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Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)

Titel: Bevor der Tod euch scheidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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den Schienen. Während Raoul das Zaumzeug der beiden vorderen Pferde festhielt, bis die letzten Waggons die Stelle passiert hatten, hielt sich Francesca die Ohren zu.
    Langsam nahm sie die Hände runter und musste husten, da der Qualm ihr ins Gesicht wehte. Hart hatte darauf bestanden, dass sie für den Rest des Tages seine Kutsche benutzen sollte, während er mit einer Droschke heimgefahren war. Er wollte ein Bad nehmen und sich umziehen, immerhin trug er noch immer das Gleiche wie am Abend zuvor. Zu gern hätte sie ihn gefragt, was er die Nacht über gemacht und mit wem er die Zeit verbracht hatte, aber das wagte sie letztlich doch nicht.
    Das Gebäude, vor dem sie jetzt stand, war äußerlich völlig unauffällig. Die Gegend ist ein ungewöhnlicher Standort für ein Bordell, überlegte sie. Die Nachbarschaft bestand in erster Linie aus Fabriken, Nähereien und Lagerhäusern. Die wenigen Fußgänger, die unter der El hindurch die vierzehnte Straße überquerten, waren eindeutig Fabrikarbeiter. Die Frauen waren in schlichte karierte Kleider gekleidet, die Männer trugen dunkle Hosen und Baumwollhemden. Auf den Straßen waren nur Lastenkutschen und Karren unterwegs, alle voll beladen mit Kisten und Fässern.
    Zwangsläufig fragte sich Francesca, welche Kundschaft dieses Bordell wohl anlocken wollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Rose sich mit einem gewöhnlichen Arbeiter abgeben wollte. In der Hoffnung, dass es nicht so sein würde, ging Francesca die Treppe hinauf und betätigte mehrmals den Türklopfer. Nach einer Weile wurde ein Guckloch geöffnet, und sie sah in ein Paar brauner, rot unterlaufener Augen. „Wir haben geschlossen“, sagte eine Frauenstimme, und dann wurde das Guckloch zugeschlagen.
    Abermals klopfte Francesca. „Ich muss mit Rose Cooper reden! Wenn Sie mich nicht hereinlassen, werde ich mit der Polizei herkommen.“
    Der Schlüssel wurde im Schloss umgedreht, dann ging die Tür auf. Francesca erblickte eine sehr müde aussehende beleibte Frau um die vierzig, die einen Morgenmantel trug. Ihr Haar war grellrot gefärbt.
    Francesca fand sich in einem beengten, kargen Flur wieder, zur Linken führte eine Treppe nach oben, am Ende des Flurs war ein in Dunkelrot gehaltener Salon zu sehen.
    Dieses Etablissement war Welten von Solange Marceaux' elegantem Herrenhaus entfernt, und sogar Madame Pinkes Bordell hatte im Vergleich hierzu noch vornehm gewirkt. Früher war Hart einer von Roses Stammkunden gewesen, doch das endete in dem Moment, als er sich mit Francesca verlobte. Sie wusste, er hatte nur die exklusivsten Bordelle der Stadt aufgesucht, deren Klientel sich aus den Mächtigsten und Reichsten der Stadt zusammensetzte. Niemand aus diesen Kreisen würde auch nur einen Fuß in diese Absteige setzen.
    „Ich kenne keine Rose“, erklärte die Frau.
    Francesca seufzte. Es war bereits spät, und sie freute sich darauf, ihre Schuhe auszuziehen, einen guten Scotch zu trinken und mit Hart über den Tag zu reden, der hinter ihnen lag. Sie fragte sich, ob sie das wohl hinbekommen würde. Aber wie er selbst gesagt hatte, besaß sie exzellente Überredungskünste.
    Sie öffnete ihre Handtasche, nahm die Pistole heraus und richtete sie auf die Frau, die prompt blass wurde. „Ich bin nicht zu Spaßen aufgelegt. Mein Ruf hängt an einem seidenen Faden. Sagen Sie Rose bitte, Francesca Cahill muss sie dringend sprechen. Ich werde im Salon auf sie warten.“
    Die Frau brummelte etwas vor sich hin, warf dann aber die Eingangstür zu und schloss ab. Nach einem letzten wütenden Blick in Francescas Richtung ging sie schwerfällig und leise murmelnd die Treppe hinauf. Zweifellos beschimpfte sie Francesca als arrogant und verrückt, was sie unwillkürlich grinsen ließ.
    Während die Frau ihrer Bitte nachkam, sah sich Francesca aufmerksam um und öffnete die einzige Tür, die auf dem Weg zum Salon vom Flur abzweigte. Dahinter verbarg sich ein Speisezimmer, die Wände waren in Olivgrün tapeziert, die Vorhänge wiesen eine ähnlich abscheuliche Farbe auf, und auf dem Boden lag ein verschossener goldfarbener Teppich. An dem ovalen Tisch fanden sechs bis acht Gäste Platz, vermutlich wurde er für Abendessen in Gesellschaft der Prostituierten genutzt. Langsam trat sie rückwärts in den Flur.
    „Na, sieh mal an! Francesca“, sagte Rose abfällig.
    Francesca drehte sich zu der Frau um, die hinter ihr stand und die Hände in die Hüften stützte. Rose Cooper war eine gut aussehende Frau, ihre Haut hatte einen

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