Beweislast
unseres Hauses bin ich nur peripher befasst.«
»Und auf den Baustellen, die Sie betreuen, ist alles, was das Personal anbelangt, ordnungsgemäß gelaufen?«
»Soweit ich das überblicken konnte, ja. Aber es obliegt nicht meinem Aufgabenbereich, die Dokumente meiner Arbeiter zu überprüfen.«
Ein aalglatter Bursche, dachte der Anwalt. Er wollte in Eckerts Vorleben, was Schwarzarbeit anbelangte, nicht tiefer einsteigen. »In den Akten«, so änderte er die Stoßrichtung, »da finden sich zahlreiche Fotos, die Herr Grauer von Baustellen der Firma Pottstett-Bau angefertigt hat. Einmal hat er sogar ein Auto mit ausländischem Kennzeichen abgelichtet. Was sagen Sie dazu?«
Eckert zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Meine Baustellen kann man jederzeit fotografieren und überprüfen. Ich hab da kein Problem damit.« Manuel ging gelassen und sachlich seine notierten Punkte durch, kam immer wieder auf den Verdacht der Schwarzarbeit zu sprechen und versuchte, Eckert mit dem Vorwurf zu provozieren, den Abend vor der Brandstiftung falsch darzustellen. Doch der Zeuge blieb hartnäckig dabei, dass es damals keine Konfrontation mit Ketschmar gegeben habe. Als Manuel zum wiederholten Mal nachhakte, fuhr der Staatsanwalt dazwischen: »Ich glaub, das hat der Zeuge bereits beantwortet.«
Muckenhans war sofort um Sachlichkeit bemüht: »Ich bin auch der Meinung, dass der Zeuge sich sehr wohl bewusst ist, was er uns gesagt hat.« Mit einem scharfen Blick zu Eckert fügte er hinzu: »Und sich auch der Tragweite seiner Aussage bewusst ist.«
»Dann beantrage ich seine Vereidigung«, forderte Manuel, wartete aber die Reaktion des Gerichts nicht ab, sondern schob noch eine Frage nach: »Ich hätte noch gerne gewusst, Herr Eckert, haben Sie Kontakt zu Ost- oder Südosteuropäern?«
Der Angesprochene lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Wer hat das heutzutage nicht?« Sein Lächeln war gezwungen. »Ich weiß nicht, was diese Frage soll.« Er sah Hilfe suchend zum Vorsitzenden, doch der mahnte: »Sie sollten die Frage des Herrn Verteidigers beantworten.«
Manuel wurde deutlicher: »Sie haben also Kontakt zu Personen aus östlichen Ländern?«
»Ja«, kam es zurück, »manche Betriebe aus unserer Branche bedienen sich Subunternehmern aus dem Osten. Das ist kein Geheimnis. Der Kostendruck, den uns die Politik auferlegt, zwingt uns dazu, billigere Arbeitskräfte …« Muckenhans wollte das Gespräch nicht abdriften lassen, weshalb er dazwischenfuhr: »Sie kennen also Personen aus dem Osten. Haben wir das so richtig verstanden?«
»Jawoll«, bestätigte Eckert.
Manuel ergriff wieder das Wort. Er wollte einen Frontalangriff riskieren und ansprechen, was er von Häberle wusste. »Ist es richtig, dass Ihre Partnerin aus Polen stammt?«
Eckerts Blick verfinsterte sich. Mit dieser Frage schien er nicht gerechnet zu haben. Wieder versuchte er, die Gunst des Vorsitzenden zu gewinnen. Doch der lächelte ihm nur milde zu. »Sie brauchen mich nicht anzusehen. Ich weiß die Antwort nicht.«
Der Zeuge wirkte irritiert und wandte sich der Anklagebank zu. Nach kurzem Zögern nickte er: »Das ist richtig, ja.«
»Dann hab ich keine weiteren Fragen mehr«, erklärte Manuel sachlich, »ich beantrage aber, den Zeugen zu vereidigen und ihn nochmal auf seine Wahrheitspflicht hinzuweisen. Er sollte wissen, dass sich im Laufe des Verfahrens noch Dinge ergeben könnten, die er jetzt bedenken sollte.«
Kurzes Schweigen. Der Staatsanwalt durchbrach es mit scharfem Unterton. »Wenn die Verteidigung etwas weiß, das von Belang ist, dann wäre es sinnvoll, dies uns allen preiszugeben.«
»Sie werden verstehen«, entgegnete Manuel ebenso scharf, »dass sich die Verteidigung ihre eigene Strategie aufgebaut hat.«
Muckenhans war erneut um Ausgleich bemüht und wandte sich an den Zeugen: »Haben Sie Ihrer bisherigen Aussage noch etwas hinzuzufügen?«
Eckert schüttelte wortlos den Kopf.
»Dann darf ich Sie bitten, sich zu erheben. Wollen Sie mit oder ohne religiöse Formel schwören?«
»Mit«, kam es knapp zurück.
»Sie schwören, dass Sie die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt haben. Heben Sie die rechte Hand und sprechen Sie mir nach: ›Ich schwöre es – so wahr mir Gott helfe.‹«
Eckert wiederholte es. Ihm standen jetzt Schweißperlen auf der Stirn.
66
Häberle war mit einem Aktenkoffer voller Unterlagen nach Ulm gefahren, hatte den Audi in der sündhaft teuren Tiefgarage ›Salzstadel‹
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