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Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Bevor du stirbst: Roman (German Edition)

Titel: Bevor du stirbst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe , Åsa Träff
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sagt sie mit einer Stimme, die so scharf ist wie ihre Absätze.
    Micke erwidert meinen Blick, sieht leidend aus.
    »Ich dachte, du bist heute Abend mit diesem Ulrik verabredet?«, fragt Agneta jetzt und mustert ihre langen Nägel, wie um sich davon zu überzeugen, dass die wirklich fest sitzen.
    »Später«, sagt Micke, ohne sie anzusehen.
    »Und was macht ihr also?«
    Micke gibt keine Antwort.
    »Na, dann lasst euch mal nicht stören«, murmelt sie, kehrt uns den goldfarbenen Rücken zu und lenkt ihre scharfen Schritte zurück nach oben.
    Er sieht mich an, nickt.
    »Du musst mit dem Hund los«, sagt er langsam, betont jede Silbe.
    Ich ahne, was jetzt kommt, lausche gespannt nach oben. Dann kommt es.
    »Miiiicke, du musst noch mit dem Hund los. Vergiss das nicht.«
    Er schaut mich vielsagend an.
    »Jeden Tag dasselbe. Verstehst du, wie nervig das ist?«
    Abermals leert er sein Glas mit der Routine eines Mannes, der lange und zielstrebig trainiert hat.
    »Warum?«, frage ich. »Warum bleibst du hier? Du musst doch viele Möglichkeiten gehabt haben, auszuziehen und dein eigenes Leben aufzubauen?«
    Er schaut mich mit ausdruckslosem Blick an.
    »Es kommt nicht immer so, wie man sich das gedacht hat.«
    »Wie meinst du das?«
    Er gibt keine Antwort. Kratzt sich im Schritt, schaut mit leerem Blick die Wand hinter mir an. Ich beschließe, noch einen Versuch zu machen, um die Rede auf Stefan zu bringen.
    »Micke, was ist 1988 eigentlich passiert?«
    Er erstarrt, sagt aber nichts.
    »Ich glaube, du willst das erzählen. Ich glaube, dass etwas passiert ist, das du seither mit dir herumschleppst. Etwas, das dein Leben verändert hat. Weshalb … nicht alles so gekommen ist, wie du dir das gedacht hattest.«
    Er sitzt noch immer still auf dem Sofa, ohne ein Wort zu sagen. Kleine Schweißperlen sind auf seiner Stirn und seiner Oberlippe zu sehen. Ich beuge mich zu ihm vor, lege ihm leicht die Hand auf die Schulter. Dann flüstere ich ihm ins Ohr:
    »Stefan würde wollen, dass du es sagst.«
    Plötzlich scheint sein Körper in sich zusammenzusacken, etwas in ihm scheint nachzugeben. Als ob plötzlich jemand eine Zeltstange wegzieht, und die eben noch so robuste Konstruktion bricht zusammen. Er schließt die Augen und legt den Kopf in den Nacken, plötzlich sieht er aus wie ein sehr alter Mann.
    »Ihr wart vier. Heute sind zwei tot«, sage ich.
    »Drei sind tot«, sagt er müde.
    »Drei?«
    »Auch ich bin damals gestorben. 1988 war das Jahr, in dem ich gestorben bin«, sagt Mikael Arvidsson und gießt sich neuen Wein ein.

Stockholm 1988

Das Gewitter hatte sich verzogen, und die Luft war gesättigt vom Duft von frischgefallenem Sommerregen und von Flieder. Üppige Blütendolden hingen regenschwer und nass in den gepflegten Villengärten. Das Haus im Amorväg war halb verborgen hinter mannshohen Thujen und Silbertannen. Der Plattenweg durch den Garten führte an Beeten vorbei, in denen abgeblühte Narzissen sich mit Tulpen drängten. Das Gras stand schon zu hoch und signalisierte, dass Gartenpflege in der weißen Villa nicht mehr ganz oben auf der Tagesordnung stand.
    Stefan trug vier Pizzakartons und Ulrik eine Tüte mit Getränken und eine mit Salat. Anders öffnete die Tür, noch bevor Stefan klingeln konnte.
    »Ah, hallo, Jungs. Essen, wunderbar.« Er lächelte strahlend, zeigte seine weißen Zähne.
    Als sie das Haus betraten, kam Agneta Arvidsson aus der Küche. Sie trug ein winziges weißes Kleid und hochhackige weiße Pumps. In der Hand hielt sie eine kleine Reisetasche. Sie sah gestresst aus, lächelte Stefan und Ulrik nur kurz an, dann stellte sie die Tasche ab und lief wieder in die Küche, wo Mikael an der Anrichte herumlungerte, die die Küche vom Speisebereich trennte.
    »Männlein, ich geh jetzt.«
    Agneta beugte sich vor und strich ihm mit der Hand über die Wange, schob einige rotbraune Haarsträhnen beiseite. Die Röte wuchs schnell auf Mickes Wangen, wie ein Rotweinfleck auf einer Tischdecke, er wich zurück. Agneta sah diese Reaktion, für einen kurzen Moment schien sie zu lächeln. Stefan wandte sich ab. Er hatte das Gefühl, etwas Privates zu erleben, etwas, das ihn nichts anging.
    »Ich bin morgen ungefähr um diese Zeit wieder hier. Passt auf euch auf und stellt nichts an.«
    Sie wandte sich von Micke ab und musterte die anderen.
    »Kümmert euch um Micke und macht keine Dummheiten.«
    Sie lachte die Jungen an, und hinter ihr trat Micke von einem Fuß auf den anderen und starrte die braune Küchenuhr an,

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