Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
ihm mal heimgezahlt! Dieser Moment der Demütigung – das war einfach unbezahlbar!“
„Ich konnte Calder immer gut leiden.“
„Hmm, vermutlich, weil du die einzige Frau bist, mit der er nicht geschlafen hat.“ Bartolla setzte eine Unschuldsmiene auf und fügte hinzu: „Denn das hätte das Ende deiner Beziehung mit Rick bedeutet, und zwar ein für alle Mal.“
Leigh Anne wünschte, Peter wäre da, um ihr noch einen Drink einzuschenken. „Die beiden verstehen sich inzwischen besser“, entgegnete sie schließlich.
„Von wegen! Die beiden hassen sich wie die Pest. Francesca hat Bragg von Anfang an geliebt. Sie hat ihn zuerst geliebt, bevor du zurückgekehrt bist und darauf bestanden hast, deine Ehe weiterzuführen. Ich weiß es! Ich war dabei!“ Sie genoss es sichtlich, Leigh Anne all diese Dinge unter die Nase zu reiben. „Siehst du nicht, was hier geschieht? Rick wird sich ganz ihr zuwenden, wenn du weiterhin den hilflosen und griesgrämigen Krüppel spielst!“
Darauf konnte Leigh Anne nichts erwidern. Bartolla hatte in jedem Punkt recht.
„Ich will nicht, dass du ihn verlierst“, sagte Bartolla und setzte sich auf den Platz, der ihrem Rollstuhl am nächsten war. „Du musst dich zusammenreißen.“
Leigh Anne wünschte, sie könnte einfach aufstehen und aus dem Zimmer gehen, um Bartolla nicht länger zuhören zu müssen. Wenigstens ein Teil von ihr wollte auch nicht, dass sie Rick verlor, das wurde ihr jetzt bewusst. Aber sie verabscheute, was aus ihr geworden war. Francesca Cahill war für ihn die ideale Ehefrau. Wenn Rick sie für diese Detektivin verließ, wäre das für alle Beteiligten die beste Lösung. Ausgenommen natürlich für den armen Calder Hart. „Würdest du mir noch einen Sherry einschenken?“, fragte sie.
Bartolla stand auf und nahm ihr Glas mit. „Der Gedanke, Rick zu verlieren, scheint dich nicht besonders in Aufregung zu versetzen, Leigh Anne.“
„Ich bin zu erschöpft, um mich aufzuregen.“
Verdutzt schüttelte die Countess den Kopf. „Du hast mehr verloren als nur die Kontrolle über deine Beine. Du tust mir wirklich leid. Wenn ich mich nicht völlig irre, wird Francesca dir schon sehr bald Rick abspenstig gemacht haben.“
Leigh Anne fragte sich, ob Bartolla damit wohl recht hatte und ob es sie selbst überhaupt kümmerte. Und sie überlegte, ob sie allein mit den Mädchen würde leben können. Mit einem Mal fühlte sie sich wie erschlagen. Sie brauchte ihr Laudanum, oder aber sie nahm etwas von dem Morphium, das ihr bisheriger Krankenpfleger für sie beschafft hatte. Das war viel, viel besser als Laudanum.
„Natürlich könnte es Francesca dann passieren, dass sie auch die meiste Zeit über allein ist“, gab Bartolla auf einmal zu bedenken. „Sarah ist seit einer Weile so außer sich. Sie kriegt sich kaum noch ein, und das alles nur, weil dieses Porträt gestohlen wurde.“
Es fiel Leigh Anne schwer, Bartollas wilden Gedankensprüngen zu folgen.
„Du weißt doch, dass Hart ein Porträt von Francesca in Auftrag gegeben hatte und dass es gestohlen wurde, nicht wahr?“ Sie begann zu lachen. „Mein Gott, hat das vielleicht für Unruhe gesorgt!“
Leigh Anne trank ihren zweiten Sherry aus. „Ja, ich kann mich vage daran erinnern, dass Rick davon sprach.“
„Hat er dabei auch erwähnt, dass Francesca am Ende sein wird, wenn dieses Porträt jemals öffentlich gezeigt wird?“
„Nein, nicht dass ich wüsste“, gab sie zurück.
„Ach, natürlich hat er dir davon nichts gesagt. Schließlich beschützt er sie ja.“
„Ich glaube, du solltest jetzt gehen“, forderte Leigh Anne sie auf. Sie hielt dieses Taktieren nicht länger aus, sie war müde und wollte ihre Ruhe haben. Sie wollte den Rest des Abends in einem Zustand verbringen, in dem sie von ihrer Umgebung nichts mehr wahrnahm.
Bartolla beugte sich vor. „Das Porträt ist äußerst kompromittierend. Es ist ein Aktgemälde, Leigh Anne! Wenn es je irgendwo auftaucht, kann sie sich in unseren Kreisen nicht mehr blicken lassen.“
Die Worte trafen Leigh Anne wie ein Schlag ins Gesicht, und sie konnte den Schock nicht verbergen.
„Wie ich sehe, hattest du keine Ahnung!“ Fröhlich gab Bartolla ihr einen Kuss auf die Wange. „Wenn wir uns nicht mehr sehen, wünsche ich dir schon jetzt einen schönen 4. Juli!“
Wie benommen sah Leigh Anne ihr nach, als sie zur Tür stolzierte. Dort angekommen, drehte sich Bartolla noch einmal zu ihr um. „Wie gesagt, leg etwas Rouge auf, es sei denn, du willst
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