Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
habe gehört, dass sie im westlichen Teil der Stadt arbeiten soll, in einem Bordell, das von zwei Gentlemen betrieben wird. Es soll ziemlich günstig in der Nähe der El liegen. Aber wo genau das ist, kann ich dir nicht sagen. Mehr als das weiß ich nicht.“
Francesca hatte bereits ihren Notizblock gezückt und schrieb mit. Es würde vielleicht eine Weile dauern, doch wenn Rose die Wahrheit sprach, würde sie dieses sündige Haus früher oder später schon finden. Nachdem sie alles notiert hatte, sah sie auf. „Vielen Dank, Rose.“
„So viel Theater um ein Gemälde“, murmelte die kopfschüttelnd.
Francesca beugte sich auf ihrem Sitz in der Kutsche vor, als Harts beeindruckendes Haus hinter den Steinmauern und Eisengittern zum Vorschein kam. Mit einem Lächeln auf den Lippen nahm sie zur Kenntnis, dass die Dinge sehr gut liefen. Sie hatte einen Hinweis auf Dawns momentanen Aufenthaltsort, und Dawn wusste vielleicht, wohin Solange Marceaux entschwunden war. Rose hatte von dem Porträt nie zuvor etwas gehört, Daniel Moore dagegen verschwieg ihr ganz eindeutig etwas. Sie wollte einen Blick auf sein Bankkonto werfen und mehr darüber erfahren, wie schlecht es finanziell um ihn bestellt war. Und morgen würde sie dafür sorgen, dass sie die beiden Randalls ein für alle Mal von ihrer Liste der Verdächtigen streichen konnte: Sie würde Henrietta im Gefängnis besuchen. Vermutlich entpuppte sich das Gespräch als reine Routine, mit Sicherheit ließ sich so etwas jedoch nie sagen. Da die Philadelphia University den Sommer über geschlossen war, musste sie einen anderen Weg finden, um zu erfahren, wo sich Bill in der Zeit aufhielt. Schließlich wollte sie mit ihm auch noch reden.
Die Kutsche bog in die lange Auffahrt ein, die zu Harts Haus führte. Dabei fiel Francesca auf, wie nervös sie mit einem Mal wieder war. Doch die Bestie war zumindest vorläufig in ihre Höhle zurückgekehrt, und sie und Hart waren letztlich trotzdem Freunde – auch wenn er vielleicht noch bereuen würde, das gesagt zu haben. Seufzend begann sie zu lächeln, dann jedoch ermahnte sie sich. Zufrieden konnte sie erst sein, wenn sie das Gemälde gefunden hatte und sie und Hart wieder verlobt waren.
Im nächsten Moment kam die Kutsche vor dem Haus zu stehen, Francesca stieg aus und lief die Treppe hinauf. An der Tür wurde sie von Alfred empfangen, der sehr erfreut zu sein schien, sie zu sehen. „Mr Hart ist in der Bibliothek, Miss Cahill.“
Sie strahlte ihn an und zog ihre Handschuhe aus. „Das war heute ein sehr guter Tag, Alfred.“
„Das kann man Ihnen ansehen. Soll ich Sie zur Bibliothek bringen?“
„Nein, danke, ich kenne den Weg. Wie geht es Mr Hart? Ist noch jemand zu Hause?“ Sie wusste, früher oder später würde es zu einer Begegnung mit seiner Familie kommen.
„Er scheint wieder ganz der Alte zu sein, Miss Cahill. Heute hängen keine dunklen Wolken über seinem Kopf, und es ist auch niemand sonst im Haus.“
Zufrieden lief sie den Korridor entlang und fragte sich, ob Hart die Ermittlungsarbeit genauso viel Spaß bereitet hatte wie ihr. Doch als sie sah, wie er in den Flur trat und ihr ein Stück weit entgegenkam, da begann sie auf einmal zu zaudern. Er machte eine so ernste Miene, dass sie nicht zu sagen vermochte, ob er verärgert oder amüsiert war. „Hast du mich gegenüber Rathe und Grace verteidigt?“, fragte sie und lächelte nervös.
Er erwiderte das Lächeln nicht. „Ich habe ihnen einen Teil der Wahrheit gesagt.“
„Ehrlich währt eben nun einmal am längsten, und das Beste ist, möglichst dicht bei den Fakten zu bleiben.“
„Bist du nervös?“, fragte er weich.
„So gut wie gar nicht! Hart, ich brauche jetzt einen guten Scotch.“ Mit einem Mal fühlte sie sich verunsichert und fast schon eingeschüchtert. „Kann ich reinkommen?“
„Nein.“
Sie atmete tief durch. „Sei nicht albern, Hart! Wir sind doch schließlich Freunde, oder hast du das bereits vergessen?“ Mit wild pochendem Herzen ging sie an ihm vorbei in Richtung Bibliothek.
Plötzlich fasste er ihren Arm und drehte sie zu sich herum. „Du besitzt mehr Kühnheit und Mut als jeder andere Mensch, den ich kenne.“
„Freunde trinken gemeinsam einen guten Scotch.“ Sie lächelte ihn an. „Du kannst mir nicht widerstehen.“
Sie dachte, in seinen Augen Belustigung aufblitzen zu sehen.
„Glaubst du wirklich, du kannst versuchen, mich zu manipulieren?“
„Du magst deinen Scotch so gern wie ich, wenn nicht sogar noch
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