivilisiert zu verhalten.“
Hart schüttelte den Kopf und sah sie abwechselnd an. „Was kann sich diese Stadt doch glücklich schätzen, dass ihr beide immer wieder gemeinsam gegen das Verbrechen kämpft! Darf ich davon ausgehen, dass du mit der Aufklärung irgendwelcher Straftaten beschäftigt warst, bevor meine Verlobte sich dazu entschloss, dir Trost zu spenden, weil deine Frau nichts mehr von dir wissen will?“
Glaubte er denn ernsthaft, sie würde sich jetzt seinem Bruder zuwenden? Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden waren sie im Begriff gewesen, zu heiraten! Am Tag davor hatten sie bei ihm zu Hause
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