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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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erzählt, er sei beim Herausfahren aus Ihrem Hof mit dem Kotflügel gegen Holzstämme geschrammt.« Häberle drehte sich um, konnte jedoch keine entdecken.
    »Mag sein«, antwortete Schorsch knapp, »die sind da drüben g’legn.« Er deutete an jene Stelle hinüber, an der der unbefestigte Boden des Innenhofs in die asphaltierte Zufahrtsstraße überging.
    »Und wo sind sie jetzt?«
    »Hinter der Scheune.« Schorsch deutete zu Faro hinü­ber. »Ich hab sie am Samstagmorgen rübergefahren – zum Sägen.«
    »Dürfen wir sie mal sehen?«
    Schorsch zuckte verständnislos mit den Schultern. »Wenns gewünscht wird.«
    Er zog die Haustür ins Schloss und ging bedächtig am Wohngebäude entlang zur Scheune, wo sich Faro mittlerweile niedergelegt hatte, um sich von dem Tobsuchtsanfall zu erholen. Häberle und Linkohr folgten dem Bauern, der eine hölzerne Tür öffnete, und sie durch die Scheune führte, in der ihnen der Duft von Heu und Tieren entgegenschlug. Die drei Männer zwängten sich an einem Mähdrescher und anderen landwirtschaftlichen Geräten vorbei, um die rückwärtige Gebäudefront zu erreichen. Dort gab es ein zweiflügliges Tor, das auf ein umzäuntes Wiesengrundstück hinausführte. Schorsch deutete auf einen Stapel Holzstämme, die zwischen fünf und zehn Meter lang sein mochten. »Das sind sie«, sagte er.
    Häberle und Linkohr hatten sie mit wenigen Schritten erreicht und erkannten sofort, dass sie die Spurensicherung nicht zu rufen brauchten. Die Rinden der Stämme waren derart verkratzt und zerschunden, dass es unmöglich wäre, irgendwo Lackabtragungen von Ketschmars Auto zu finden.
    »Wie haben Sie die denn hier rübergebracht?«
    »Das macht mein Sohn«, erklärte Schorsch, »… mit der Spezialmaschine. Wir haben nämlich auch ’nen Wald.«
    Linkohr zeigte sich interessiert. »Sie verkaufen Brennholz?« Er deutete auf eine größere Sägemaschine und bereits zersägtes Stammholz.
    »Isch ein gutes Gschäft«, lächelte der Alte, »die Leut entdecken die heimischen Rohstoffe wieder.« Sein Grinsen ließ eine Reihe rauchgelber Zähne erkennen. »Das Öl kann gar net teuer genug werden.«
    Häberle bekräftigte ihn in seiner Vermutung, dass Holz noch ein einträgliches Geschäft werden würde: »Dafür sorgen allein schon die Ölspekulanten. Und zwischendurch wird irgendein Krieg im Nahen Osten diesen skrupellosen Geschäftemachern neue Milliarden bescheren.« Der Kriminalist sah zu den vernebelten Hängen hinauf und entdeckte am Ende des Wiesengrundstücks eine weitere Scheune, die jedoch neueren Datums zu sein schien. »Sie haben gebaut?«
    Schorschs Miene versteinerte sich. »Mein Sohn, ja«, antwortete er und wandte sich der Tür zu, »ein neuer Stall für die Milchküh.« Während er bereits die alte Scheune wieder betrat, fügte er hinzu: »Man muss investieren heut. Nur die Großen überleb’n.«
    Häberle und Linkohr waren ihm gefolgt. »Und wer sich gegen den Strom stellt, kommt um dabei – so ist es doch«, schlussfolgerte der Chefermittler, worauf Schorsch bei dem Mähdrescher stehen blieb und sich umdrehte. Das fahle Licht in diesem Raum ließ seine Falten im Gesicht wie schwarze Gräben erscheinen. »Die Politiker gehn über Leichen«, sagte er langsam. »Das solltet doch grad Sie wisse, Herr Häberle.«

25
     
    Monika Ketschmar war mit den Nerven am Ende. Sie saß schluchzend und in sich zusammengesunken am Esszimmertisch, während ihr Schwiegersohn mehrere Notizblätter vor sich liegen hatte und Chrissi in der Küche Kaffee kochte. Das junge Paar war um die Mittagszeit nach Donzdorf geeilt, nachdem Manuel zwei Termine beim Landgericht Ulm erledigt hatte.
    »Die Kripo hat also das Auto überprüft«, stellte der junge Anwalt sachlich fest. »Hat man dir gesagt, was sie gefunden haben?«
    Seine Schwiegermutter schüttelte den Kopf und drückte sich ein Papiertaschentuch auf die Augen. »Kein Wort.«
    »Bei Gerd waren sie aber noch nicht?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Ich hab ihn vorhin erst angerufen. Er hat panische Angst, dass sie ihn einsperren.« Monika zitterte und begann hemmungslos zu weinen. »Warum können sie ihn nicht in Ruhe lassen?«
    Manuel rückte seinen Stuhl zu ihr her und legte seinen linken Arm um ihre Schulter. »Das sind jetzt ganz normale Ermittlungen«, erklärte er ruhig, »das hat gar nichts zu bedeuten.«
    Aus der Küche, wo die Kaffeemaschine dampfte und blubberte und angenehme Düfte aufsteigen ließ, schaltete sich Chrissi in das Gespräch ein:

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