Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Ring abzulegen, so wie du es mir ja auch empfohlen hattest. Freust du dich nicht, dass ich mich deinen Argumenten anschließe, Calder?“
Sein Blick war unverändert rätselhaft. „Das heißt, du nimmst dir zum ersten Mal in deinem Leben einen Ratschlag zu Herzen, anstatt deinen eigenen Neigungen zu folgen? Du beschließt, dich an die veränderten Umstände anzupassen, anstatt wie üblich verbohrt auf dem zu beharren, was du willst?“
„Und woher willst du wissen, wie sich meine Neigungen jetzt gestalten?“ Sie lehnte sich zurück und zwang sich zur Ruhe, obwohl ihr Täuschungsmanöver sie nervös machte. „Schließlich bin ich in der Lage, ein vernünftiges Argument als solches zu erkennen, Calder. Ich bin sogar stolz darauf, dass ich dazu fähig bin.“
„Du hast es mir selbst gesagt“, hielt er dagegen. „Du hast gesagt, du wirst den Ring niemals abnehmen und ihn bis ins Grab tragen. Und das hast du mit sehr viel Leidenschaft erklärt.“
Einen Moment lang zögerte sie, aber sie wusste, sie durfte jetzt nicht nachgeben und ihm sagen, wie sehr sie ihn in Wahrheit doch liebte.
„Das habe ich am Samstagabend gesagt, heute sehe ich das anders. Connie hat mir ins Gewissen geredet, so wie du ja auch. Und jetzt, nachdem ich mich etwas beruhigt habe, ist mir auch klar, wie verschieden wir beide sind. Unsere Verlobung war ein überhasteter Schritt gewesen, und vermutlich haben wir beide in dem Moment nicht logisch überlegt.“
Er sah sie an, als hätte sie ihm eine Reise zum Mond vorgeschlagen. „Du hast dich noch nie um die Logik gekümmert, was unsere Beziehung angeht.“
Ihr Puls raste, während sie zum letzten Schlag ausholte, der ihn hoffentlich überzeugen würde. „Wir sind dazu bestimmt, Freunde zu sein … gute Freunde … Freunde für die Ewigkeit! Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir dazu bestimmt sind, mehr als das zu sein.“
„Tatsächlich?“ Er zog die Brauen hoch, als könne er ihr nicht so recht glauben.
„Ja, tatsächlich.“ Sie lächelte ihn wieder an. Diese Runde war doch offenbar an sie gegangen, also sollte sie noch schnell einen Haken folgen lassen. „Schließlich beruht eine gute Ehe doch auf gemeinsamen Interessen und gemeinsamen Zielen, nicht wahr?“
„Vermutlich hast du recht.“
Sie strahlte vor Freude. Hart glaubte ihr! Also hatte sie es geschafft, ihn zu überzeugen.
„Worüber freust du dich so?“, wollte er wissen und sprach dabei ganz leise.
Rasch verkniff sie sich ihr Lächeln und erklärte mit Unschuldsmiene: „So ist mir unsere Beziehung viel lieber. So sind wir beide gleichberechtigt. Es war nicht sehr schön für mich, in Tränen aufgelöst zu sein und angekrochen zu kommen.“
„Du bist nie angekrochen gekommen“, widersprach er ruhig. „Außerdem bist du eine dreiste Lügnerin.“
Sie stutzte. „Hast du mich gerade als Lügnerin bezeichnet?“
„Oh, entschuldige bitte“, sagte er, während er sie vielsagend angrinste. „Das war schrecklich unhöflich von mir! Andererseits hast du die letzten fünf Minuten damit zugebracht, mir eine auswendig gelernte Rede zu präsentieren, obwohl du in Wahrheit so spontan bist wie keine andere Frau, die ich kenne.“
Er glaubte ihr nicht? „Bist du jetzt wütend, Calder?“, fragte sie zaghaft.
„Warum sollte ich wütend sein? Ich wurde vor der versammelten Gesellschaft der Stadt von meiner Braut versetzt, und die Frau, die ich heiraten wollte, schwebt jetzt wegen meiner lasterhaften Wünsche in großer Gefahr. Meine Exverlobte brennt darauf, nichts weiter zu sein als eine gute Freundin, und dabei vergisst sie völlig unsere sehr ungewöhnliche Vergangenheit. Ach, hatte ich vergessen zu erwähnen, dass vermutlich mein Bruder für all das verantwortlich ist? Ohne den lieben Bill wären wir als Ehepaar auf dem Weg nach Frankreich. Aber natürlich ist da noch die Tatsache, dass ich letzten Endes derjenige bin, der dieses Kartenhaus zum Einsturz gebracht hat.“ Mit diesen Worten verfiel er in mürrisches Schweigen.
Francesca verfluchte sich dafür, ihm aufgetischt zu haben, mit der Trennung einverstanden zu sein. Sie konnte einfach nicht mit Gewissheit sagen, ob er ihr nun glaubte oder nicht. War er verletzt? Wütend? Es schien nicht so. Calder zu verletzen war das Letzte, was sie wollte! Hätte sie doch bloß nicht auf Connies Ratschlag gehört! Aber sie wollte diesen Mann zurückgewinnen, und das würde sie auf keinen Fall erreichen, wenn sie ihn anflehte. Plötzlich bemerkte sie, dass er sie auf eine
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