Bevor der Tod euch scheidet (German Edition)
Ihre Stimme hatte kehlig geklungen, und sie beide wussten, was das bedeutete.
„Du bist wie eine Katze, die neun Leben hat. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie viele du davon bereits aufgebraucht hast.“
Sein Tonfall hatte etwas Angespanntes an sich, der Grund dafür war ihr jedoch nicht klar. Sie hoffte, er spürte auch den Zauber, der sie beide gegenseitig anzog. Und sie konnte nur hoffen, dass nichts von dem, was er am Samstagabend zu ihr gesagt hatte, tatsächlich so gemeint war. Und dass er sie nicht nur immer noch liebte, sondern mehr begehrte als jede andere Frau. Durch das Fenster sah sie die Einfahrt zu ihrem Haus. Sie schwieg und legte die Hände gefaltet in den Schoß.
„Ich werde Rick anrufen, sobald ich im Haus bin“, erklärte sie.
Er griff nach ihrer linken Hand und sprach leise: „Dir hätte heute etwas zustoßen können.“
„Aber das ist nicht geschehen.“
„Musst du dich unbedingt vor eine fahrende Lokomotive werfen?“
„Da war weit und breit keine Lokomotive zu sehen. Ich wollte mich nur mit einem Erpresser treffen.“
Er hatte ihre Hand noch nicht losgelassen und drückte sie jetzt sogar etwas fester. „Ich glaube, ich brauche auch einen Drink.“
Francesca saß wie erstarrt da, schließlich fragte sie behutsam: „Willst du damit andeuten, wir sollten ein Glas von einem sehr alten und sehr edlen Scotch trinken?“
„Werde ich den Tag bereuen?“, gab er verhalten zurück.
„Wir können über den Fall sprechen und überlegen, was wir morgen unternehmen müssen“, schlug sie ihm lächelnd vor. Ganz andere, romantische Gedanken gingen ihr durch den Kopf, doch dann erinnerte sie sich an den Ratschlag ihrer Schwester und ergänzte rasch: „Wir können das natürlich auch morgen beim Frühstück besprechen.“
Er kniff argwöhnisch die Augen zusammen. „Dann ist dir ein Frühstück morgen früh also lieber?“
„Das habe ich nicht gesagt. Du weißt, wie sehr ich einen guten Scotch zu schätzen weiß.“ Als von ihm keine Reaktion kam, fuhr sie fort: „Du sollst bloß nicht denken, dass ich irgendwelche heimlichen Absichten hege. Das ist alles.“
„Stimmt das?“, hakte er nach.
„Ja, natürlich“, beteuerte sie prompt und lächelte. Warum hatte er sie noch immer nicht nach dem Ring gefragt? „Was ich damit sagen will, ist, dass ich sehr eindringlich über unsere Beziehung nachgedacht habe.“ Sie wartete auf seine Erwiderung, doch als nichts kam, sagte sie: „Ich laufe dir nicht hinterher, Calder!“
Nach wie vor ließ sein Blick keinen Rückschluss darauf zu, was in ihm vorging. Und auf den von ihr ausgeworfenen Köder hatte er auch noch nicht reagiert. Seufzend redete sie weiter: „Ich beginne, deine Argumente zu verstehen. Und ich beginne sogar zu glauben, dass du völlig recht hast.“
Er war die Ruhe selbst, als er fragte: „Willst du damit sagen, du hast deine Meinung geändert, was uns beide angeht?“
Sie musste schlucken. Es zählte nicht zu ihren Stärken, anderen etwas vorzumachen. Aber Connie hatte auf diesem Gebiet weitaus mehr Erfahrung als sie und wusste, wovon sie redete. „Unsere Freundschaft schätze ich sehr. Sie bedeutet mir alles.“ Das entsprach immerhin der Wahrheit. „Ich kann mir ein Leben ohne diese Freundschaft nicht vorstellen.“
„Fahr bitte fort.“
„Unsere Freundschaft ist mir wichtiger als das Verlangen, das wir beide geteilt haben.“ Sie lächelte ihn an und staunte, wie leicht es ihr fiel, diese Lüge auszusprechen. „Nachdem du zu deinem Entschluss gekommen warst, was unsere Verlobung angeht, ist mir klar geworden, dass mein Stolz es niemals zulassen würde, dir hinterherzulaufen oder dir nachzustellen. Dann stellte ich mir die Frage, ob du wohl recht hast. Als Freunde verstehen wir uns großartig und kommen bestens miteinander aus, aber als Liebende scheinen wir uns ständig zu streiten.“ Na bitte! Das hörte sich doch ganz hervorragend an.
Ohne seinen Blick von ihr abzuwenden, rief er Raoul zu: „Wir fahren sofort nach Hause.“ Dann fragte er sie: „Spielst du mit mir, Francesca?“
„Ich bezweifele, dass irgendeine Frau jemals mit dir spielen könnte.“
„Und deshalb trägst du meinen Ring nicht mehr? Du stimmst mir also zu, dass es zwischen uns vorbei ist?“
Sie holte tief Luft. „Wir sind zwei grundverschiedene Charaktere, findest du nicht?“
„Ja, das sind wir“, pflichtete er ihr bei.
Sein mangelnder Widerspruch machte ihr das Ganze nicht leichter. „Meine Schwester riet mir, den
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