Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
bekräftigte sie.
    Er kniff die Augen zusammen und rieb sich über die Stirn, dann sah er sie mit diesem unerschütterlichen Blick an. „Sie gewöhnt sich überhaupt nicht an ihre Lähmung, und je mehr ich versuche zu helfen, desto energischer stößt sie mich weg.“
    „Das tut mir leid“, flüsterte Francesca. Sie überlegte, wann sie seine Frau zum letzten Mal besucht hatte, und wurde rot vor Scham; es war mindestens einen Monat her. Damals hatte Leigh Anne einen guten Eindruck auf sie gemacht, trotz der Tragödie, der sie zum Opfer gefallen war. „Es wird eine Weile dauern, bis sie sich daran gewöhnt hat. Sie liebt dich.“
    „Vielleicht hat sie mich mal geliebt“, erklärte er. „Aber wenn ich eines mit Sicherheit weiß, dann, dass sie mich jetzt nicht mehr liebt.“
    „Du irrst dich!“, protestierte sie hastig. „Sie liebt dich sehr wohl! Das habe ich gesehen.“
    „Du bist eine Romantikerin, Francesca! Und du bist der einzige Grund, weshalb sie zu mir zurückgekehrt ist – nur für den Fall, dass dir das entfallen ist.“
    Sie biss sich auf die Lippe und berührte seinen Arm. „Das mag ja sein. Doch ihr habt euch versöhnt – und da sind die zwei kleinen Mädchen! Sie ist deine Frau, Rick, und du verdienst es, glücklich zu sein! Ich bin sicher, diese Phase wird vorübergehen. Jede Ehe hat mit schwierigen Zeiten zu kämpfen.“
    Ein schroffer Laut kam über seine Lippen. „Ich weiß mir keinen Rat mehr, Francesca.“
    Er zog seinen Arm weg, und sie ließ die Hand sinken. Üblicherweise war Bragg die Entschlossenheit in Person.
    „Sie beklagt sich, weil sie Schmerzen hat“, fuhr er unvermittelt fort. „Sie trinkt, um die Schmerzen zu betäuben, und sie nimmt Laudanum, damit sie schlafen kann.“ Nachdenklich schüttelte er den Kopf. „Ich glaube, sie will mehr als nur den körperlichen Schmerzen entfliehen.“
    „Das tut mir so leid!“, gab sie leise und entsetzt zurück, während sie wieder nach seiner Hand griff. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt!
    Bragg schaute an ihr vorbei.
    Francesca folgte seinem Blick und erstarrte.
    Calder Hart stand in der Tür. In seinem grafitgrauen Anzug und dem gestärkten weißen Hemd mit weinroter Krawatte sah er sehr elegant aus. Er lächelte die beiden fast abfällig an. „Wie ich sehe, komme ich ungelegen. Aber das ist mir, ehrlich gesagt, völlig egal.“

ACHT
    Sonntag, 29. Juni 1902
Mittags
    „Ist es nicht merkwürdig, dass es mich gar nicht wundert, euch beide hier Händchen haltend vorzufinden, während ihr euch gegenseitig Dinge ins Ohr flüstert?“, sagte Hart, als er das Büro betrat.
    Francescas Herz begann, wie wild zu schlagen. Wie lange hatte er dort gestanden und sie belauscht? „Hart! Wir haben uns weder an den Händen gehalten noch uns etwas zugeflüstert. Wir sprechen über den Fall.“
    „Ah, ja! Das verschwundene Porträt. Und welche Spuren habt ihr beide letzte Nacht noch finden können?“ Sein finsterer Blick war auf sie gerichtet, sein humorloses Lächeln wirkte wie eine Maske. Dann endlich sah er seinen Bruder an. „Du hast deinen Zug ja sehr schnell gemacht, Bruder! Aber das überrascht mich nicht.“
    Sein Tonfall war so höhnisch, dass Francesca es mit der Angst zu tun bekam. Jemand musste Hart erzählt haben, dass sie gestern Abend mit dem Commissioner unterwegs gewesen war. „Ich brauchte gestern Abend Hilfe. Dich hatte mein Dilemma ja nicht interessiert, auch wenn ich dir das nicht vorhalten kann – schließlich hattest du einen schweren Schock erlitten! Aber ich konnte mich wohl nicht in aller Seelenruhe auf den Heimweg machen, solange mein Porträt in einer Galerie hängt!“
    Er zuckte mit den Schultern. „Ich mache dir keinen Vorwurf daraus, dass du versuchst, deinen Ruf zu beschützen, Francesca.“
    Sein kühler Blick war ihr zuwider, weil sie dann nicht erkennen konnte, was er in Wahrheit dachte oder fühlte. „Nun, dafür bin ich dir dankbar. Trotzdem ist es nun wirklich nicht das erste Mal, dass Rick und ich zusammenarbeiten, Hart.“
    „Stimmt. Aber es ist euer erster gemeinsamer Fall, seit wir uns getrennt haben.“ Seine Worte unterstrich er mit einem kurzen, eisigen Lächeln.
    Ihr schauderte angesichts der Erkenntnis, dass sich nichts geändert hatte. Hart war nicht an einer Versöhnung interessiert.
    „Und, Francesca? Ich glaube, mein tugendhafter Bruder hat recht. Liebe hat nichts mit Lust zu tun. Seine Frau liebt ihn nicht. Sie hat ihn noch nie geliebt.“
    Ich muss mit Hart unter vier Augen reden,

Weitere Kostenlose Bücher